Zwei deutsch-argentinische Zeitschriften in der Senckenberg-Bibliothek, Universität von Frankfurt am Main
Das Mitteilungsblatt des Jüdischen Hilfsvereins wurde ab 1934 von deutschsprechenden Juden herausgegeben, die 1941 den Namen zu Filantropía änderten, als man anfing, auch spanischsprachige Texte einzubringen. Von dem Mitteilungsblatt finden sich bislang keine Exemplare in anderen Bibliotheken und in der Senckenberg-Bibliothek fehlen einige Nummern. Es enthält in seinen ersten Jahrgängen Daten und Diskussion zu den Aufgaben des Hilfsvereins, wie die Erkundung einer deutsch-jüdischen Kolonisierung in Jujuy (II [1935]/18: 5-7; 19: 4-11). Dabei zeigte sich, dass hinsichtlich Klima und Bodenbeschaffenheit Patagonien vorzuziehen sei. Auch wird über die Anfänge der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Choele Choel (II [1935]/17: 4-8; III [1936]/23: 6-7; /29: 5b-6a) und über den Besuch Stefan Zweigs und Emil Ludwigs anlässlich des Kongresses des Penclub berichtet (III [1936]/32: 5-7 y 7-16), wobei Texte von beiden eingeschoben sind. Es kommen auch politisch-gesellschaftliche Themen ohne Argentinienbezug zur Sprache, wie der Nachruf auf die österreichische jüdische Feministin und Pädagogin Bertha Pappenheim (III [1936]/29: 14-20).
Eine zweite Seltenheit aus dem argentinisch-deutschen Umfeld in der Senckenberg Bibliothek ist die Zeitschrift La Plata Rundschau, die zu Ende des 19. Jh. von dem Freimaurer Simon Ostwald herausgebracht wurde. Die beiden dort erhaltenen Bände dieser Zeitschrift waren für die öffentliche Bibliothek des Barons Carl Mayer Rothschild gekauft worden und sind später an die Universität Frankfurt gekommen. Es handelt sich um die Jahrgänge II und III (1896 und 1897). Der erste Band dieser Zeitschrift ist im Ibero Amerikanischen Institut in Berlin erhalten (Nr. 1-38, 1895-1896).
Während der frühere Band in Frankfurt deutlich von deutschen Publikationen abhängt, hat die La Plata Rundschau in ihrem dritten Jahr eine Reihe von argentinisch-deutschen Themen veröffentlicht. 1897 nahm sie Jahresberichte verschiedener Institutionen auf, wie den des Deutschen Hospitals (wobei historische Einzelheiten zur Sprache kommen), den ersten Jahresbericht des deutschen Männerchors in Buenos Aires, dirigiert von R. Oltman, und den des Zithervereins. Viele Seiten sind den von Carl Zedlitz-Weyrach verfassten humorigen Spaziergängen durch Buenos Aires gewidmet. Der Verfasser war Architekt und Ingenieur. Er hat in den 1890er Jahren im Hafen von La Plata für die Firma G. Luther, Braunschweig, das Elektrizitätswerk Berisso gebaut (heute Staatseigentum unter Denkmalschutz, jedoch völlig verfallen). Weitere Beiträge sind von deutschen Naturwissenschaftlern, wie Ludwig Herperath, Staatliche Univ. Córdoba.
Es handelt sich bei diesen Zeitschriften um Einzelstücke. In Argentinien könnten jedoch Exemplare erhalten geblieben sein, falls sie nicht wegen Unkenntnis der Sprache vernichtet wurden.
RR (Aus Mitteilungsblatt VII / 7 -2020)
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