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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA


Sommerliche Lesefrüchte. Die heißen Monate, in denen Buenos Aires sich leert und Fußgänger und Autofahrer sich frei bewegen können, schenken auch Zeit für Lektüre. Einige Bücher sind in unser Blickfeld geraten. Zunächst erweitern wir einen kurzen Artikel über ein schon 2018 erwähntes Buch, und besprechen dann eins, das wegen seiner problematischen Ideologie eine eingehendere Analyse verdient: Benjamin Bryce: Ser de Buenos Aires. Alemanes y Argentinos y el surgimiento de una Sociedad Plural. Biblos 2019 (Benjamin Bryce. To belong in Buenos Aires. Germans, Argentines and the rise of a Pluralist Society. Stanford Univ. Press 2018)

Dieses Buch wurde schon letztes Jahr kurz im Mitteilungsblatt V, Nr. 4 (Juni 2018), als “Ein lange erwartetes Buch aus Toronto” besprochen. Da ging es um den Paternalismus der deutschen Unternehmer, die, wie es heißt, “selbsternannte” Führungskräfte der Gemeinschaft sind. Eine genauere Lektüre hat gezeigt, dass die eigentliche und wirklich bedeutende These, die ist, dass die sogenannten “deutschen” Institutionen im Lande nicht deutsch seien, sondern deutsch-argentinisch. Da sie im Ausland entstanden, konnten sie die Strukturen und Bedingungen des fernen Deutschland nicht einfach nachahmen. Die Zweisprachigkeit, die Gesetze des Gastlandes und das alltägliche Umfeld prägen den ganz eigenen Charakter dieser Vereine, Kirchen und Schulen. Diese aufschlussreiche These mit ihrer neuen Sicht auf diese Institutionen könnte zu erheblichen Neueinschätzungen der Einwanderungsgeschichte führen. Durch sie erhält das Aufnahmeland, das argentinische Umfeld, eine stärkere Rolle gegenüber dem Anspruch, den echten deutschen Geist zu repräsentieren, wie allgemein angenommen. So ist die gleichzeitige Zugehörigkeit der Institutionen zu zwei Kulturen das, was Bryce in seinem Buch zu untersuchen anregt. Hiermit definiert er eine Facette, die bereits verschiedene Forscher –wie Robert Kelz, Germán Friedmann und andere– zu fassen versuchten. Bryce schlägt eine Lösung vor, indem er die bikulturelle Bindung der verschiedenen von ihm untersuchten Institutionen unter die Lupe nimmt.

Aus Mitteilungsblatt VI/1-2019

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