Workshop. Krieg, Kulturbeziehungen und Bilder: Der Zweite Weltkrieg in lateinamerikanischer Sicht
Der Workshop wurde am 2.8.2019 vom Institut für Hochschulstudien in Sozialwissenschaften (IDAES) und dem Studienzentrum für Politische Geschichte (EPYG) von der UNSAM und der Gruppe Geschichtsstudien zum Krieg vom Institut Ravignani der Universität Buenos Aires organisiert. Es gab 25 Teilnehmer, darunter Geschichtswissenschaftler, Filmspezialisten und -kritiker, Kommunikations- und Bildwissenschaftler, darunter zwei brasilianische Teilnehmer. Die Themen: der Übergang von der Deutschenliebe zum Deutschenhass im Bereich des Films in Argentinien während und nach dem Weltkrieg; die Verbreitung von Propagandafilmen der Nazis im Lande durch deutsche Verteiler, wie UFA und Bavaria Film; die Vorführungen in Kinos wie Monumental, Ambassador, Paramount u. a. Weiterhin die Unterwanderung der argentinischen Filmindustrie von Deutschland aus und die Rolle der Diplomaten und Spione der USA dabei, der Einfluss der USA und deren Ausnützung der Filmkrise für politische Zwecke, die Konkurrenz zwischen der deutschen Agfa und den amerikanischen Firmen Kodak und Duperial, die proclaim lists, also Schwarze Listen der Filmindustrie und die Arbeit des argentinischen Überwachungskomitees. Verbotene Filme (von denen es ca. 70 gab) wurden genannt, wie z.B. Der alte und der junge König (Hans Steinhoff), Schwarze Rosen (Paul Martin), Verräter (Karl Ritter), aber auch Antinazifilme wie Der große Diktator (Charles Chaplin), Bekenntnis eines Nazispions, dem eine wahre Geschichte zugrunde liegt, und Hitlers Niederlage, zur Entnazifizierung nach dem Krieg. Es gab eine Untersuchung über Dokumentarfilme und Genozid, und zeitgenössische Filme wie Unter der Welt, der teils in Argentinien gedreht wurde und dem eine wahre Geschichte zugrunde liegt (drei Überlebende einer jüdischen Familie emigrierten 1952 nach Buenos Aires), und Wakolda. Letzterer wurde mit Die Kinder aus Brasilien und dem Film von Echevarría, Pakt des Schweigens, verglichen, um die Frage aufzuwerfen, ob es sich um dokumentarische, historische Filme, Fiktion oder um ein Misch-Genre handelt. Einige zeitweise in Argentinien ansässige Deutsche, wie Kurt Land (ein österreichischer Szenograph und Filmemacher) oder Pablo Tabernero (ein Filmfotograf, der in Berlin als Paul Weinschenk geboren wurde) haben die argentinische Filmgeschichte mitgeprägt. Für den Centro DIHA wäre es von großem Interesse, wenn ein Forscher über deutsche Filme in Argentinien während der Jahre des Nationalsozialismus arbeiten würde, und über deren Wirkung auf die deutschsprachige Gemeinschaft. Hierbei könnten die argentinischen Publikationen in deutscher Sprache als Grundlage dienen.
MB
(Aus Mitteilungsblatt VI/6-2019)
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