Carl Schulz. Erinnerungsbuch auf Spanisch. Para toda la familia. Mi vida con Jutta. Buenos Aires: Edición privada (2011)
2011, nach dem Tod seiner sehr geliebten Frau Jutta, hat Carl Schulz einigen Freundinnen seine Lebensgeschichte diktiert. Bei einem Besuch hatten sie das Album mit Fotos der Familie und Zeitungsausschnitten über seine Zeit 1946 in Schweden gesehen und ihn dazu ermutigt, seine Lebensgeschichte zusammenzustellen und zahlreiche Familienfotos mit einzuschließen. Schulz war der Sohn deutscher Immigranten, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts nach Argentinien gekommen waren. Als jüngster von drei Kindern wurde Carl 1923 geboren. Er ging auf deutsche Schulen und lernte seine spätere Frau in der Goethe Schule kennen. Beide beschlossen 1943 Lehrer zu werden, da es an Deutschlehrern mangelte. Sie arbeiteten zunächst an der Friderikus Schule in Vicente López, heirateten und bekamen drei Kinder.
1946 gründete Schulz zusammen mit dem damaligen Besitzer der Tageszeitung Freie Presse das sogenannte Baltische Komitee. Im Einvernehmen mit der Politik des damaligen Präsidenten Perón war Schulz als Vermittler bei der Auswanderung Deutscher mit falschen Papieren über Schweden nach Argentinien tätig. Zu diesen gehörte die Gruppe Tank, Flugzeugbauingenieure, die in Córdoba den Pulqui, das erste argentinische Jagdflugzeug, bauten. Zurück in Argentinien arbeitete Schulz für “einen gewissen Fuldner”, dem Gründer des Werks CAPRI (das, wir fügen dies hier im Mitteilungsblatt hinzu, mehreren profilierten Nazis Arbeit verschaffte). Er war für dieses Unternehmen in Tucumán an einer Studie für Bewässerung und Stromerzeugung tätig, die über 300 Leute beschäftigte. Diese Zeit der Zusammenarbeit mit nach Argentinien geflüchteten Nazis ist in dem Text nur kurz behandelt und vermittelt keine neuen politischen oder personenbezogenen Kenntnisse. Die Erzählung geht in den zeitlich näher liegenden Szenen mehr ins Detail. In Buenos Aires arbeitete Schulz bei verschiedenen Industrieunternehmen, dann an der Gartenstadt Schule, die deutsche Schule in Palomar, einem Vorort von Buenos Aires. Er war Vorsitzender des ehrwürdigen, ca. 1880 von Österreichern gegründeten Maria Luisen Kinderheims (*), und organisierte den Umzug des Heims von Aldo Bonzi in ein Heim in Villa Ballester (beide nahe der Hauptstadt in der Provinz Buenos Aires), ehe es später das alte Gebäude des Instituto Ballester bezog. 1975 wurde ihm für seine Verdienste um die Bundesrepublik das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. Carl Schulz enthält sich der Reflexionen über die bewegten Zeiten, die er als Bürger Argentiniens durchlebte. Aber er zeigt, dass er stets nach seiner Überzeugung handelte und in der deutschsprachigen Gemeinschaft eine führende Rolle spielte, geachtet und geliebt von den Menschen seiner Umgebung.
(Aus Mitteilungsblatt VI/6-2019)
RL
(*) Zur Geschichte des Maria Luisen Kinderheims gibt es einen Artikel in der Sondernummer vom 29. April 2019 des Argentinischen Tageblatts.
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