Theophil Schmid, ein protestantischer Missionar in Patagonien
Nach dem kürzlich vom Centro DIHA erworbenen Buch von Theophil Schmid über die patagonischen Indianer (Misionando por Patagonia Austral 1858-1865. Usos y Costumbres de los Indios Patagones. Buenos Aires: Academia de la Historia 1964), kam Schmid (ca. 1834-1875) aus Württemberg, hatte in der Schweiz studiert und war dort Theologe geworden. Er arbeitete in Patagonien als Mitglied der Londoner South American Missionary Society, die seine Berichte und Briefe in ihrer Zeitschrift The voice of pity in South America veröffentlichte. Die Mission führte ihn zunächst nach Punta Arenas und von dort unter die Festlandindianer an verschiedenen Punkten zwischen der Nordküste des Magellankanals bis nach Carmen de Patagones. Schmids ursprüngliche Aufgabe war es, die Sprache dieser Nomaden zu studieren, jedoch bekam er von der Gesellschaft die Erlaubnis, auch zu missionieren. Er arbeitete zusammen mit dem Katecheten Johann Friedrich Hunziker. Sie lebten monatelang bei den Indianern in deren Zeltdörfern, brachten einigen der Kinder schreiben und lesen bei. Schmids Briefe und sein Bericht über die Sitten der patagonischen Indianer (Tehuelches) unterrichten über ihre Sprache(n), Kleidung, Jagd, das Umherziehen. Auch über die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern: Transport und der häufige Auf- und Abbau der Zelte oblag den Frauen, ebenso sind Essgewohnheiten, Wohngelegenheiten und Begräbnisse Frauensache. Schmid erkannte die religiöse Dimension im Aberglauben der Tehuelches nicht. Er schreibt über die fehlende geistige Disziplin seiner Zöglinge und die Abwesenheit eines abstrakten Vokabulars. Wie der Herausgeber des spanischen Textes, Melcíades Alejo Vignati, in zahlreichen Anmerkungen nachweist, enthalten die Berichte viele Einzelheiten, die in anderen zeitgenössischen Berichten (z. B. bei George Ch. Musters oder Ramón Lista) fehlen oder anders dargestellt werden. Die Texte Schmids zeigen das Leben der Indianer: Die längst selbstverständlich gewordene Verwendung von Pferden; die Tauschgeschäfte: Ñandúfedern und Felle gegen Branntwein. Das Trinken war das große Problem – leider fiel es diesen Missionaren nicht ein, wie 100 Jahre früher in Misiones dem Jesuiten Florian Paucke, das Matetrinken einzuführen.
Obschon einige der Missionarsfamilien, wie die Bridges, dort Fuß fassten, war bekanntlich der protestantischen Mission in Patagonien kein Glück beschieden. RR
(Aus Mitteilungsblatt VII / 2 -2020)
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