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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA


Ella Brunswig, die die Briefe des Buches Ella und der Gringo mit den großen Füssen (1996) verfasst hatte, und ihre Familie haben diese Briefe in verschiedenen Etappen transkribiert, um sie allen Familienmitgliedern und Freunden zugänglich zu machen. Kürzlich hat sich - nachdem schon in unserem Cuaderno 2 darüber berichtet wurde - eine weitere Fassung der Briefe gefunden: Unsere ersten Jahre. Briefe aus Patagonien von Ella Brunswig, eine polykopierte Ausgabe ohne Illustrationen von 1979, die Maria Bamberg korrigiert hatte. Jetzt ist ersichtlich, dass sie später massive Änderungen in ihrer Ausgabe von 1995/96 vorgenommen hat. Die Briefe gehen bis 1929, es werden also dem bekannten ersten Jahr die sechs Jahre hinzugefügt, während der die Familie auf der Estancia Chacayal lebte, in der Nähe von San Martín de los Andes. Die Briefe enthalten viele neue Einzelheiten, die den Kulturschock veranschaulichen. In einem Abschnitt des Briefs vom 15-22. 1. 1928 schreibt Ella über zwei junge Deutsche, die Chacayal aufgesucht haben und dort Ellas Gastlichkeit genießen konnten. “Bei näherem Zusehen kam heraus, dass es von ihren Vätern abgeschobene Jungens waren, die sich von Rio de Janeiro bis hierher durch - na, sagen wir - geschlagen hatten. Wilde Ideen von Buchschreiben, Kinovorstellungen geben, Photograph sein spukten in ihnen, bloß zu ordentlicher Arbeit hatten sie keine Lust. Dabei hatten sie weder Pferd noch Sattel noch Geld, sondern erbettelten sich letzteres zum Reisen. Sie hatten eine Art Subskriptionsliste, die Gelder, die sie bekamen, verwendeten sie aber nicht etwa zu “Studienzwecken”, sondern verjubelten und vertan sie in übelster Weise. […] Hermann hat heute eine Warnung vor ihnen in eine deutsche Zeitung geschrieben. Es ist ja auch eine Schande fürs Deutschtum. Dabei sind es Kinder aus guter Familien, aber wohl eben Produkte der Kriegserziehung ohne Vater.” (S. 216-17) Ein neuer Fall von jungen Nestbeschmutzern, die von ihren Familien nach Amerika abgeschoben wurden, wie etwa Karl Rossmann, der Protagonist des Romans Amerika von Franz Kafka, oder ein Schwager Thomas Manns, dessen Geschichte von den Germanisten Walter und Inge Jens 2006 in ihrem Buch Auf der Suche nach dem verlorenen Sohn –die Südamerika-Reise der Hedwig Pringsheim 1907/08, Reinbek: Rowohlt-Verlag, untersucht wurde.


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