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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA

Kurze Nachricht vom 6. Kolloquium über “Vereine und Institutionen der deutschsprechenden Gemeinschaften in Argentinien”

Die Tagung fand programmgemäß am 7. und 8. Juni in den Räumen der Fundación Pasaje, die von der Staatlichen Universität von San Martín (UNSAM) zur Verfügung gestellt wurden, in der Humberto Primo 865 in der Hauptstadt statt. Auf dem Programm, das in der vorhergehenden Ausgabe dieses Mitteilungsblattes aufgelistet war und auch bei uns per Mail angefordert werden kann, standen 15 Vorträge, denen sich interessante Diskussionen anschlossen. Große Aufmerksamkeit erregte mehrfach die schwierige - und bisher ungelöste - Frage nach dem Nationalsozialismus in Argentinien. In den Diskussionen wurde dankbar die Formulierung des Soziologen und Autors Germán Kratochwil aufgegriffen, dass das Leben in der Fremde für den Einzelnen viel komplexer ist als in der Heimat, wodurch die in der Heimat herrschende Ideologie nicht gleichwertig zur Geltung kommen kann.

Die Tagung war als wissenschaftliche Tagung geplant, wurde aber durch die Beiträge von vier Vertretern großer Bonaerenser Vereine im letzten Teil gewissermaßen zu einem bewegenden historischen Moment, da über deren Werdegang und Daseinsberechtigung gesprochen wurde. Zunächst sprach Horacio Walter vom Freien Lehrstuhl zur Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen in Argentinien (Staatliche Universität La Plata), der den Weg der Wolgadeutschen über Russland nach Argentinien und ihr allmähliches Sichtbarwerden hier im Lande beschrieb; dann sprach Dr. Pedro Sadler, Jurist und Vertreter des Jüdischen Hilfsvereins (AFI), zur Situation der alteingesessenen Juden und ihrer Hilfsaktionen für die Hitlerflüchtigen; Rudi Hepe von der FAAG, dem Dachverband der deutschsprachigen Vereine, stellte den Verband mit seinen ursprünglichen Zielen und seiner heutigen Bestimmung vor, und schließlich beschrieb Germán Lehrke die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Schulen (AGDS). Dr. Thomas Leonhardt kommentierte später dazu, es handle sich um ein bisher nicht vorgekommenes Zusammentreffen dieser Institutionen, weil grundlegende Differenzen die Mitteleuropäer von den Volksdeutschen und die Anhänger des Dritten Reiches von jenen getrennt hätten, die aus sogenannten “rassischen” oder politischen Gründen aus ihrer Heimat verjagt wurden. Die Forschungsthemen Kolonisierung, deutsch-argentinische Zusammenarbeit, das Deutsche Hospital im Roman, das deutsche Theater in Buenos Aires, der Wandel der Zeiten in verschiedenen Vereinen in Mendoza und Misiones, bei letzteren Schweizer Vereine, sowie das Industrieerbe in Liebig, Provinz Entre Rios, haben das Kolloquium sehr bereichert.

Aus Mitteilungsblatt V/4-2018

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