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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA

Die Sammlung wächst

Aus den Restbeständen der Institución Cultural Argentino Germana (ICAG) haben wir jetzt drei Protokollbücher des Deutschen Volksbunds für Argentinien bekommen. Dieser Verein war 1916 von deutschen Beamten in Buenos Aires gegründet worden, mit der Absicht, während des 1. Weltkriegs ihren Landsleuten zu helfen. Er bestand später bis zur offiziellen Schließung 1945 weiter und nach dem Zweiten Weltkrieg kann man unter diesem Namen noch Aktivitäten nachweisen, wenigstens in der Provinz Chaco. Der Volksbund war vor allem im Landesinneren tätig, er hat sich weitgehend mit den Problemen der Kolonisten befasst und verteilte unter der weit verstreuten und unverbundenen deutschsprachigen Bevölkerung der Provinzen Materialien zur Pflege der Erziehung und Kultur, vor allem in seiner Monatsschrift Der Bund und seinem Jahrbuch des Deutschen Volksbundes, die in deutscher Sprache erschienen. Man muss anmerken, dass, obwohl seine Führungskräfte, deutsche Beamte, überzeugte Nationalisten waren, diese Publikationen nicht etwa, wie man vermuten könnte, intensive nationalsozialistische Propaganda betrieben, sondern dass sie sich mit gewissen Ausnahmen abseits der Politik hielten. Unter den erwähnten Protokollbüchern ist besonders eines von geschichtlichem Interesse, das auf 60 Seiten die Sitzungsprotokolle der letzten zwei Jahre dieses Vereins enthält. Es ist unschätzbar, denn fast ausnahmslos sind die Protokollbücher der Vereine aus diesen Jahren verloren oder verschollen, sei es weil sie nach dem Zweiten Weltkrieg als Teil der deutschen Besitztümer beschlagnahmt wurden, oder weil sie in Privathäusern aufbewahrt wurden, um sie von der Beschlagnahme zu retten. Wir bekamen auch einen Teil der Dokumentation des Verbandes Deutscher Ingenieure in Argentinien (VDI A), der nach mehr als hundert Jahren seines Bestehens jetzt seine Türen schließen muss. Die Mitteilungsblätter des VDI A von 1938 bis 2003 (mit der bewussten Pause zwischen 1944 und 1957) sowie die Jahresberichte 1913 bis 1944 (es fehlen allerdings die Jahre 1912, 1915, 1921 und 1932), und zwei Protokollbücher (in deutscher Sprache!), die die Jahre 1957 bis 1973 umfassen, werden nun für wissenschaftliche und andere Zwecke in unserem Archiv zur Verfügung stehen.

Ernst August von Fersen hat dem Archiv seine Erinnerungen in vier großen Mappen abgeheftet übergeben. Diese Mappen enthalten die Lebensgeschichte dieses preußischen Adeligen, der im Zweiten Weltkrieg als Offizier an der Front war, mit vielen Fotos und dazwischen gehefteten Originaldokumenten. Er kam 1952 nach Argentinien, und hat jahrzehntelang an verschiedenen Metallkonstruktionen gearbeitet. Jetzt lebt er 95-jährig mit seiner Ehefrau im Altenheim Champaquí, Villa General Belgrano (Provinz Córdoba). In einer beneidenswerten Aktivität schreibt er weiter und läuft und radelt seine Runden durch den Ort, daneben ist er ein guter Unterhalter. Das Leben von Fersens, seine Kindheit und frühe Jugend in Preußen und in den Internaten für den Landadel, seine Jahre und Erlebnisse als Soldat, der sich voll für das Vaterland einsetzte ohne Nationalsozialist zu werden und sein Leben in Argentinien werden mit vielen Details lebhaft erzählt. Es ist besonders wertvoll, das Original dieses, als Werk der Familie zugedachten, Lebensbildes mit all seinen Fotos und Dokumenten erhalten zu haben.

(Aus Mitteilungsblatt IV/1-2017)

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