top of page
Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Aus den Regalen des Centro DIHA

Ein Band des Wochenblatts / Ein wahrer Fund

Zu Heiligabend brachte unser Freund Adolf Schänzle eine dicke Schwarte zu einem Umtrunk mit. Es waren, in grünes Kunstleder gebunden, vier Monate der La Plata Post, dem Wochenblatt, das von 1884 bis 1945 die in Argentinien weitverbreiteste deutschsprachige Zeitung begleitete, die Deutsche La Plata Zeitung.

Ein konservatives, kaisertreues, später einem etwas abgedämpften Nationalsozialismus –wie ihn der damalige Herausgeber, Emilio Tjarks, für die Auslandsdeutschen und die argentinischen Deutschenfreunde als tragbar erachtete – huldigendes Blatt. Der große grüne Band enthält die Nummern 1676 (15. August 1916) – /1695 (26. Dezember 1916), entspricht also zwanzig Wochen des ersten Weltkriegs. Man muss wissen, dass dieses Wochenblatt in der argentinischen Nationalbibliothek erst ab 1919 vorhanden ist; nur das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart besitzt die Kriegsjahre komplett.

Aussichten für das CENTRO DIHA. Es handelt sich bei dem erwähnten Geschenk als solches um einen Schatz. Außerdem aber belebt es die Aussichten für unsere Arbeit im Archiv. Die damit verbundene Geschichte ist faszinierend: auf einer Estancia in San Luis in einer Truhe, die lauter alte Zeitschriften und Bücher enthielt, wurde, soweit uns bisher bekannt als Einziges, dieser Band gerettet, vielleicht, weil er so gut erhalten ist. Diese Art von Schriften und ihr möglicher Verlust sind es ja, warum Centro DIHA gegründet wurde. Wer bei sich zuhause oder in seiner Zweitwohnung Schachteln oder Schubladen mit alten Papieren entdeckt, sollte wissen, dass wir in unserem Archiv bereit sind, mit den Besitzern den Inhalt solcher Möbel durchzuschauen, denn wer sagt uns, dass nicht andere Papiere, auch wenn sie weniger gut aussehen, ebenfalls großen historischen Wert haben können? Wie klug war es, jedenfalls diesen Band aufzubewahren. Wir sind zum Beispiel auf der Suche nach mehreren alten deutschsprachigen Zeitungen aus Argentinien. So wünschten wir wenigstens einige Exemplare des Argentinischen Boten aus den Jahren 1885-1896 zu finden (die ersten anderthalb Jahre liegen im Archiv der Familie Alemann, und fünf oder sechs weitere Nummern sind über die Welt verstreut). Auch vom argentinischen Vorwärts (der in Buenos Aires von 1886 bis 1901 erschien) fehlen ganze Jahre und Monate und ebenso von anderen Zeitungen jener Zeit, die historisch belegt sind, aber von denen kein Exemplar auf uns gekommen zu sein scheint. Der oben geschilderte Fund zeigt, dass in Privathäusern noch Exemplare sein können. Diese werden nicht immer heil und wohlkonserviert sein, aber selbst wenn sie vielleicht schäbig aussehen, kann es sich um einzige Exemplare handeln, die zur Zeit unbekannt sind.

Aus Mitteilungsblatt II/1-2015

1 visualización0 comentarios

Comentários


bottom of page