Im 19. Jahrhundert kamen zunächst deutsche Soldaten, Kaufleute und Handwerker nach Argentinien, erst in der zweiten Jahrhunderthälfte wurde die deutschsprachige Einwanderung (zunächst vor allem die schweizerische und etwas später die Russlanddeutsche) einigermaßen zahlreich. Die Menschen, die ankamen, fanden sich nicht so leicht in der neuen Umgebung zurecht. So gründeten wohlmeinende Herren Vereine, um ihren Landsleuten bei der Eingliederung in Argentinien zu helfen. Nacheinander entstanden vor diesem Hintergrund drei Vereine:
Der Verein zum Schutz Germanischer Einwanderer wurde 1882 von Ernst Bachmann, einem Redakteur der Deutschen La Plata Zeitung, zusammen mit den Zeitungsleuten Hermann Tjarks und Moritz Alemann, dem Buchhändler und Verleger Ernst Nolte, dem Architekten Karl Altgelt, den Kaufleuten Theodor Hegenbarth und Gustav Mayer, dem Bankier Ernst Tornquist unter anderen gegründet. Er hieß auch “Verein zur Förderung Germanischer Einwanderer”, und seine Tätigkeit ist durch Jahresberichte mindestens bis zur Nr. 54 aus dem Jahr 1936 belegt. Haupttätigkeit dieses Vereins war zunächst die Orientierung der Einwandernden im Lande, dann später die Arbeitsvermittlung für Landsleute, die durch den 1. Weltkrieg und den damit verbundenen Ausschluss Deutscher aus englischen und US-amerikanischen Firmen ihre Arbeit in Argentinien verloren hatten. Nach dem Ende des Krieges halfen sie Neueinwanderern Arbeit zu finden. Im Jahresbericht Nr. 46 aus dem Jahr 1928 wurde über diese Tätigkeit eine Statistik veröffentlicht.
Der Verein brachte 1905 das Buch Argentinien als Ziel für germanische Einwanderung heraus. Zusammen mit dem im Jahr 1916 gegründeten Deutschen Volksbund gab der Verein im Jahr 1920 einen Berater für deutsche Einwanderer nach Argentinien heraus. Aber schon bald danach entzweiten sich die beiden Vereine wegen sich überschneidender Interessen wieder. Der Deutsche Volksbund war eine übergreifende, über die Deutsche Botschaft vom Reich geförderte Institution, die materielle Hilfe leistete, aber sich auch besonders der Verbreitung von Kultur und Bildung für die Deutschen im Inneren Argentiniens widmete und die Russlanddeutschen unterstützte. Der Volksbund bestand in einigen Provinzen (wenigstens im Chaco) nach dem 2.n Weltkrieg weiter, jedoch kennen wir keine Veröffentlichungen aus den Jahren nach dem Kriege. Das Jahrbuch des Deutschen Volksbunds, das ab 1925 bis 1945 erschien, und die Monatsschrift Der Bund, 1917 bis 1945, sind weit verbreitete Publikationen gewesen. Sie waren vor allem regionalen Themen aus Argentinien gewidmet. Ab 1935 nahmen sie eine pro-nationalsozialistische Haltung ein, wurden aber nicht direkt zu Propagandaorganen. Johannes Holzer (1882-1939), ein Priester der Erlöserkirche, der auch dem Volksbund angehörte, gründete 1927 in Konkurrenz zu diesem den Bauernbund. Der Bauernbund hat um 1930 weitgehend die Übersiedlung der wolgadeutschen Bauern aus dem notleidenden Gebiet von La Pampa nach dem Chaco, und zwar nach Castelli und Florida, unterstützt, an deren Organisation Pater Holzer maßgeblich beteiligt war. Dieser Bund hat sich aber nicht länger halten können. Im Chaco hat später der Volksbund eine wesentliche Rolle übernommen und man findet in seinen Publikationen interessante Schilderungen des Lebens der Deutschen im Chaco.
Aus Mitteilungsblatt III/6-2016
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