Der INDEC-Index der Konsumentenpreise, mit dem die Inflation allgemein gemessen wird (obwohl er nur einen Teil der Preise von Sachgütern und Dienstleistungen erfasst) verzeichnet im August eine Zunahme von “nur” 2,5%, was immer noch mehr ist, als die USA und die EU bis vor kurzem noch (während vielen Jahren) in einem Jahr auswiesen. Dennoch ist die Zunahme die niedrigste seit Juli 2020. Nach dem Höchstpunkt, der dieses Jahr im März mit 4,8% erreicht wurde, gingen die Zunahmeraten jeden Monat leicht zurück. Die Regierung hofft, dass diese Tendenz auch im Oktober weitergeht, um die Novemberwahlen positiv zu beeinflussen. Die sogenannte “Kerninflation”, erreichte im August 3,1%. Hier werden Produkte ausgeschlossen, deren Preise saisonal stark schwanken oder von der Regierung festgesetzt werden (öffentliche Dienste).
In der Tat wird die Preiszunahme besonders eingedämmt durch Tarifeinfrierungen (an erster Stelle bei elektrischem Strom) aber auch durch Höchstpreise (die als “gepflegte Preise” vertuscht werden, bei denen die Unternehmen zugestimmt haben), und schließlich durch eine Abwertung auf dem offiziellen Devisenmarkt, die in diesem Jahr etwa die Hälfte der des Indices der Konsumentenpreise betrug. Das effektive Preisniveau würde bei Tarifen, die sich mehr an die Kosten der öffentlichen Dienste halten, höher sein, aber die Differenz müsste zum größten Teil auf die Vormonate angerechnet werden. Auf alle Fälle wäre dann der Reallohn (und auch andere Einkommen) noch niedriger.
In 8 Monaten 2021 stiegen die Konsumentenpreise um 32,3%, und in 12 Monaten zum August um 51,4%. Man rechnet somit für das ganze Jahr 2021 mit bestenfalls 45% bis 50%, wobei es aber auch mehr sein kann, wenn sich die hohe Geldschöpfung auswirkt, die die Regierung vorhat.
Im August lagen die höchsten Zunahmen bei Erziehung (+4,2%) und Gesundheitsbetreuung (+4,2%), was auf die Tariferhöhungen bei Privatschulen und privaten Gesundheitsanstalten zurückzuführen ist, die in beiden Fällen stark hinter der Inflation zurückgeblieben waren und jetzt zum Teil aufgeholt wurden. Hierzu sei bemerkt, dass der weitaus größte Teil der Bevölkerung öffentliche Schulen und Hospitäler aufsucht, die unentgeltlich sind, so dass diese Zunahme bei Familien mit niedrigem Einkommen ausgeschlossen werden sollte.
Nahrungsmittel und nicht alkoholische Getränke weisen eine Zunahme von nur 1,5% auf, was u.a. auf Preiskontrollen und das Exportverbot von Rindfleisch zurückzuführen ist, wohl aber auch ein Ergebnis der gedrückten Nachfrage ist. Diese Sparte hat bei Familien mit niedrigem Einkommen eine höhere Wägung, was somit die Zunahme des Indices der Konsumentenpreise für diese auch niedriger macht. Für arme Familien lag zu Zunahme des Indices vom August nicht bei 2,5%, sondern höchstens bei 1,5%. Warum sagt das kein Regierungssprecher?
Die Zunahme in 12 Monaten lag bei Bekleidung (+63,6%), Personentransport (+62,3%), Gesundheitsbetreuung (+57,1%), Restaurants und Hotels (+55,9%), Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken (+53,4%) und alkoholischen Getränken und Zigaretten (+52,2%) über dem Durchschnitt. Bei anderen Sparten, besonders denen, die von eingefrorenen Tarifen beeinflusst werden, lag die 12-Monatszunahme niedriger.
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