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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

August und November 2020: “Charlas argentino-germanas del Centro DIHA”


Der Centro DIHA hat diese Zyklen an den fünf Montagen dieser beiden Monate organisiert und wird voraussichtlich 2021 im März an weiteren fünf Montagen neue Vorträge per Google Meet einrichten, nachdem diese ein erfreulich großes Publikum von jeweils ca. 40, bis gelegentlich über 100 Menschen interessiert haben.

Die Charlas sind informelle Vorträge, die aus dem Themenbereich des jeweiligen Redners früher Bearbeitetes neu beleuchten oder ihm als Vorbereitung auf künftige Publikationen dienen. Informell sind sie bezüglich der Darstellung, in der nicht, wie in einer wissenschaftlichen Arbeit, alle Belege aufgezeigt werden können, so dass, wer aus diesen Charlas etwas zitieren möchte, sich an die Sprecher wenden sollte um die Belege zu erbitten.

Die Vorträge 2020 wurden jeweils mit einem kurzen Hinweis zum Centro DIHA und zur Geschichte der Vortragenden eingeleitet. Die Themen waren vielfältig. Im August wurde behandelt: Der Lebensabriss des Musikers Sigfrid Prager (Silvia Glocer, UBA); Paul Zech, der Dichter und Kulturvermittler (Robert Kelz, The Univ. of Memphis, USA); der Begriff des Deutschtums in der Zeitschrift Phoenix (1921-1939), (Juan Morello, IES Lenguas Vivas, Univ. Nac. de Tres de Febrero); Zeichnungen und Landkarten des Offiziers im Geniekorps Franz Host zu der Eroberung von Patagonien und des Chaco, Ende des XIX. Jahrhunderts (Inés Yujnovsky, Universidad Nacional de San Martín), und die Vorstellung des Heftes Cuadernos del Archivo Nr. 7, über die Immigration Anfang der 1920er Jahre in den Chaco, mit einem Aufsatz von Hans Knoll und Texten von Cissy von Scheele-Willich und Ilse von Rentzell (Regula Rohland, UBA und Centro DIHA). Im November waren die Themen: Dialektformen des Wolgadeutschen (René Krüger, früher ISEDET, jetzt Gualeguaychú); die Argentinienreisen von Eleonore Deiters, der späteren Frau von Vicente Quesada (Lila Bujaldón de Esteves, Univ. Nac. de Cuyo, Mendoza); die Kulturpolitik in Argentinien in den ersten Weimarer Jahren (Hans Knoll, Univ. Nac. de Córdoba); Ada Elflein, eine Argentiniendeutsche zweiter Generation und ihre Reisebücher (Claudia Garnica de Bertona, Univ. Nac. de Cuyo, Mendoza) und die Suche nach den Spuren von Ludwig Ferdinand Ruez in Misiones durch die Wissenschaftlerinnen Marilyn Cebolla Badié (Univ. Nac. de Posadas) und Cecilia Gallero (Conicet und Univ. Nac. de Posadas). Bei den Sprechern handelte es sich um Teilnehmer an den seit 2007 stattfindenden Kolloquien des Centro DIHA und Autoren der Cuadernos del Archivo. Publicaciones del Centro DIHA, die seit vier Jahren herausgegeben werden. Es sind Freunde und Mitglieder des Vereins Centro DIHA im In- und Ausland.

Es wurde, wie die Themen zeigen, eine bunte Palette vorgeführt, die zeigt, dass an der Geschichte der deutschsprachigen Minderheit in Argentinien über die Forschungen der vergangenen Jahrhundertmitte hinaus - vor allem über das historisch verlässliche Buch von Lütge, Körner, Hoffmann, Klingenfuss, Die Deutschen in Argentinien (Verlag Alemann 1981, ins Spanische übersetzt mit Kommentaren 2017 im Verlag Biblos) - noch viel zu präzisieren und einiges hinzuzufügen ist. Es gibt unbeachtete oder ganz unbekannte Texte von Immigranten und Reisenden, wie die von Cissy von Scheele und Ludwig F. Ruez; bisher kaum beachtete Forschungs- und Entdeckungsreisen von deutschsprachigen Militärs, die Beschreibungen und Landkarten hinterlassen haben wie Host aber auch Friedrich Melchert, Arthur Seelstrang u.a.; es gab Musiker, bildende Künstler etc., es gibt Probleme der Information über die Haltung der Vertreter Deutschlands an der Gesandtschaft und späteren Botschaft, und man kann in den in Vergessenheit geratenen Publikationen der deutschen Gemeinschaft vieles über die politische Entwicklung der Leser erkennen. Hinzu kommen die Verdienste der Naturforscher und vielerlei mehr an Themen, die einzeln aufgearbeitet werden müssen um von der vielfältigen Einwanderung von Menschen deutscher Zunge, von ihren Schicksalen und Haltungen ein vollständigeres Bild zu ergeben als das bisher bekannte. Die Bedeutung der volksdeutschen Einwanderergruppen kommt trotz der kulturellen Eigenentwicklung zusätzlich als ein weites Gebiet hinzu, das seit der Arbeit des Deutschen Volksbunds in den Zwischenkriegsjahren und seit dem darauf zurückgreifenden Buch von Lütge, Körner etc. als ein Teil der deutschen Gemeinschaft aufgenommen und studiert wird und neue Gesichtspunkte ermöglicht. Nicht zu vergessen die kulturell so wichtige Einwanderung der Hitlerflüchtlinge und die nachfolgende Welle von alten Nazis und Europamüden.

Die Arbeit des Centro DIHA läuft auf etwas anderen Bahnen als die des auf dem Gebiet der deutschen Südamerikastudien führenden Iberoamerikanischen Instituts (IAI) in Berlin, das eine lange Geschichte hat, ein tausendfach größeres Inventar aufweist, eine beachtliche institutionelle Struktur besitzt und eine ehrwürdige Tradition der Zusammenarbeit mit Partnern in Hispanoamerika pflegt. Die Geschichte der Deutschsprachigen in Argentinien stellt für das IAI nur ein kleineres Gebiet dar, dem Centro DIHA ist sie ein zentrales Anliegen.

Dieser Verein und sein Archiv mit Bibliothek hat zwar in den sieben Jahren seiner Existenz Gestalt angenommen, steckt aber noch in den Kinderschuhen. In ihm werden experimentell neue Themen aufgegriffen und vorgestellt, mit dem Zweck, die argentinische Dimension der Immigration zu erkennen und hervorzuarbeiten und so die deutschsprachige Einwanderung als eigene Farbe in dem Schmelztiegel sichtbar zu machen, als der bildlich gesprochen die argentinische Nation sich darstellt.

Regula Rohland de Langbehn


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