Serien, die von der Ferne träumen lassen
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires (AT) - Das grassierende Coronavirus ruft durch die in vielen Ländern verhängte Quarantäne starkes Fernweh hervor. Besonders in Argentinien wird es einem schwierig gemacht, vom Fleck zu kommen. Tourismus inmitten einer Pandemie wäre auch ziemlich daneben. Wir laden ein, zumindest mit Film und Fernsehen ein wenig zu reisen - dabei auch gerne mal in der Zeit.
Fünfzigerjahre in Rio de Jainero
Starke, unabhängige Frauen, die die Stadt Rio in ihren vollsten Zügen genießen. Der Regie führende Giuliano Cedroni und Heather Roth laden in „Girls from Ipanema“ (Coisa Mais Linda) in eine Welt ein, die schwungvoller nicht sein könnte. Zwischen strukturellen und persönlichen patriarchischen Hindernissen schaffen es Maria Luiza (Maria Casadevall), Adélia (Pathy Dejesus), Lígia (Fernanda Vasconcellos) und Thereza (Mel Lisboa), diese mit gegenseitiger Bestärkung zu überwinden. Sie widersetzen sich äußeren Zwängen mit viel Samba, Sonne und Lebenslust. Die auf Netflix verfügbaren zwei Staffeln der Serie lassen den Zuschauenden in das bunte Rio Ende der 1950er eintauchen. Mit viel Stil und Farbe ist somit zumindest für einige Momente der graue Nebel der Quarantäne verschwunden.
München um 1900
Wer es etwas ruhiger angehen lassen möchte und Deutschlands Nostalgie vermisst, der sollte in die ARD-Mediathek reinschauen. Dort ist zurzeit die Serie „Oktoberfest 1900“ abrufbar. Im tristen und mysteriösen München wird die Historie um das weltweit größte Volksfest aufgedeckt. Zwei Bierbrauerei-Clans kämpfen hier um den wirtschaftlichen Aufstieg und bringen dabei so einige Opfer. Die deutsch-tschechische Serie von Regisseur Hannu Salonen ist makaber und Genuss zugleich; imposante Szenerien und Kostüme sorgen für eine filmische Reise ins deutsche Kaiserreich und machen gleichzeitig Appetit auf einen netten Bierabend. Mišel Matičević, Martina Gedeck und Francis Fulton-Smith sind dabei nur einige erwähnenswerte Namen der Schauspiel-Besetzung.
Paris im Jetzt
Imposante Altbauten, Zigaretten und jede Menge böse Blicke bekommt die US-Amerikanerin „Emily in Paris“ (so auch der Name der Serie) zu sehen. Sie kommt in die als „romantischste Stadt der Welt“ deklarierte Millionenmetropole, um bei einer Marketing-Agentur zu arbeiten. Das Problem dabei: Emily (Lily Collins) spricht kein Wort Französisch. Trotzdem knüpft die charismatische junge Frau schnell Kontakte im fremden Land und verliebt sich in einen französischen Koch (Lucas Bravo), der gleichzeitig ihr Nachbar ist. Jede Menge berufliches und privates Theater misst man in „Emily in Paris“ also nicht. Dazu werden in der von „Sex and the City“-Regisseur Darren Star produzierten Netflix-Serie stets die allerschönsten Ecken der europäischen Großstadt abgefilmt. Mit Stereotypen und Klischees wird nur so um sich gehauen: Die Französinnen und Franzosen sind elegant und fies, Paris ist Romantik und Glamour pur; um für kurze Zeit die eigenen vier Wände komplett auszuschalten eignet sich die Serie also allemal.
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