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Atomenergie in Argentinien

Von Juan E. Alemann

Atucha
Atomkraftwerke Atucha I und Atucha II in Zárate, Provinz Buenos Aires. (Foto: argentina.gob.ar)

Argentinien verfügt gegenwärtig über drei Atomkraftwerke (zwei in Atucha, Provinz Buenos Aires, und eines in Embalse, Córdoba). Die nationale Kommission für Atomenergie befasst sich mit dem Thema, und seit 1976 kommt noch das Unternehmen INVAP hinzu, das unter der Militärregierung von der Provinz Río Negro geschaffen wurde, um Technologie anzuwenden, die sich aus den Forschungen der Atomkommission ergab. INVAP war sehr erfolgreich, und hat sich als technologisches Unternehmen entwickelt, das auch Bereiche umfasst, die nichts mit Kernkraft zu tun haben, wie den Satelliten für Fernverbindungen, der vor einigen Jahren eingesetzt wurde. In Australien baute INVAP vor etwa zwei Jahrzehnten einen Reaktor für medizinische Zwecke, nachdem Argentinien eine internationale Ausschreibung gewonnen hatte.

Fangen wir jetzt von vorne an. Nach den Atombomben, die auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden, um den Krieg mit Japan zu beenden, setzte für die Atomenergie ein neues Zeitalter ein. Es wurde viel geforscht und es wurden nach und nach immer mehr Kernkraftwerke weltweit errichtet. Die Technologie, die dabei verwendet wurde, war die der Spaltung des Atoms („Fission“) bei Verwendung von Uran. Bei dieser Technologie besteht das Problem der Radioaktivität, die beim Bau der Kraftwerke berücksichtigt werden muss, und auch bei den Uranabfällen, die jahrzehntelang nach ihrer Verwendung noch radioaktiv bleiben.

Theoretisch besteht noch eine andere Möglichkeit des Einsatzes der Atomenergie, die der Fusion, wie sie in der Sonne besteht. Diese Technologie, bei der keine radioaktive Strahlung besteht, ist theoretisch viel effizienter, weil das Atom dabei viel mehr Energie ergibt. Doch bisher ist der Durchbruch zu dieser Form der Atomenergie nur im Labor in winzigem Umfang gelungen, weil dies sehr hohe Temperaturen erfordert, wie sie eben in der Sonne bestehen. Unlängst gab es in den USA einen Fortschritt in dieser Hinsicht, der minimal ist, aber als bedeutend eingestuft wird. Würde die Atomfusion als normales Verfahren gelingen, so könnte das Energieproblem der Welt dabei gesamthaft gelöst werden. Dann bräuchte man keine Wärmekraftwerke mehr. Doch die Welt ist noch lange nicht so weit. Aber es ist begreiflich, dass auf diesem Gebiet viel geforscht wird.

Im Jahr 1947 kam ein österreichischer Physiker namens Ronald Richter nach Argentinien. Es gelang ihm, Kontakt mit dem damaligen Präsidenten Juan Domingo Perón aufzunehmen, und er überzeugte ihn, dass er die Technologie der Kernfusion, also nicht Spaltung des Atoms, habe und ein Kraftwerk auf dieser Basis errichten könne. Das war ein Hirngespinst; aber Perón ging auf den Vorschlag von Richter ein, und beauftragte ihn, die Anlage für Atomfusion zu errichten, Argentinien verfügte damals über hervorragende Physiker, die Perón jedoch nicht zu Rate zog, angeblich weil sie Antiperonisten waren und das Projekt laut Richter boykottieren würden.

Die Regierung verbreitete damals die Nachricht, dass Argentinien über die Technologie der Atomfusion verfüge. Nachdem die Meldung von Perón persönlich kam, wurde sie von einigen Medien sogar ernst genommen. Später entpuppte sich dies als Blamage.

Richter empfahl, die Anlage für die Kernfusion auf der Insel Huemul, im See Nahuel Huapi, bei Bariloche, Provinz Neuquén, zu errichten, um den Zugang von Fremden und auch Spionage zu erschweren. Er erhielt von Perón die notwendigen finanziellen Mittel, und begann zu bauen. Er erhielt, was er beantragte, ohne zu erklären, was er tat. So sehr vertraute Perón ihm.

Zunächst war ein Marineoffizier beauftragt worden, ihm zu helfen und ihn zu überwachen. Dieser hat sich von Richter einseifen lassen und nichts beanstandet. Doch dann wurde ein Offizier des Heeres an seiner Stelle ernannt, der sich vorher über das Thema unterrichtete. Nach kurzer Zeit gelangte er zum Schluss, dass Richter verrückt sei, und berichtete Perón in diesem Sinn. Erst dann beauftragte der Präsident einen bedeutenden Physiker mit einem Gutachten über das Richter-Projekt. Wie es nicht anders sein konnte, wies der Physiker auf die Komplexität der Kernfusion hin, und urteilte, dass es unmöglich sei, dass Richter erfolgreich sei. Sein Urteil über Richter selbst war verheerend.

Im Jahr 1947 kam ein österreichischer Physiker namens Ronald Richter nach Argentinien. Es gelang ihm, Kontakt mit dem damaligen Präsidenten Juan Domingo Perón aufzunehmen, und er überzeugte ihn, dass er die Technologie der Kernfusion, also nicht Spaltung des Atoms, habe und ein Kraftwerk auf dieser Basis errichten könne.

Daraufhin beschloss Perón, keinen Cent mehr für dieses absurde Projekt aufzuwenden, und es somit nicht weiterzuführen. Perón empfing Richter nicht mehr, und ignorierte ihn, wie wenn er nie existiert hätte. Richter ließ sich dann im Vorort der Bundeshauptstadt Monte Grande nieder, wo er bis zum Ende seines Lebens verblieb. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts stattete er auch Juan Alemann im Argentinischen Tageblatt einen Besuch ab, und war dabei immer noch überzeugt, dass er den Schlüssel für die Kernfusion hatte, und Opfer dunkler Machenschaften war.

Richter hat den Staat viel gekostet, was man sich hätte sparen können, wenn sein Vorschlag von Fachleuten untersucht worden wäre. Doch sein Experiment in Bariloche führte dazu, dass spätere Regierungen Tätigkeiten auf dieses Gebiet verlagerten, angefangen mit der Atomenergiekommission, die nach der Perón-Regierung geschaffen wurde. Auch das Unternehmen INVAP entstand aus diesem Grund dort.

Argentinien erwägt seit über einem Jahrzehnt den Bau weiterer Atomkraftwerke. China hat vor Jahren einen Vorschlag in diesem Sinn eingereicht, mit langfristiger Finanzierung, über den dann Mauricio Macri als Präsident mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping sprach. Doch es kam nicht zum Abschluss des Vertrages. Wahrscheinlich traten auf chinesischer Seite Bedenken über die finanzielle Lage Argentiniens auf. Aber vom argentinischen Standpunkt aus, muss bemerkt werden, dass die Investition pro Kilowatt und die Kosten der Kilowattstunde Strom sehr hoch liegen würden, u.a. höher als bei Windanlagen für Stromerzeugung, für die Argentinien in Patagonien optimale Bedingungen bietet, weil ständig ein starker Wind bläst, besonders in den sogenannten Windkorridoren. Außerdem bestehen hier nicht die Bedenken, die bei Kernkraftwerken bezüglich Umweltbelastung aufkommen. Das chinesische Projekt ist inzwischen versandet, auch weil ein Kredit an Argentinien jetzt nicht in Frage kommt.

Die Atomkraftwerke stellen ein Problem mit den Abfällen, die mit Bleiverhüllung irgendwo gelagert werden, u.a. in der Nähe des Flughafens Ezeiza. Das sollte nicht sein. Aber das Thema wird unter den Teppich gefegt, und darüber redet man nicht. Argentinien hat jedoch zumindest theoretisch eine Lösung. Schon als das erste Kernkraftwerk Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts fertiggestellt wurde, gab es einen guten Lösungsvorschlag. In Gastre, Provinz Chubut, gibt es eine große Höhle im Gebirge, tief unter der Oberfläche, die als Depot des Atommülls geeignet ist. Die Radioaktivität verbleibt dort im Gestein, und strahlt nicht auf die Oberfläche. Außerdem ist die Gegend kaum bewohnt. Doch die Provinz Chubut widersetzte sich dieser Initiative, und Umweltgruppen wurden dort aktiv, die die Bevölkerung überzeugten das Projekt abzulehnen. Die verschiedenen Militärregierungen haben es versäumt, Gastre zum Depot für radioaktiven Uranmüll zu erklären, um die demokratischen Regierungen dann vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Das Problem der radioaktiven Uranabfälle besteht und kann nicht ewig hinausgeschoben werden. Wenn es nicht Gastre sein kann, muss eine andere Lösung gefunden werden. Der gegenwärtige Zustand ist auf Dauer unhaltbar.



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