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Armut und Erziehung

Von Juan E. Alemann

Roca
Julio A. Roca. (Foto: Wikipedia)

Die für ein Land wie Argentinien anormal hohe Armut, die laut INDEC 36,5% der Bevölkerung umfasst, wird allgemein als eine soziale Kalamität empfunden und eventuell mit dem geringen langfristigen Wachstum der Wirtschaft in Beziehung gesetzt. Ebenfalls wird das Problem politisiert und die eine oder andere Regierung dafür verantwortlich gemacht. Es heißt dann auch, der Kirchnerismus habe ein Interesse, mehr Arme zu schaffen, weil diese für ihn stimmen. Das ist grober Unfug, den die Regierung jedoch insofern verschuldet, als sie es nicht versteht, die Armutsproblematik genauer darzustellen und dabei zu entschärfen, und noch weniger, ein Gesamtkonzept der Armutsbekämpfung vorzulegen. Man hat den Eindruck, dass die Regierung der Meinung ist, dass die Armut automatisch mit wirtschaftlichem Wachstum zurückgeht und, bis es so weit ist, den Armen mit Subventionen und Ernährungsprogrammen geholfen werden muss. Mit dieser Grundauffassung verbleibt die Armut auch in Zukunft hoch.

Der bekannte Ökonom Alieto Guadagni vertritt seit Jahren die These, dass ein qualitativ gutes Erziehungssystem die Grundlage für die Verringerung der Armut und den sozialen Aufstieg ist. Diese These hat er am Donnerstag erneut in einem Artikel in der Zeitung “La Nación” ausführlich erklärt. Schon Domingo Faustino Sarmiento hat im 19. Jahrhundert diese These vertreten und sich intensiv um Erziehung gekümmert, so dass unter Präsident Julio A. Roca (1880-1886) das Gesetz über allgemeine, unentgeltliche und obligatorische Primarerziehung erlassen wurde, das zu einem Sprung bei der Alphabetisierung verhalf, der zum phänomenalen wirtschaftlichen Aufschwung beitrug, der 1880 einsetzte. Die öffentliche Erziehung wurde danach stark ausgebaut und erreichte ein qualitativ gutes Niveau, was auch dazu beitrug, dass die Armut abnahm und der soziale Aufstieg die Regel war.

Die Qualität der öffentlichen Erziehung ist unter den Kirchner-Regierungen gesunken, besonders wegen Politisierung und starkem Einfluss der Lehrergewerkschaften, Unter Macri gab es einen Fortschritt, wobei sich Macri schon vorher als Stadtchef von Buenos Aires intensiv mit dem Thema befasst hatte. Doch die Bundeshauptstadt ist prinzipiell eine Mittelstandsgesellschaft, die der Erziehung besondere Bedeutung beimisst. Deshalb gibt es auch so viele Privatschulen, auch in der Umgebung der Stadt u.a. Orten des Landes. In keinem anderen Land ist der Anteil der Schüler von Privatschulen so hoch wie in Argentinien.

Die arme Bevölkerung ist auf Staatsschulen angewiesen ist, die dabei auch ein soziales Problem bewältigen müssen, das über die Erziehung hinausgeht. Die Kinder müssen auch eine Ernährung erhalten, über Hygiene und Gesundheit aufgeklärt werden und auch ihren niedrigen Bildungsstand überwinden. Das ist alles nicht einfach, aber muss mit dem Geist von Sarmiento vorangetrieben werden. Und das sollte bei der Regierung an erster Stelle stehen.

Die technologische Revolution, die die Welt in den letzten Jahrzehnten erlebt, verringert beiläufig die Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften und erhöht sie bei Menschen mit einem guten Ausbildungsniveau, das ihnen den Zugang zu diesen Technologien erlaubt. Es handelt sich nicht nur um Informatik, mit allem was dazugehört, sondern um viel mehr. Bei der Landwirtschaft ist heute ein Traktor mit einem Computersystem ausgestattet, das vom Fahrer viel mehr als früher erfordert.

Die Regierung sollte das Erziehungsproblem ernst nehmen, nicht zulassen, dass die Gewerkschaften die Qualität der Erziehung beeinträchtigen, und sich besonders intensiv um eine gute Erziehung für die Kinder von armen Familien kümmern. Mit den Kindern darf keine Politik betrieben werden.

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