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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Armut kräftig gestiegen

Corona-Krise verschärft wirtschaftliche Not


Villa 31
Die Armut ist in Argentinien allgegenwärtig: Die Aufnahme zeigt das Elendsquartier „Villa 31“ im Buenos-Aires-Stadtteil Retiro. (Foto: mc)

Buenos Aires (dpa/mc) - In der Corona-Pandemie hat die Armut in Argentinien deutlich zugenommen. Landesweit leben inzwischen 19,4 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, wie die Statistikbehörde Indec bei der Vorstellung der Daten für das zweite Halbjahr 2020 vor wenigen Tagen mitteilte. Das entspricht einem Anteil von 42 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 6,5 Prozentpunkte. Das sind fast 3 Millionen Menschen, die während der vergangenen zwölf Monate neu unter die Armutsgrenze gerutscht sind.

Rund 4,5 Millionen bzw. 10,5 Prozent der Menschen leben sogar in extremer Armut - 2,5 Prozentpunkte mehr als im zweiten Semester 2019. Dies sind die höchsten Werte seit 2006.

Mit 57,7 Prozent leben mehr als die Hälfte der Kinder bis 14 Jahren in Armut. „Fast zwei Millionen Kinder leben in extremer Armut. Das bedeutet, sie leiden immer wieder Hunger“, sagte Ianina Tuñon von der Päpstlichen Katholischen Universität Argentiniens (UCA) im Fernsehen. Die Haushalte unter der Armutsgrenze weisen ein durchschnittliches Monatseinkommen von 29.500 Pesos auf. Das reicht nicht, um die Lebenshaltungskosten zu bezahlen, die mit 50.800 Pesos beziffert werden.

Verschärfend zur Rezession, unter der das Land seit 2018 leidet, kamen die Maßnahmen, die die Nationalregierung im Vorjahr zur Eindämmung der Corona-Pandemie einleitete. Die harten Restriktionen trafen die Wirtschaft. Vor allem informell Beschäftigte konnten lange Zeit nicht ihrer Arbeit nachgehen.

Die Arbeitslosigkeit stieg, das Bruttoinlandsprodukt fiel um nahezu zehn Prozent. Hinzu kam eine permanente Geldentwertung. Die Inflationsrate lag im vergangenen Jahr bei 36,1 Prozent.

Das Land leidet zudem unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Der Schuldenberg wächst ständig.

Der UCA-Forscher Agustín Salvia unterstreicht jedoch, dass es ohne staatliche Hilfe noch deutlich schlimmer gekommen wäre: „Ohne die Sozialprogramme der Regierung würde die Armut insgesamt 50 Prozent überschreiten. Die extreme Armut wäre mehr als doppelt so hoch.“ Der Staat zahlte Unterstützung in Form von Gehaltszuschüssen für Angestellte und Arbeiter (ATP) und Nothilfe für Familien (IFE).

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