Argentinien wird Teil der „Neuen Seidenstraße”
Buenos Aires (AT/wvg) - Argentinien richtet den Blick nach Osten: Während seines Besuchs in der Volksrepublik China hat Präsident Alberto Fernández mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jingping vereinbart, die strategische Zusammenarbeit beider Länder zu vertiefen. Argentinien werde sich in diesem Zuge der sogenannten „Neuen Seidenstraße“ anschließen, so die Regierung am Wochenende in einer Pressemitteilung. Die „Neue Seidenstraße“ bezeichnet eine Vielzahl von Handels- und Infrastrukturprojekten, welche die VR China mit über 140 Ländern in Afrika, Asien und Europa unterhält. Vorausgegangen war ein rund 40-minütiges Treffen der beiden Staatschefs in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Besiegelt wurde die geplante Beteiligung Argentiniens an der „Neuen Seidenstraße“ mit einer gemeinsamen Absichtserklärung. Nebenbei wurden 13 weitere Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet, etwa um die institutionelle Zusammenarbeit in den Bereichen Grüne Energie, Weltraumtechnologie und Hochschulzusammenarbeit zu intensivieren. Beide Regierungschefs bezeichneten das Treffen im Anschluss als „herzlich, freundschaftlich und ertragreich“ und würdigten das „tiefe und dauerhafte Band der chinesisch-argentinischen Beziehungen.“
Die chinesische Seite sicherte Argentinien im Rahmen der Absichtserklärung ihre „feste“ Unterstützung bei den Bemühungen um die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität des Landes zu. Das Abkommen ermöglicht es der argentinischen Regierung, Investitionsprojekte im Umfang von über 23 Milliarden US-Dollar in Gang zu setzen, darunter zahlreiche Infrastrukturprojekte.
Peking stellte sich zudem hinter die argentinischen Souveränitätsansprüche auf die im Südatlantik gelegenen Malwinen-Inseln. Diese werden seit 1833 von Großbritannien verwaltet. Die britische Außenministerin Elizabeth Truss reagierte auf Twitter empört auf die chinesische Unterstützung der argentinischen Ansprüche.
Bereits vergangene Woche war Fernández beim russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau zu Gast. Dort bedankte er sich für die erfolgreiche Sputnik-Impfkampagne und zeigte sich offen, die russisch-argentinische Kooperation weiter zu vertiefen. Argentinien könne in Zukunft Russlands „Türöffner“ für lateinamerikanische Märkte sein, so Fernández.
Die Reise des Präsidenten kam jedoch nicht überall gut an: Kritiker befürchten, die Annäherung Argentiniens an China und Russland könne das gerade erst geschlossene Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gefährden. Fernández hatte die Abhängigkeit Argentiniens von den USA und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Moskau scharf kritisiert. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Télam sagte er, Argentinien müsse im Rahmen des Multilateralismus „andere Brücken bauen“, dürfe dabei aber nicht zum „Satelliten“ werden. Für die Restrukturierung eines während der Macri-Regierung aufgenommenen Milliardenkredits mit dem IWF ist Argentinien unter anderem auf das Wohlwollen der US-Regierung angewiesen.
Chinas „Neue Seidenstraße“ wurde dennoch innerhalb Argentiniens bereits seit Längerem als geostrategische Option für das Land diskutiert. Gegner der Seidenstraße sehen das Projekt als Ausdruck chinesischen Vormachtstrebens und warnen vor einer Abhängigkeit ärmerer Länder.
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