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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Als Passfälscher im Dritten Reich

Der Film von Maggie Peren zeigt das unglaubliche Leben des Cioma Schönhaus

Von Elena Estrella Wollrad

Passfaelscher
Cioma Schönhaus gespielt von Louis Hofmann. (Foto: cinealeman.com.ar)

Buenos Aires (AT) - Es ist eine dieser Geschichten, die nur das wahre Leben schreiben kann: Die Verfilmung der Memoiren des deutschen Urkundenfälschers Cioma Schönhaus, der mit handwerklichem Geschick und Täuschung Verfolgten zur Flucht verhalf. Regisseurin Maggie Perens Spielfilm “Der Passfälscher” erzählt ein Jahr aus dem Leben von Cioma Schönhaus, der im Zentrum des Nazireichs, im Berlin des Jahres 1943, als junger Jude lebte und überlebte. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, basiert auf der atemberaubenden Autobiographie eines Mannes, der dank seines Einfallsreichtums dem Naziregime entfliehen konnte. Perens Kinofilm scherzt ohne Scheu über diejenigen, die dem Regime bis zum letzten Atemzug treu blieben und zeigt eine ganz andere Seite des typischen Kriegsgeschehens.

Cioma Schönhausen (gespielt von Louis Hofmann) ist fest entschlossen, sich seine Lebensfreude von den Nazis nicht wegnehmen zu lassen. Die gefälschten Dokumente - oder wie Cioma sie nennt, “kleine Kunstwerke”- nutzt der junge Jude als Möglichkeit, um sich und anderen zu helfen und der Deportation zu entkommen. Mit seinem künstlerischen Talent, neue Identitäten zu erschaffen, mit seiner Intelligenz und einzigartigem Charme entgeht er den Behörden immer wieder aufs Neue. Und das nicht etwa versteckt, sondern ganz offen in Restaurants, am helllichten Tag und in Tanzlokalen taucht er in der Masse unter. Ganz bewusst beginnt die Erzählung fröhlich und beschwingt, damit das Publikum erst nach und nach die befremdliche, bedrohliche Atmosphäre des Zweiten Weltkrieges spürt: Sirenenheulen und Bombenangriffe vernimmt man im Hintergrund zur Handlung. Inmitten wachsender Hoffnungslosigkeit keimt sogar eine zarte Liebesgeschichte in Ciomas Leben auf.

„Der Passfälscher“ befasst sich mit einer dunklen Epoche in der deutschen Geschichte. Der Film zeigt dabei, wie eine Diktatur funktioniert, ohne den Nazis allzu viel Raum zu geben. In Deutschland findet sich die Redewendung „Mehr vom Gleichen“, die besagt, dass man, wenn etwas erfolgreich ist, mehr vom Gleichen produzieren soll. Filme über das Dritte Reich gibt es zahlreiche, wie selbst die Regisseurin Maggie Peren zugeben muss. Das Fesselnde an diesem Film ist aber, dass er keine Klischees vermitteln will.

Dem Publikum zaubert er sogar hin und wieder ein Lächeln aufs Gesicht, trotz der Dramatik der Handlung. Tatsächlich will Maggie Peren den Holocaust nicht verharmlosen, verpackt das Grauen aber in kleine Alltagsgeschichten. Besonders mitreißend ist die Besetzung der jungen Schauspieler*innen Louis Hofmann (Cioma), Jonathan Berlin (Det Kassriel) und Luna Wedler (Gerda), die sich wunderbar in ihre Rollen hineinversetzen können: Angst und Hoffnung auszudrücken ist dabei genauso wichtig wie die eigentliche Geschichte hinter den Schicksalen.

Maggie Peren, deutsche Drehbuchautorin und Filmregisseurin (“Die Farbe des Ozeans”, “Hello Again - Ein Tag für immer”), hat über achte Jahre an diesem Projekt gearbeitet. Sie hatte die Gelegenheit, Cioma Schönhaus persönlich zu treffen und einige Details des Films mit ihm zu besprechen. Die erste Filmvorstellung fand am 13. Februar 2022 bei den Filmfestspielen in Berlin (Berlinale) statt. Der offizielle Kinostart in Deutschland ist für den 13. Oktober 2022 vorgesehen. „Der Passfälscher“ befindet sich auf einer von „German Films“ veröffentlichten Liste von Filmen, die von Deutschland als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 in der Kategorie “Bester Internationaler Film“ eingereicht werden.

Das fast zweistündige Drama ist am morgigen Samstag um 21.50 Uhr sowie am Montag (12. September) um 21.20 Uhr im Cinépolis Recoleta (Vicente López 2050) im Rahmen des Festival de Cine Alemán zu sehen. Tickets sind auf cinealeman.com.ar erhältlich.


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