Trotz Ausschluss von Kuba, Venezuela und Nicaragua
Buenos Aires (AT/mc) - Alberto Fernández wird doch zum Amerika-Gipfel in Los Angeles fahren. Dies berichtete gestern die staatliche Nachrichtenagentur Télam. Demnach habe der argentinische Staatschef am Mittwochmittag einen Brief an die Organisatoren des von Montag bis Freitag stattfindenden 9. Gipfel der Organisation amerikanischer Staaten (OAS) geschickt, in dem er seine Teilnahme zusagte. Später habe Fernández dies auch in einem 25-minütigen Telefonat mit US-Präsident Joe Biden bekräftigt. Dieser hatte Fernández nach dem argentinischen Fußball-Triumph über Italie angerufen. Bei der Gelegenheit lud Biden seinen argentinischen Amtskollegen auch zu einem bilateralen Gespräch am 25. Juli in Washington ein.
Die argentinische Regierung hatte zuvor gezögert, weil die US-amerikanischen Gastgeber die autoritären Präsidenten von Kuba, Venezuela und Nicaragua nicht eingeladen haben. Fernández hatte erst vor wenigen Tagen die Isolation Kubas durch die USA scharf kritisiert: „Auf unserem Kontinent haben wir ein Land, das seit sechs Jahrzehnten einer ökonomischen Blockade ausgesetzt ist und überlebt, wie es eben kann. Wir sollten uns schämen, dass so etwas möglich ist“, argumentierte er bei einem Treffen der Kultusminister der Region.
Das sozialistisch regierte Kuba wurde 1962 auf Initiative der USA aus dem 1948 gegründete Staatenbündnis ausgeschlossen, war aber 2015 und 2018 zu den Gipfeln in Panama-Stadt und Lima eingeladen. Vor wenigen Tagen hatte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel erklärt, unter keinen Umständen an dem jetzt anstehenden Gipfel teilzunehmen. „Die Praxis des Ausschlusses ist nicht neu und bestätigt das Interesse der Vereinigten Staaten an der Kontrolle des interamerikanischen Systems, um es für hegemoniale Ziele zu nutzen“, so der kubanische Staatschef.
Auch der venezolanische Staatschef Nicolás Maduro kritisierte den Ausschluss der drei Länder von dem Gipfel. „Venezuela, als revolutionäres Volk, ist auf dem Weg der Einheit und Befreiung des Kontinents“, sagte Maduro, der von den USA nicht mehr als Präsident anerkannt wird. Nicaraguas Staatschef Daniel Ortega verurteilte die „interventionistische, tyrannische, imperialistische und terroristische Politik der USA“. Fernández werde nun auch deswegen nach Los Angeles fahren, um die ausgeschlossenen Länder zu vertreten, schrieb die Zeitung „La Nación“.
Der argentinische Staatschef hat derzeit turnusmäßig auch die Präsidentschaft der Celac-Gruppe inne, die die Länder Lateinamerikas und der Karibik umfasst. Télam hatte vor einigen Tagen berichtet, dass Argentinien und Mexiko Möglichkeiten sondierten, in Los Angeles eine Art „Gegengipfel“ der Celac-Gruppe zu organisieren. Mit dabei sein sollen dann diplomatische Vertreter der nicht eingeladenen Länder. Argentiniens Außenminister Santiago Cafiero dementierte bei seinem Besuch in Mexiko jedoch ein derartiges Ansinnen: „Kein Land organisiert einen Gegengipfel in Los Angeles“, machte der argentinische Chefdiplomat auf Twitter deutlich.
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