Demos gegen Legalisierungsprojekt der Regierung
Buenos Aires (AT/mc) - Tausende von Abtreibungsgegnerinnen und -gegner haben am Samstag in Buenos Aires sowie zahlreichen anderen Städten des Landes gegen die Gesetzesinitiative von Präsident Alberto Fernández demonstriert, freiwillige Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren (wir berichteten). Die größte Kundgebung fand vor dem Kongressgebäude in der Hauptstadt statt, wohin zahlreiche Demonstranten mit himmelblauen Halstüchern und Fahnen zogen.
Aufgerufen zur Teilnahme hatten katholische und evangelikale Kirchen sowie mehrere Aktionsbündnisse, unter ihnen die Unidad Provida. Im Namen der katholischen Bischofskonferenz hatte Monseigneur Pedro Laxague mit dem Argument des „Menschenrechts auf Leben der gesamten Person, wie es in der Verfassung garantiert ist“ zum Mitmachen animiert. „Rettet beide Leben“ oder „Marsch für die Ungeborenen“ waren einige der Slogans, die auf Plakaten und Spruchbändern zu sehen waren.
Unter den Teilnehmern war die ehemalige konservative Kongressabgeordnete und Vizepräsidentschaftskandidatin Cynthia Hotton, die Fernández scharf angriff: „Der Präsident versucht, sein Scheitern auf dem Gesundheitssektor, in der Armutsbekämpfung und auf dem Feld der Wirtschaft zu überdecken, indem er die Abtreibung legalisieren will“, wird die Politikerin vom Onlineportal Infobae zitiert.
„Die Leute haben die Lügen und die politische Manipulation satt: Angefangen vom Umgang mit der Pandemie über die illegalen Landbesetzungen bis hin zu den Umständen des Abschieds von Diego Maradona. Am Ende kommt immer dasselbe heraus: An den Unzulänglichkeiten leidet das Volk am meisten“, so Hotton. Mit der Forderung nach straffreier Abtreibung verhalte es sich genauso: „Die Leute haben es satt, dass das grüne Halstuch das Allheilmittel für alle Probleme der Frauen und der Gesellschaft sein soll.“
Wenige Tage vor der Demo hatte sich Papst Franziskus in einem handschriftlichen Brief bei den Frauen in Argentinien bedankt, die sich gegen Abtreibung stark machen. Dies berichtet das offizielle Portal „Vatican News“. Abtreibung abzulehnen, sei keine religiöse Entscheidung, sondern eine der allgemein menschlichen Ethik. Dabei verglich der Pontifex Maximus erneut Ärzte, die Abtreibungen durchführen, mit „Auftragsmördern“.
Der Gesetzesentwurf von Alberto Fernández sieht eine Straffreiheit bei Abtreibungen bis zum 14. Schwangerschaftsmonat vor. Auch wird ein legaler Rahmen für die ärztliche Behandlung geschaffen. Die Regierung geht davon aus, dass durch die Reform die Zahl der Abtreibungen insgesamt nicht steigen werde. Es werde stattdessen ein Problem gelöst, das die öffentliche Gesundheitsvorsorge betreffe.
Beide Kammern des Kongresses müssen nun über das Projekt befinden, ehe die Initiative Gesetzesrang erlangt. Ein erster Anlauf, freiwillige Abtreibungen zu entkriminalisieren, war vor gut zwei Jahren im Senat gescheitert.
Bislang sind Abtreibungen in Argentinien nur möglich, wenn die Schwangerschaft Resultat einer Vergewaltigung oder das Leben der Frau in Gefahr ist. Das Gesetz stammt aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.
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