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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Ab in die Berge!

Österreichs ursprüngliche Alpentäler

Von Philipp Laage

Die Alpen warten: aber wohl abseits großer Menschenaufläufe. In diesen idyllischen Tälern entgehen Erholungssuchende den Massen.

Formarinsee
Formarinsee vor der Roten Wand - der Berg ist die höchste Erhebung rund um den Biosphärenpark Großes Walsertal. (Foto: Alex Kaiser/Alpenregion Bludenz Tourismus GmbH/dpa-tmn)

Wien - Endlich wieder Tiroler Gröstl, Kaiserschmarrn und Alpenglühen: Als Österreich nach dem Corona-Lockdown seine Grenzen öffnete, kamen deutsche Urlauber in Scharen in die Alpenrepublik. Wandern oder einfach nur die Natur der Berge genießen, das ist von Vorarlberg über Tirol bis Niederösterreich wunderbar möglich. In einigen Tälern geht es besonders entschleunigt zu.

Biosphärenpark Großes Walsertal

Biosphärenpark Großes Walsertal
Ort des Brauchtums: Propstei St. Gerold im Biosphärenpark Großes Walsertal. (Foto: Mathias Rhomberg/Alpenregion Bludenz Tourismus GmbH/dpa-tmn)

In diesem von bergbäuerlichen Leben geprägten Gebirgstal in Vorarlberg haben Feriengäste auf jeden Fall ihre Ruhe: In den sechs Gemeinden des dünn besiedelten Tals leben rund 3400 Menschen, auf einen Quadratkilometer kommen im Schnitt nur 18 Menschen. Der hektische Alpentrubel anderer großer Täler ist hier fern.

Trotzdem gibt es 230 Kilometer markierte Wanderwege und 40 Gipfel. Höchste Erhebung mit 2704 Metern ist die Rote Wand, eine anspruchsvolle Bergtour. Wanderbusse bringen Urlauber an Orte, die für den individuellen Verkehr gesperrt sind. Wer lieber in die Pedale tritt, findet verschiedene Mountainbike-Strecken. Das Motto des Biosphärenparks: "Die Natur zu nutzen, ohne ihr zu schaden."

Und woher kommt der Name Walser? Die Vorfahren der heutigen Bewohner des Tales kamen aus dem Schweizer Wallis, angeblich weil es ihnen dort zu eng wurde. Die Zuzügler nahmen die unbesiedelten Gebiete in Besitz, kontrollierten Grenzen und Pässe im Auftrag eines Grafen.

Der Ort der ersten Besiedlung ist die Propstei St. Gerold, wo das religiös geprägte Brauchtum besonders gepflegt wird. Der Ort sei das spirituelle Zentrum des Walsertals, erklärt der Biosphärenpark. Kulturelles Highlight ist das Festival Walserherbst.

Ursprüngliches Defereggental

Defereggental
Wandertipp: Unterwegs zur Barmer Hütte im hinteren Defereggental. (Foto: Philipp Laage/dpa-tmn)

Das vergleichsweise unberührte Osttiroler Hochtal liegt geschützt im Nationalpark Hohe Tauern, von vielen unbeachtet zwischen Virgental und Pustertal. Dass es lange Zeit ziemlich abgeschieden war, kommt ihm noch heute zugute - jedenfalls aus Sicht von Alpenfreunden, die überlaufende Wanderwege in den Bergen am liebsten meiden.

Mit dem Bau des Felbertauerntunnel 1967 und der Öffnung des Staller Sattels 1974 ging es mit dem Fremdenverkehr so richtig los. Wobei, so richtig? Nicht wirklich. Das Defereggental ist ein betont ursprüngliches Fleckchen Österreich. "Der Trubel und die große Party wohnen anderswo" - so beschreibt sich das Tal vielsagend selbst.

Authentische Idylle zeigt etwa das Örtchen St. Jakob in Defereggen: Hier überragt eine Kirche die Häuser, selbstverständlich hängen im Sommer bunte Geranien an den Balkonen der Pensionen.

Funsport und Freizeitangebote für Adrenalinjunkies suchen Urlauber im Defereggental vergeblich. Dafür gibt es Dutzende einsame Wanderwege, die sich zu unzähligen Touren verbinden lassen. Die Rieserfernergruppe hält ambitionierte Gipfeltouren parat, zum Beispiel auf den 3236 Meter hohen Großen Lenkstein - dieser hochalpine Berg lässt sich ohne Gletscherüberquerung erwandern.

Idyllisch ist der Aufstieg zur Barmer Hütte am mächtigen Hochgall. Das Rauschen eines Wildbachs und das Geräusch der Kuhglocken begleiten dort Wanderer. Wildblumen säumen den Weg. Ebenfalls sehenswert sind die Jagdhausalmen, eine der ältesten Almen Österreichs. Die Wanderung zu den Steinhäusern ist auch für wenig Trainierte gut machbar.

Handwerkskunst im Alpbachtal

Alpbachtal
Federkielsticker im Alpbachtal - die Region ist für ihr Traditionshandwerk bekannt. (Foto: Gabriele Grießenböck/Alpbachtal Tourismus/dpa-tmn)

Das Zillertal mit seinem Wintersport-Hotspot Mayrhofen ist eines der bekanntesten Alpentäler Tirols. Wer es kleiner mag, der fährt ins Nachbartal Alpbachtal mit dem gleichnamigen Hauptort Alpbach - wegen seines traditionellen Baustils wurde das Dorf zu einem der schönsten Österreichs gekürt. Die Bauordnung schreibt vor, dass Häuser ab dem ersten Stock mit Holz zu verkleiden sind.

Das Alpbachtal, ein Seitental des Inntals und über die Autobahn von Kufstein schnell zu erreichen, gehört zu den Kitzbüheler Alpen. Höchster Gipfel ist der Große Galtenberg mit 2424 Metern.

Neben der Natur gibt es in der Region viel altes Handwerk: Federkielsticker verzieren Trachten, Schuster stellen Doggln her, typische Tiroler Hausschuhe, und Bäckermeister bereiten dort Prügeltorten zu - eine Spezialität aus Brandenberg, ebenfalls in der Tiroler Ferienregion Alpbachtal-Seenland gelegen.

Ennstal und Steyrtal in den Kalkalpen

Nationalpark Kalkalpen
Unterwegs im Nationalpark Kalkalpen: Wanderer im Ennstal. (Foto: Robert Schlesinger/dpa-Zentralbild/dpa-tmn)

In Oberösterreich gibt es Ruhe und Naturerlebnis im Doppelpack: Das Ennstal und das Steyrtal gehören zur Ferienregion des Nationalparks Kalkalpen. Das Ennstal erstreckt sich zwischen der schmucken Stadt Steyr mit ihren Bürgerhäusern und der Gemeinde Weyer. Das Steyrtal folgt dem Lauf der Steyr durch die schroffe Bergregion.

Der Nationalpark Kalkalpen bietet Wandermöglichkeiten für jede Kondition. Richtig hochalpin wird es dabei nicht, die höchste Erhebung ist der Hohe Nock mit 1963 Metern. Unterwegs können sich Wanderer auf Hütten und Almen mit regionaler Küche versorgen. Der Kalkalpenweg eignet sich für eine mehrtägige Hüttentour. Durch die Region führt zudem der Luchs Trail, ein Weitwanderweg.

Nationalpark-Ranger nehmen Besucher mit auf geführte Touren, etwa Vogelstimmen folgend oder mit Fokus auf Alpenpflanzen und Botanik. Die Schluchten und Täler des Parks können Mountainbiker auf mehr als 800 Kilometer markierten Rad- und MTB-Wegen erkunden. Für verregnete Tage: Diverse kleine Museen widmen sich etwa der Herstellung von Messern und Kutschen.

Naturpark Sölktäler

Das Motto dieser Urlaubsregion in der Steiermark ist programmatisch: "Endlich Ruhe!" Schon Erzherzog Johann von Österreich (1782–1859) wusste die Abgeschiedenheit der Sölktäler zu schätzen, erklärt die Tourismusvertretung. Heute wirbt sie vor allem mit der Abwesenheit störender Dinge - etwa Seilbahnen und Massentourismus. Kein Vergleich zum Winterspektakel von Schladming im Westen.

Der Naturpark liefert alles, was man sich als gestresster Urlauber von einem hübschen Fleckchen Alpen erhofft: pittoreske Dörfer, sanfte Almen und den Blick auf prächtige Bergspitzen. "Sölk" heißt so viel wie "fließendes Wasser", es gibt Wildbäche und Wasserfälle.

Leichte bis fordernde Wandertouren bieten sich rund um den Großen Knallstein an, der immerhin 2599 Meter misst - einer der höchsten Berge der Niederen Tauern. Rund um den Berg finden sich noch weitere Gipfeloptionen, die sich teils auch für Familien eignen.

Verschiedene Themenwege bieten besondere Einblicke in die Natur der Region. So wachsen in den Sölktälern besonders viel Heilkräuter. Im Jesuitengarten von Schloss Großsölk werden mehr als 200 teils seltene Pflanzenarten kultiviert.

Brotback-Tradition im Lesachtal

Das Lesachtal im Süden Kärntens ist ein besonders naturbelassenes Tal nahe der Grenze zu Italien, das einen Teil des Gailtals bildet. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zum Wandern, Klettern, Mountainbiken. Pilgerpfade locken Gläubige und alle anderen.

Das Tal hat sich außerdem dem Genuss verschrieben und wirbt als "Slow Food Travel Region" mit Leckereien der Alpe-Adria-Küche. Gäste können mancherorts bei der Herstellung der Speisen mitmachen.

Kulinarisches Alleinstellungsmerkmal ist das Lesachtaler Brot - seine Herstellung in hauseigenen Öfen zählt zum Immateriellen Welterbe der Unesco. Die Tradition im "Tal der 100 Mühlen" ist Jahrhunderte alt. Noch immer gibt es Familien, die ihr Getreide selbst anbauen und zu Hause backen und sich in Vereinen und Initiativen organisiert haben. Mehr erfahren Gäste jeden August beim Mühlenfest in Maria Luggau oder Anfang September beim Lesachtaler Dorf- und Brotfest.

Wildnis im Nationalpark Thayatal

Nationalpark Thayatal
Farbenfroher Exot: Smaragdeidechse im Nationalpark Thayatal. (Foto: M. Graf/Nationalpark Thayatal/dpa-tmn)

Den Einfluss des Menschen so gering wie möglich halten, damit die Natur sich entfalten kann: Das ist das Motto im Nationalpark Thayatal in Niederösterreich direkt an der Grenze zu Tschechien. Im Nachbarland schließt sich ein Schwester-Nationalpark an.

Im Thayatal können Urlauber noch echte Wildnis erleben. Die Pflanzenwelt ist besonders artenreich. Der Park ist Heimat von Tieren wie Wildkatze, Smaragdeidechse und Schwarzstorch. Der Fluss Thaya fließt wildromantisch an Felswänden und dichten Wäldern vorbei.

Ausgangspunkt für Erkundungen des Nationalparks ist die kleine Stadt Hardegg, die eine imposante Höhenburg mit vier Türmen überragt. Im nahen Merkersdorf gibt mit der Burgruine Kaja ein weiteres Zeugnis des Mittelalters zu bestaunen. Vom Burgfried aus bietet sich ein guter Blick über den Nationalpark. Und in Riegersburg lässt sich das Barockschloss Ruegers besichtigen.


Nationalpark Thayatal
Malerisch gelegen: Hardegg ist ein Ausgangspunkt für den Nationalpark Thayatal. (Foto: Claudia Ebner/Nationalpark Thayatal/dpa-tmn)

Eine weitere Besonderheit bietet die Nationalpark-Region im Dorf Felling: Dort fertigt ein Familienbetrieb in Österreichs letzter Perlmutt-Drechslerei feine Knöpfe und Schmuckstücke. Wie viele Handwerksbetriebe in der Region Waldviertel blickt der Betrieb auf eine lange, traditionsreiche Geschichte zurück. (dpa/tmn)

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