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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

YPF


Der ultraliberale Javier Milei sagte anlässlich eines Aufenthalts in der Provinz Neuquén, das staatlich kontrollierte Erdölunternehmen YPF müsse privatisiert werden. Er bezeichnete es als „einen Ort der Korruption mit Arbeitnehmern, die nichts tun.“ Die Korruption müsste fallweise aufgedeckt werden, mit Klagen vor Gericht. Das geschieht jedoch nicht, weil einer den anderen deckt. Die Belegschaft wurde anlässlich der staatlichen Übernahme im Jahr 2012 verdoppelt, von rund 10.000 auf rund 20.000 Personen. Heute dürften es noch mehr sein, u.a. weil die Cámpora sich bemüht, ihren Leuten gut bezahlte Posten in diesem Unternehmen zu verschaffen.

Eine Privatisierung kommt jetzt kaum in Frage. Denn einmal muss ein Käufer befürchten, dass er in absehbarer Zeit wieder enteignet wird und dabei Geld verliert. Und dann befindet sich YPF in einer schwierigen finanziellen Lage, Ohne staatliche Unterstützung hätte die Firma schon vor längerer Zeit einen Vergleich vor Gericht („convocatoria de acreedores“) anmelden müssen, um einen Konkurs („quiebra“) zu vermeiden.

YPF ist gegenwärtig schon zu fast 49 % privat. Denn 2012 wurde nur ein Teil des Aktienpakets von Repsol übernommen. Repsol hat immer noch YPF-Aktien, ein Paket von 25 % des Kapitals entfällt auf den Eskenazi-Konzern, und der Rest wird an der Börse gehandelt, auch an der Börse von New York, und zwar zu Schleuderpreisen, sodass ganz YPF einen theoretischen Börsenwert von leicht über u$s 2 Mrd. hat. Doch der Staat hat 2012 für seine 51 % zunächst u$s 5 Mrd. bezahlt, und dann noch einmal so viel in Raten.

YPF hat in den letzten drei Jahrzehnten eine holprige Geschichte durchgemacht. In den 1990er-Jahren, als YPF ein reines Staatsunternehmen war, ernannte Präsident Menem José Estenssoro zum Präsidenten und Geschäftsführer. Dieser rationalisierte das Unternehmen zunächst, mit einer Verringerung der Belegschaft von 52.000 auf nur 6000 Beschäftigte, bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktion. Dann wurde das Unternehmen über die Börse privatisiert, aber das Management behielten Estenssoro und seine Gefolgschaft. Es war eine gut gelungene Privatisierung, die Estenssoro erlaubte, das Unternehmen effizient zu leiten und zu expandieren. Die Belegschaft stieg dabei auf ca. 10.000 Angestellte, nachdem auch ein petrochemischer Betrieb übernommen worden war.

Schließlich kaufte YPF die US-Firma Maxus, die in den USA u.a. Orten auf dem Erdölgebiet tätig war. Doch das war ein Fehler, weil es Maxus schlecht ging und die Firma auch böse Prozesse anhängig hatte. Aber Estenssoro dachte eben, ein Erdölunternehmen müsse international sein.

Estenssoro starb 1995 bei einem Flugzeugunfall in Ecuador, wo Maxus auch tätig war. Einige Jahre später wurde das Unternehmen an die spanische Repsol verkauft, und das war von vorneherein konfliktiv. Als der Staat, unter Néstor Kirchner als Präsident, stark in die Erdölwirtschaft eingriff, mit Höchstpreisen usw., verlor Repsol das Interesse an YPF und höhlte das Unternehmen aus, mit Übertragung von YPF-Investitionen im Ausland auf Repsol. Außerdem interessierte Repsol, die in Spanien nur im „Downstream“ tätig war (Raffinierung und Vertrieb) die YPF-Technologie im Upstream (Forschung, Förderung und Transport), was über YPF-Fachleute geschah, die von Repsol direkt verpflichtet wurden.

Um die Erlaubnis für die Aushöhlung zu erhalten, übertrug Repsol ein Aktienpaket von 25 % an Sebastián Eskenazi, der ein Strohmann von Néstor Kirchner war. Es war ein Schmiergeld an N. Kirchner, über das heute ein böser Prozess in New York läuft. Die Aktien sollte Eskenazi mit den Bardividenden von YPF in Raten bezahlen. Dabei schüttete YPF den ganzen Gewinn in bar aus und musste sich zu diesem Zweck auch verschulden. Repsol erhielt dabei auch Bardividenden, die im Wesen eine Kapitalrückzahlung waren.

Obwohl YPF sich in einer extrem schwierigen finanziellen Lage befindet, expandiert das Unternehmen weiter, mit Investitionen, von denen viele nichts mit Erdöl zu tun haben. In diesem Sinn will YPF angeblich auch in der Lithiumausbeutung investieren. Im Grunde investiert hier der Staat. Denn ohne finanzielle Unterstützung durch den Staat, direkt oder verkappt, müsste YPF sich durch Verkauf von Aktiven verkleinern, um Schulden abzubauen.

Dass YPF nicht privatisiert werden kann, ist eine Sache. Aber das Unternehmen kann rationalisiert werden, Joint Ventures mit privaten Erdölunternehmen eingehen (was es teilweise schon getan hat) und auf diesen Weise seine Schürfrechte und seine gute Kenntnis der Erdölgeologie nutzen. Das wäre eine gute und vollziehbare Kompromisslösung.


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