Drohnen schlagen weit im Hinterland ein
Kiew (dpa) - Im Ukraine-Krieg sind erneut Ziele in Russland von Drohnen attackiert worden. Auf einem militärisch genutzten Flugplatz brach ein Feuer aus. Aus Sicht des britischen Geheimdienstes bedeuten die jüngsten derartigen Angriffe einen erheblichen Rückschlag für Moskau. Unterdessen hat Russland die schweren Raketenangriffe auf zivile Objekte in der Ukraine als militärisch notwendig gerechtfertigt.
Videos aus der russischen Industriestadt Kursk zeigten eine große Stichflamme im Bereich des Flughafens. Medienberichten zufolge geriet ein Ölreservoir in Brand. Der Flughafen wird seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland Ende Februar ausschließlich für militärische Zwecke genutzt. Zudem berichtete das Internetportal Baza über eine Drohnenattacke auf das Kombinat „Slawa” im Gebiet Brjansk. Die Tätigkeit des Kombinats hat Moskau zum Staatsgeheimnis erklärt, weil es Verbindungen zur nationalen Sicherheit habe. Ziel waren Berichten zufolge offenbar ebenfalls Treibstoffreservoirs.
Die Angriffe auf die Infrastruktur der Ukraine sind aus Sicht Moskaus gerechtfertigt. „Die russischen Streitkräfte führen mit Hochpräzisionswaffen hoher Reichweite massive Schläge gegen das System der militärischen Führung, Rüstungsbetriebe und die mit ihnen verbundenen Objekte, um das Militärpotenzial der Ukraine zu brechen”, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Am Ehrentag der ukrainischen Streitkräfte ist Präsident Selenskyj in die Nähe der Front gereist. Die Leistungsfähigkeit der ukrainischen Truppen habe sich bei der jüngsten Angriffswelle der Russen mit 70 Marschflugkörpern gezeigt - 60 konnten laut Kiew abgeschossen werden. „Nur die Zerschlagung russischer terroristischer Fähigkeiten, nur die Befreiung unseres gesamten Landes und nur die Verurteilung der Mörder kann Frieden bringen” so Selenskyj. Die britischen Geheimdienste werten die jüngsten Angriffe auf zwei russische Militärflughäfen als signifikanten Rückschlag für den Kreml. Sollte Russland die Explosionen, deren Ursache noch unklar sei, als gezielte Attacken einstufen, sei dies wohl ein schweres Versagen beim Schutz der eigenen Truppen, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Dienstag.
Wegen der deutschen Offerte von Patriot-Luftabwehrsystemen an Polen knirscht es weiter zwischen Berlin und Warschau. Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak gab bekannt, das Equipment nun doch anzunehmen und auf eigenem Staatsgebiet statt - wie von Polen eigentlich gewollt - in der Ukraine aufzustellen. Blaszczak äußerte zugleich seine „Enttäuschung” über die Haltung Deutschlands, die Patriots nicht an die Ukraine geben zu wollen. Blaszczak hatte bei Twitter mitgeteilt, die Patriots auf polnischem Gebiet unter eigenem Kommando aufstellen zu wollen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) pocht aber darauf, dass die deutschen Flugabwehrsysteme Teil der integrierten Nato-Luftverteidigung sind. Dies ist problematisch, da die Ukraine im Gegensatz zu Polen nicht Mitglied der Nato ist.
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