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Trauer um Hebe de Bonafini

Umstrittene Anwältin der Verschwundenen gestorben

Hebe de Bonafini
Hebe de Bonafini. (Foto: Ministerio de Cultura)

Buenos Aires (dpa/mc) - Hebe de Bonafini wollte eigentlich immer nur Hausfrau und Mutter sein, doch die Verbrechen der letzten Militärdiktatur machten sie zu einer der bekanntesten Menschenrechtsaktivistinnen der Welt. Nachdem ihre beiden Söhne und ihre Schwiegertochter von den Militärs verschleppt worden waren, gründete sie 1977 mit anderen Frauen die Organisation Mütter der Plaza de Mayo.

Jeden Donnerstag demonstrierten sie mit weißen Kopftüchern auf dem Platz vor dem Regierungspalast im Zentrum von Buenos Aires und forderten Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder. Am Sonntag ist Bonafini nun im Alter von 93 Jahren gestorben. Die Regierung verhängte eine dreitägige Staatstrauer.

"Wir schätzen sie als internationales Symbol für Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit für die Verschwundenen. Als Gründerin der Mütter der Plaza de Mayo hat sie in der Dunkelheit der Militärdiktatur Licht gespendet und vor 40 Jahren den Weg für die Rückkehr zur Demokratie geebnet", hieß es in einer Mitteilung von Präsident Alberto Fernández.

Bonafini stammte aus einfachen Verhältnissen und interessierte sich eigenen Angaben nach nie für Politik. Ihre Söhne hingegen schlossen sich in den 1970er Jahren der Studentenbewegung an und gerieten nach dem Putsch ins Visier der neuen Machthaber. Bonafinis ältester Sohn wurde auf einer Polizeiwache gefoltert und ermordet. Ihr jüngerer Sohn verhungerte und verdurstete im Geheimgefängnis "La Cacha". Ihre Schwiegertochter wurde erschossen. Bonafini sagte mehrfach, dass sie den Tätern niemals verzeihen werde.

Während der Militärdiktatur (1976-1983) verschwanden Tausende Regierungsgegner, linke Aktivisten, Gewerkschafter und Studenten. Viele politische Häftlinge wurden bei den sogenannten Todesflügen von Marineflugzeugen aus lebend in den Rio de la Plata geworfen. Andere wurden getötet und ohne Kennzeichnung auf normalen Friedhöfen bestattet oder auf den Geländen von Polizei- und Militärkasernen verscharrt. In vielen Fällen ist das Schicksal der Diktaturopfer noch immer unklar. Kleinkinder wurden ihren Eltern weggenommen und unter falscher Identität an Zieheltern übergeben.

Nach dem Ende der Militärdiktatur setzten sich die Madres de Plaza de Mayo zunächst vor allem für die strafrechtliche Aufarbeitung der verübten Verbrechen und das Gedenken an die Opfer ein. Später bezogen sie auch zu anderen gesellschaftspolitischen Themen Stellung. Das führte zur Abspaltung der Línea Fundadora (Gründerinnen-Linie), die diese politische Positionierung ablehnt und sich als reine Menschenrechtsgruppe versteht.

Wegen ihres autoritären Führungsstils und umstrittener Aussagen geriet Bonafini auch immer wieder in Kritik. So rechtfertigte sie die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001, unterstützte die Diktatur auf Kuba und galt als Sympathisantin der linken kolumbianischen Guerillaorganisation FARC.

Während der Amtszeit von Néstor Kirchner (2003–2007) und Cristina Fernández de Kirchner (2007–2015) unterhielt Bonafini enge Beziehungen zur Regierung. Später wurde gegen sie wegen mutmaßlicher Veruntreuung von Millionen-Beträgen beim Bau von Sozialwohnungen ermittelt.

Anerkennende Worte für die Verstorbene kamen von Papst Franziskus. Er würdigte „Stärke und Mut“ einer Frau, die „in Zeiten, in denen Schweigen herrschte, die Suche nach Wahrheit, Erinnerung und Gerechtigkeit“ für die Opfer der Militärdiktatur am Leben gehalten habe. Mit diesen Worten wird das Oberhaupt der katholischen Kirche auf Vatican News zitiert.


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