Sowohl Präsident Mauricio Macri wie Schatzminister Hernán Lacunza beteuerten diese Woche, dass sie den Wechselkurs stabil halten würden. Präsidentschaftskandidat Alberto Fernández hat ihnen dabei auch geholfen, indem er sagte, der Kurs von etwa $ 60 sei in Ordnung. In der Tat sollte nach einem Sprung von $ 46 auf jetzt $ 57 eine Beruhigung zu erwarten sein, zu der auch die Tatsache beiträgt, dass Fernández und auch der Ökonom Guillermo Nielsen, der ihm nahesteht (und eventuell sein Wirtschafts- oder Schatzminister wird) beteuerten, dass sie die Staatsschulden anerkennen würden und es keinen Default geben werde. Ebenfalls hat ZB-Präsident Guido Sandleris beteuert, dass der gegenwärtige Wechselkurs der Wirtschaft die Konkurrenzfähigkeit erlaube, und dass er weiter Reserven einsetzen werde, um ihn zu halten. In der Tat dürfte bei diesem Kurs mehr exportiert und weniger importiert werden, was die Kursverwaltung erleichtert.
Die Staatsverschuldung mit dem Finanzmarkt ist objektiv gesehen tragbar, aber eben nur, wenn zumindest ein Teil der Schuld bei Verfall durch Aufnahme neuer Schulden ausgeglichen wird. Weder die Vereinigten Staaten, noch die EU Staaten, noch Japan u.a könnten ihre Schulden bezahlen, ohne neue aufzunehmen. Doch damit dies möglich ist, müssen die Spielregeln des Finanzmarktes eingehalten werden. Bei einer Regierung von Macri besteht kein Zweifel in diesem Sinn; aber bei einer von Alberto Fernández bestehen Zweifel, nachdem sich die Kirchner-Regierung gegenüber den Gläubigern wie ein fauler Schuldner und Betrüger verhalten hat. Die Präsenz von Guillermo Nielsen, der die Umschuldung nach dem Default als Unterhändler vollzogen hat, schafft dabei zusätzliches Misstrauen.
Halten wir fest: die Umschuldung, die 2003 eingeleitet und erst Mitte 2005 zum Teil abgeschlossen wurde, nachdem Ende 2001 der Default erklärt worden war, war gewiss keine Glanzleistung. Erstens dauerte sie über drei Jahre (und bei Berücksichtigung der Probleme, die 2005 noch verblieben, viel mehr) , während es bei Defaults, wie es schon viele auf der Welt gab, allgemein um die 6 Monate waren. Zweitens wurde ein Wachstumsbonus vergeben, der für die Gläubiger wertlos war, aber den Staat viel kostete und jetzt ein großes potentielles Problem darstellt. Drittens wurde ein Teil der Schulden in Pesos mit Wertberichtigung gezahlt, wobei dann der Index gefälscht wurde, was einen Betrug darstellt, der bis heute nicht korrigiert wurde. Und viertens wurde das Problem mit den Gläubigern, die die Umschuldung nicht angenommen haben, den sogenannten “Holdouts”, einfach liegen gelassen, ohne eine Verhandlung aufzunehmen. Es wurde erst von der Macri-Regierung gelöst, wobei ein vorherige Lösung billiger gewesen wäre.
Lacunza hat jetzt auch eine neue Strategie eingeführt: er hat den Kauf von Staatstiteln für nominell u$s 12,81 Mrd. verfügt, die er weit unter pari bezahlte (dem gegenwärtigen Börsenkurs), und verringert dabei die Staatsschuld, weil diese Titel unter pari gehandelt werden. Konkret hat er Bonar 2024 für u$s 5,95 Mrd., Bonar 2025 für u$s 4,2 Mrd., und Bonar 2037 für u$s 2,84 Mrd. gekauft. Dieser Kauf stand im Zusammenhang mit einem sogenannten REPO-Kredit, den mehrere Banken dem argentinischen Staat erteilt hatten, der u$s 2,61 Mrd. betrug und mit den genannten Staatstiteln gesichert war. Die Banken, die diesen Kredit gewährt hatten, waren Credit Suisse, BBVA, Santander, und HSBC. Die Reserven der ZB gingen dabei um u$s 3 Mrd. zurück. Wie die Gesamtrechnung mit dem Kauf von Staatspapieren aussieht, wurde nicht mitgeteilt.
Doch das Misstrauen des internationalen Finanzmarktes dauert an. Die Landesrisikorate erreichte zum Dienstag 1.855 Punkte (leicht unter den vorangehenden Tagen), was eine Differenz von 18,55 Prozentpunkten zwischen der Rendite der argentinischen Staatspapiere (die in New York kotieren) und der der US-Schatzscheine auf 10 Jahre (genannt “Treasuries”) bedeutet. Wenn die Rendite dieser US-Papiere bei 2% liegt, dann liegt sie bei den argentinischen über 20%, was in der heutigen Welt absurd hoch ist.
Comments