Informationen von CIA und BND halfen Großbritannien
Buenos Aires (dpa/mc) - Der US-amerikanische Geheimdienst CIA und sein bundesdeutsches Pendant, der BND, sollen den Sieg Großbritanniens im Krieg gegen Argentinien um die Malwinen begünstigt haben. Dies geht aus Geheimdienstunterlagen hervor, die von der „Washington Post“, dem ZDF und dem Schweizer Fernsehen ausgewertet wurden.
Demnach spähten die Geheimdienste beider Länder mittels einer Schweizer Verschlüsselungsfirma über Jahrzehnte hinweg mehr als 100 Staaten aus. Den Berichten zufolge verließen sich deren Regierungen bei der Verschlüsselung ihrer Kommunikation auf die Firma Crypto AG - im Unwissen darüber, dass diese seit 1970 in Besitz der CIA und des BND gewesen sei und die Geheimdienste in der Lage waren, die Verschlüsselung zu knacken.
So hätten 1982 während des Malwinen-Krieges auch argentinische Funksprüche dechiffriert werden können, die dann an London weitergegeben wurden. Man habe sich das Vertrauen der Argentinier in die Technik von Crypto zunutze gemacht und die Informationen an Großbritannien geschickt, zitiert die „Washington Post“ aus den Geheimdienstberichten.
Nach den Recherchen erlangte auch die damalige Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt (SPD) auf diese Weise Kenntnis über Menschenrechtsverletzungen in Argentinien, wo während der Militärdiktatur Tausende Regimegegner verschwanden und zum Beispiel aus Hubschraubern lebendig ins Meer geworfen wurden. Dennoch betrieb die Bundesrepublik Handel mit der Militärjunta. Auch nahm die bundesdeutsche Fußball-Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien teil.
Zu den Kunden der Crypto AG hätten aber nicht nur Militärjuntas in Lateinamerika, sondern auch der Iran, Indien, Pakistan und der Vatikan gezählt, berichtete die „Washington Post“. Sie fasst die Faktenlage so zusammen: Die USA und ihre Verbündeten hätten die „Leichtgläubigkeit“ anderer Staaten ausgenutzt, sie ihres Geldes und ihrer Geheimnisse beraubt.
Der frühere Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer (CDU) bestätigte dem ZDF die Geheimdienstoperation. Der BND habe die Zusammenarbeit mit der CIA demnach aber 1993 beendet.
„Der Bundesnachrichtendienst nimmt zu Angelegenheiten, welche die operative Arbeit betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung“, erklärte der BND am Dienstag auf Anfrage.
Der „Washington Post“ zufolge weisen die ausgewerteten Unterlagen darauf hin, dass mehr als 120 Länder zwischen den 1950er und den 2000er Jahren Verschlüsselungstechnik der Firma verwendeten. Als die CIA und der BND in Besitz der Firma gewesen seien, hätten sie Millionen daran verdient. Das ZDF zitiert die ausgewerteten Papiere mit den Worten: „Die jährliche Gewinnausschüttung (...) wurde dem BND-Haushalt zugeschlagen, (...) Haushaltsausschuss und Rechnungshof hatten darüber keine Kontrolle.“
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