Außenminister Faurie bei Lateinamerika-Treffen in Berlin
Buenos Aires (AT/mc) - „Angesichts der aktuellen Spannungen im Welthandel müssen wir mit Deutschland zusammenarbeiten, um das System des Multilateralismus und des regelbasierten Handels zu verstärken und zu modernisieren.“ Diese Zielsetzung formulierte der argentinische Außenminister Jorge Faurie am Dienstag beim Lateinamerika- und Karibiktreffen, zu dem die deutsche Regierung nach Berlin eingeladen hatte.
Faurie traf im Rahmen seines Berlin-Aufenthalts mit seinem deutschen Amtskollegen Heiko Maas zusammen. Nach der Unterredung, bei der es sowohl um politische wie um wirtschaftliche Themen ging, erklärte Faurie: „Für Lateinamerika ist Deutschland ein außerordentlich wichtiges Land.“ Dies gelte mit Blick auf die ökonomische Entwicklung, auf die Investitionen, die deutsche Unternehmen in der Region getätigt haben sowie mit Blick auf die Rolle, die Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten im Einsatz für Werte wie Freiheit und Demokratie hochgehalten habe.
Faurie hob hervor: „Deutschland und seine Unternehmen sind seit mehr als einem Jahrhundert in Argentinien aktiv. Es ist das neuntgrößte Investorenland in unserem Land, und wir können noch bessere Partner werden, da wir komplementär zueinander sind.“
Der argentinische Chefdiplomat dankte der deutschen Regierung für die guten Beziehungen, die sie besonders seit dem Amtsantritt von Mauricio Macri als Präsident mit Argentinien gepflegt habe. „Der Ratschlag der Regierung von Angela Merkel wirkte immer ermutigend und hat uns in unseren Wirtschaftsreformen bestärkt“, so Faurie.
Durch das multilaterale Treffen in Berlin will Deutschland seine lange vernachlässigten Beziehungen zu Lateinamerika und zur Karibik wieder in Schwung bringen. Deutschland zählt zu den stärksten Exportnationen. Aber in Lateinamerika hinkt die deutsche Wirtschaft weit hinter China und den USA her. Doch dies ist nicht der einzige Grund, warum Außenminister Maas jetzt seine Lateinamerika-Offensive startet.
„Wir sind nichts anderes als natürliche Verbündete“, sagte Maas in Gegenwart von rund 20 Außenministern. Er hob die gemeinsamen Werte hervor und das gemeinsame Interesse, internationale Institutionen wie die Vereinten Nationen gegen nationale Alleingänge zu verteidigen.
„In einer Welt, in der das Recht des Stärkeren die Stärke des Rechts ersetzt, können Europa, Lateinamerika und die Karibikstaaten nur verlieren. Wir sind eben alle keine Supermächte“, sagte Maas.
Im April hatte er das Treffen mit einer Reise nach Brasilien, Kolumbien und Mexiko vorbereitet. Ziel ist es, neben den Wirtschaftsbeziehungen und der politischen Zusammenarbeit auch Netzwerke im gesellschaftlichen Bereich zu stärken. Dazu sollte bei der Konferenz eine Initiative für die Gleichberechtigung von Frauen ins Leben gerufen werden.
Vor allem die deutsche Wirtschaft setzt große Hoffnungen in die Lateinamerika-Initiative. Sie könne „ein neues Momentum für unsere Kooperation“ sein, sagte Andreas Renschler, Vorsitzender des Lateinamerika-Ausschusses der deutschen Wirtschaft. Er beklagte, dass nur 2,6 Prozent der deutschen Exporte in die Region gingen. Dabei habe Lateinamerika einen Anteil von sieben Prozent an der Weltwirtschaft.
Venezuela war das einzige Land der Region, das nicht nach Berlin eingeladen wurde. Der Machtkampf zwischen Präsident Nicolás Maduro und seinem Widersacher Juan Guaidó sollte keine größere Rolle bei der Konferenz spielen.
Venezuelas Vize-Außenminister Yván Gil kam trotzdem in die deutsche Hauptstadt. Er traf sich mit den Linken-Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko und Heike Hänsel und nahm an einer Protestveranstaltung gegen die Venezuela-Politik der Bundesregierung teil. Termine mit deutschen Regierungsvertretern hatte er aber nicht.
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