Die russische Wirtschaft leidet zunehmend unter den Sanktionen der Vereinigten Staaten, den EU-Staaten und anderen, wie die Schweiz. Es kommt dabei auf alle Fälle zu einer Abnahme des Bruttoinlandsproduktes, die von der US-Finanzfirma Goldman Sachs für 2022 auf 7% geschätzt wird, für andere, die sich damit befassen, auf viel mehr. Allerdings unter der Voraussetzung, dass es keinen Frieden in der Ukraine gibt.
Die finanziellen Sanktionen wirken sehr stark. Aber der Rückzug von McDonald's, Starbucks u.a. Unternehmen dieser Art, wirkt nur störend auf das tägliche Leben vieler Russen, hat aber sonst keine weitere Bedeutung. Auch die Beschlagnahme der Jachten u.a. Vermögenswerte der russischen Oligarchen, die Großbritannien und EU-Regierungen vorgenommen haben, stellen einen direkten Schaden für diese dar, haben aber sonst keine Auswirkung auf die russische Wirtschaft. Was rezessiv wirkt, ist vor allem der Ausfall von Lieferungen von Rohstoffen und Zubehörteilen von industriellen Prozessen, und der Ausfall von Exporten. Auch der Krieg als solcher kostet viel Geld, dass der Staat schließlich mit Geldschöpfung finanziert und die Bevölkerung mit Inflation bezahlt.
Allein, der hohe Export von Erdöl und Gas, jetzt zu stark gestiegenen Preisen, wirkt positiv auf die russische Konjunktur, und vor allem verhindert dies eine Zahlungsbilanzkrise. Russland hat zwar hohe Devisenreserven (die im Januar 2022 auf u$s 647 Mrd. angegeben wurden), hat aber die Verfügbarkeit über 60% des Betrages verloren, weil der Teil der Reserven, die sich in EU-Zentralbanken befinden, blockiert wurde.
Bei Gasexport hat Russland eine starke Position, weil Deutschland an erster Stelle, und dann auch andere EU-Staaten, nicht auf das russische Gas verzichten können. Denn es gibt kurzfristig keine Alternative für die Gasversorgung, auch nicht zu den sehr hohen Preisen, wie sie für verflüssigtes Gas heute bestehen. Eine Röhre, Nordstream I, wird weiter in Betrieb bleiben, aber die zweite, Nordstream II, die schon fertig ist, wird vorläufig nicht in Betrieb genommen.
Beim Erdöl liegt der Fall anders. Die weltweite Versorgung mit Erdöl kann jederzeit so stark erhöht werden, dass sie die russischen Exporte ersetzt. Hier müssen politische Bedenken überwunden werden, was in der Notlage, die jetzt besteht, bestimmt erreicht wird. Und wenn Russland dann Öl nur noch in geringen Mengen exportieren kann, dann entsteht ein großer Schaden. Eventuell kann Russland dann mehr Erdöl nach China liefern.
Eine Nebenwirkung der Einstellung von Lieferungen bestimmter Produkte aus der USA, der EU u.a. Staaten könnte auch die sein, dass Russland sich stärker aus China versorgt. Denn fast alles, was die westliche Welt an Industriegütern liefert, kann China auch bereitstellen. China bezieht schon russisches Gas über eine Leitung, die 2019 fertiggestellt wurde. Es ist eine zweite Leitung vorgesehene, die jedoch erst 2025 in Betrieb genommen würde. China erhält dabei zunehmenden politischen Einfluss auf Russlands Regierung, und das ist insofern positiv, als die chinesische Regierung die Phantasien von Putin gewiss nicht teilt, und für Frieden in der Ukraine eintritt.
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