Um zwei Wochen verlängert / Demos am Nationalfeiertag
Buenos Aires (AT/mc) - „Die Quarantäne wird so lange dauern, wie sie dauern muss.“ Besonders hoffnungsfroh klang es nicht, was Präsident Alberto Fernández am Samstag seinen Landsleuten mitzuteilen hatte. Zumindest für den Großraum Buenos Aires wird die allgemeine Ausgangssperre bis zum 7. Juni weiter bestehen. Dort waren zuletzt stark steigende Infektionszahlen zu verzeichnen. 87,5 Prozent aller landesweit erfassten Ansteckungen wurden in der Hauptstadt und ihren Vororten registriert. Besonders beängstigend ist die Situation in den Armenvierteln, wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen.
Gleichwohl warnte Fernández vor Panikmache. Der Anstieg sei Teil von dem Szenario, was man erwartet habe. „Wir haben so viele Betten und Hospitäler vorbereitet, weil wir annahmen, dass dies passieren würde.“ Bis gestern waren in Argentinien 13.933 Corona-Infektionen zu verzeichnen. 501 Menschen starben an den Folgen des Virus.
Angesichts der jüngsten Entwicklung wurden in der autonomen Hauptstadt nun sogar einige zuletzt zugestandene Lockerungen wieder zurückgenommen. So müssen Geschäfte in vielbesuchten Gegenden, die keine lebensnotwendigen Produkte verkaufen, wieder schließen. Erlaubnisse, sich aus Berufsgründen in der Stadt zu bewegen, müssen neu beantragt werden. Die bisherigen Genehmigungen verlieren am heutigen Freitag ihre Gültigkeit.
Der öffentliche Verkehr soll nur noch für diejenigen Beschäftigten zugänglich sein, die in systemerhaltenden Berufen tätig sind. Allerdings bleibt die Möglichkeit, Erholungsspaziergänge mit Kindern zu machen, vorerst bestehen, wie der Regierende Bürgermeister Horacio Rodríguez Larreta mitteilte. In den angrenzenden Ballungsgebieten, die politisch zur Provinz Buenos Aires gehören, bleiben die bestehenden strengeren Regeln in Kraft.
Am Montag, dem Nationalfeiertag zur Mai-Revolution, regte sich derweil Widerstand gegen die Quarantäne-Maßnahmen - wenn auch in sehr überschaubarer Zahl. Am Nachmittag versammelten sich rund 200 Personen vor dem historischen Rathaus (Cabildo) von Buenos Aires, um ihren Unmut über die bestehenden Einschränkungen kundzutun. Dort hatte 1810 auch die Mai-Revolution begonnen.
Die Demonstranten, die über soziale Medien zusammengefunden hatten, skandierten „Freiheit“. Auf Plakaten wiesen sie auf die wirtschaftliche Not kleiner mittelständischer Betriebe hin, die unter der Quarantäne besonders zu leiden hätten. Ein Teilnehmer präsentierte demonstrativ eine Kopie der argentinischen Verfassung, deren Freiheitsrechte man durch die aktuellen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie verletzt sieht.
Am Abend gab es zudem einen Protest in Tigre, wo Anwohner mit einem Autokorso gegen die Quarantäne protestierten. Mit argentinischen Fahnen und einem Hupkonzert fuhren sie zur Stadtverwaltung und forderten „nach 60 Tagen Eingesperrtsein“ die Wiederöffnung der Geschäfte. Die Manifestation fand trotz eines Verbots, das die Provinzpolizei ausgesprochen hatte, statt.
In den Abendstunden brachten in mehreren Stadtvierteln von Buenos Aires frustrierte Anwohner ihre Unzufrieden durch das Schlagen auf Kochtöpfen zum Ausdruck.
Für die Nationalregierung erklärte Kabinettschef Santiago Cafiero: Man könne die Ängste der Bevölkerung verstehen. Aber er warnte davor, die durch die Quarantäne erreichten Erfolge aus dem Blick zu verlieren. Vor allem auf den Protest vor dem Cabildo bezogen, meinte er: „Es war nicht gut, in dieser Weise zu protestieren.“ Schließlich würden solcher Art Kundgebungen alle gefährden. Nicht alle Teilnehmer trugen Mundschutz und beachteten die vorgeschriebenen Abstandsregeln.
Rückendeckung für die Regierung
Te Deum: Katholische Kirche unterstützt Quarantäne-Politik
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