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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Niedrigzinspolitik spart deutschem Staat viel Geld

Der deutsche Staat hat einer Studie des Allianz-Konzerns zufolge im Vergleich der Euroländer stark von der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) profitiert. Die Zinsersparnis für den Bund habe sich zwischen 2008 und 2018 auf E 114 Mrd. summiert, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Studie zum „Allianz Interest Income Calculator“. Demnach liegt die Ursache für das gute Abschneiden des Bundeshaushaltes darin, dass die extrem niedrigen Zinsen mit einer Zurücknahme bei der Aufnahme neuer Schulden einhergingen. Die Allianz-Experten wiesen darauf hin, dass nicht alle Euroländer vom Zinsverfall profitierten. „Steigende Schulden machten in einigen Ländern den Zinsverfall wieder zunichte“, hieß es.

Während die deutschen Staatsfinanzen durch die Nullzinspolitik entlastet wurden, zeigte sich bei der Situation der privaten Haushalte ein völlig anderes Bild. Unter anderem wegen der vergleichsweise hohen Ersparnisse und einer eher geringen Verschuldung schlägt die Nullzinspolitik der EZB bei deutschen Haushalten besonders stark zu Buche. Beim Nettozinseinkommen (empfangene abzüglich geleistete Zinszahlungen) bezifferten die Allianz-Experten den Verlust für die deutschen Haushalte auf E 123 Mrd.

„Dass sich Deutschland auf der Gewinnerseite wiederfindet, bedeutet nichts anderes, als dass Niedrigzinsen hierzulande vor allem ein Verteilungsproblem sind“, sagte Allianz-Experte Arne Holzhausen, einer der Autoren der Studie. Er schlug vor, die Folgen der Niedrigzinspolitik für die privaten Haushalte abzumildern, indem der Staat die Zinsersparnisse an die Bürgen weitergibt. Dann könnte die Staatsfinanzen jedoch in die Defizitzone rutschen, was eine weitere Verschuldung herbeiführt.

Die niedrigen Zinsen, die in der Welt vorherrschen, sind ein „conditio sine qua non“ um die hohe Staatsverschuldung zu ertragen, die auf der Welt allgemein ist. In den Vereinigten Staaten stellt jeder zusätzliche Zinspunkt eine Erhöhung des Staatsdefizits um ein Prozent dar, in Italien, Griechenland und, an erster Stelle, Japan, viel mehr. Japan erträgt eine Staatsschuld von über 200% des BIP nur, weil der Staat kaum Zinsen zahlt, als Folge einer hohen Liquidität, die sich aus hohen privaten Ersparnissen ergibt. Mit extrem niedrigen Zinsen wird die Staatsschuld allgemein verwässert, weil die Inflation über den Zinsen liegt. Die Inflation wird in den USA und der EU mit ca. 2% jährlich angegeben (und auch von der Fed und der EZB angepeilt), dürfte jedoch in Wirklichkeit etwas höher liegen, eventuell bei 3% oder sogar 4%. Ohne diese langfristige Verwässerung würde die hohe und zunehmende Staatsverschuldung schließlich in einer finanziellen und wirtschaftlichen Katastrophe enden.

(dpa/AT/jea)

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