Iranische Flugzeugbesatzung in Ezeiza gestrandet
Buenos Aires (AT/wvg/mc/dpa) - Ein bereits vergangene Woche am Flughafen Ezeiza eingetroffenes Frachtflugzeug hat im Verlauf der Woche für Aufsehen gesorgt. Es handelt sich dabei um eine in Venezuela registrierte Boeing 747 der Fluglinie „Emtrasur“, die zuvor 14 Jahre lang für die iranische Fluglinie „Mahan Air“ flog. „Mahan Air“ steht seit 2011 auf den Sanktionslisten der USA. Das Flugzeug war mit Autoteilen beladen. Laut der Dokumentation waren 14 Venezolaner und sieben Iraner an Bord. Tatsächlich kamen aber nur fünf iranische Besatzungsmitglieder an. Gleichwohl waren es insgesamt mehr Personen, als auf Frachtflügen üblich.
Die argentinischen Behörden waren bereits vor der Landung auf die über Córdoba aus Querétaro (Mexiko) kommende Boeing 747 aufmerksam geworden, da diese zeitweise die Ortsbestimmung abgeschaltet hatte. Als die Maschine vergangenen Mittwoch in die venezolanische Hauptstadt Caracas fliegen wollte, untersagte ihr Uruguay den Überflug. Die Maschine kehrte daraufhin nach Buenos Aires zurück, wo die Behörden das Flugzeug inspizierten. Dabei stießen sie auf die fünf iranischen und 14 venezolanischen Staatsbürger. Wegen der eingangs erwähnten Unregelmäßigkeiten bei den Passagierlisten wurden die Reisepässe der Iraner auf richterliche Anordnung vorübergehend eingezogen. Somit können die Männer aus dem Gottesstaat am Persischen Golf Argentinien vorerst nicht verlassen. In dem Hotel in Buenos Aires, in dem die Männer untergebracht wurden, führte die Bundespolizei am Montagabend eine Hausdurchsuchung durch.
Brisant: Einer der Iraner soll Mitglied der Revolutionsgarden sein, sagte Innenminister Aníbal Fernández. Die Truppe wird von den USA als terroristische Vereinigung eingestuft. Aufgrund der US-Sanktionen gegen den Iran weigerten sich sowohl Shell als auch YPF, das Flugzeug für den Weiterflug nach Caracas aufzutanken. Die Iran-Sanktionen schließen alle Akteure vom US-Markt aus, die Geschäfte mit sanktionierten Organisationen machen. Die Boeing verbleibt auf richterliche Anordnung vorerst in Argentinien.
Wie der TV-Sender „LN plus“ berichtete, begab sich am Mittwoch eine Maschine der staatlichen venezolanischen Fluggesellschaft Conviasa von Venezuela aus auf den Weg nach Ezeiza. Auf dem Rückflug sollten die Crewmitglieder des in Ezeiza festgesetzten Fliegers ausgeflogen werden. Das Flugzeug unterbrach seine Reise jedoch im bolivianischen Santa Cruz de la Sierra. Wie „La Nación“ berichtete, könnte Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro den Stopp des Flugs angeordnet haben aus Angst davor, dass auch der „Rettungsflieger“ in Argentinien festgesetzt werde. In Ezeiza warteten gestern derweil Hunderte Passagiere, die mit diesem Flieger nach Venezuela reisen wollten.
Die argentinisch-iranischen Beziehungen gelten seit dem Terroranschlag auf die AMIA im Jahr 1994 als kompliziert. Die hiesige Justiz macht bekanntlich einflussreiche Politiker in Teheran für den schweren Bombenanschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires mit 85 Toten verantwortlich.
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