Umstrittenes landesweites Verbot geselliger Treffen
Buenos Aires (AT/mc) - Traurige Wegmarke: In dieser Woche hat Argentinien die Zahl von 4000 Toten durch die Corona-Krise überschritten.Gestern waren es 4135 Todesfälle, die seit Beginn der Pandemie im März registriert wurden. Zuletzt gab es täglich rund 7000 neue Ansteckungen, die nicht nur im Großraum Buenos Aires, sondern zum Teil auch im Landesinneren auftraten.
Im weltweiten Vergleich zog Argentinien in puncto Infektionen mit 220.682 Fällen mittlerweile an Deutschland vorbei, wo sich bislang 214.104 Personen nachweislich angesteckt haben. In der Rangliste aller Länder belegt Argentinien derzeit den 18. Rang. Gleichwohl weist das Land eine vergleichsweise niedrige Sterberate auf, die gemessen an den Ansteckungen bei unter zwei Prozent liegt. Die Auslastung der Intensivbetten im Großraum Buenos Aires betrug zuletzt rund 66 Prozent.
Angesichts der stetigen Zunahme der Corona-Fälle hatten sich Präsident Alberto Fernández sowie Hauptstadtbürgermeister Horacio Rodríguez Larreta und Provinzgouverneur Axel Kicillof vor wenigen Tagen geeinigt, die Ausgangsbeschränkungen für den Großraum Buenos Aires ohne große Veränderungen gegenüber der Phase zuvor weiterlaufen zu lassen. „Bis zum 16. August behalten wie die Dinge so bei, wie sie sind“, so Fernández.
Eine Verschärfung gibt es jedoch: Denn der Staatschef legte einen besonderen Fokus darauf, dass gesellige und familiäre Treffen im ganzen Land zu verbieten sind. Im Landesinneren hatte es in den Wochen zuvor diesbezüglich schon Lockerungen gegeben. Fernández hatte vor seiner Ankündigung ein Gespräch mit Infektiologen und Virologen geführt. Diese wiesen ihn darauf hin, dass Ansteckungen zusehends mehr aus Geselligkeit resultierten als aus der wirtschaftlichen Aktivität. Im Rahmen Letzterer hielten sich die Bürger deutlich mehr an die Quarantänevorschriften als bei informellen Treffen wie Geburtstagsfeiern, Familientreffen oder Grillabenden.
„Ich rufe Euch nicht dazu auf, eine Statistik aufzubessern, sondern das Leben zu schützen - und dass wir es aus eigenem Entschluss tun“, appellierte Fernández an seine Landsleute. Gleichzeitig betonte der Präsident die Bereitschaft des Staates, den Bürgern weiterhin finanziell zu helfen. So werde sowohl die Familienunterstützung IFE als auch die staatliche Zuzahlung bei den Löhnen (ATP) beibehalten. „Niemand soll denken, dass der Staat Euch im Stich lässt und Euch in diesem Moment vergisst“, sagte Fernández den betroffenen Bürgern zu.
In den Tagen nach der Ankündigung regte sich im Landesinneren Widerstand gegen das Verbot geselliger Zusammenkünfte. So erklärte die Provinz Corrientes das entsprechende Dekret auf ihrem Territorium nicht anwenden zu wollen. Die Provinzregierung von Gouverneur Gustavo Valdés (UCR) steht auf dem Rechtsstandpunkt, dass ihr dieser Ermessensspielraum zustehe.
Es gebe „keine Gründe“, solche Treffen zu verbieten, da die gesundheitliche Situation der Provinz „gut“ sei, argumentierte Carlos Vignolo, der Hauptsekretär der Provinzregierung.
„Verfassungswidrig, von wo aus man es auch betrachtet“, meinte Ex-Sicherheitsministerin Patricia Bullrich. Der Staat stecke seine Nase in die Häuser aller Argentinier. „Wollen sie nun einen allgemeinen Hausdurchsuchungsbefehl ausstellen?“, fragte Bullrich rhetorisch.
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