Zwischen Heiligenverehrung und Schlammschlacht
Buenos Aires (dpa) - Diego Maradona ist tot, doch in Buenos Aires ist der Ausnahmefußballer präsenter denn je. Überall in der argentinischen Hauptstadt prangen Wandgemälde mit dem Konterfei von Maradona. Und täglich werden es mehr. „Er war der Größte“, sagt der Graffiti-Künstler Alfredo Segatori. Im Hafenviertel La Boca hat er ein riesiges Wandgemälde in Gedenken an den „Goldjungen“ angefertigt.
Mit einem milden Lächeln blickt der „Heilige Diego aus dem Viertel La Boca“ auf seine Anhänger hinab. „Das ist mein bescheidener Beitrag zu der Ehrerbietung, die ihm auf der ganzen Welt entgegen gebracht wird“, sagt Segatori.
Die Künstlergruppe Mosaico Nacional hat sich zum Ziel gesetzt, ganz Buenos Aires mit dem Antlitz von Maradona zu überziehen. „Am 25. jedes Monats werden wir in verschieden Vierteln ein Mosaik zu Ehren von Diego Maradona enthüllen“, kündigte Gonzalo López Lluch vom Comando Maradona der Künstlervereinigung kürzlich im Radio an. Später wollen sie ihr Projekt auf andere argentinische Städte und sogar ins Ausland ausdehnen.
„Maradona repräsentiert die einfachen Leute. Er hat dem argentinischen Volk so viel Freude geschenkt, darunter die größte Freude: den Weltmeistertitel“, sagte López. „Aber Maradona hat auch nie seine Wurzeln vergessen, hat sich für soziale Rechte eingesetzt und ist für die Schwächsten eingetreten.“
Während sich seine Fans rund 100 Tage nach seinem Tod voller Verehrung an Maradona erinnern, kommen immer mehr Details über die letzten Tage der Fußballikone ans Licht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mindestens sieben Mitglieder der medizinischen Teams wegen fahrlässiger Tötung. Unter den Verdächtigen sind Maradonas Leibarzt Leopoldo Luque, seine Psychiaterin Agustina Cosachov und mehrere Pflegekräfte.
Offenbar lehnte Maradona die ständige Betreuung durch Pflegekräfte nach seiner Gehirnoperation ab. Allerdings kam es während der Reha-Phase auch immer wieder zu Komplikationen, wie aus in örtlichen Medien veröffentlichten Chatprotokollen der Pfleger hervorgeht. Einmal übergab sich Maradona nach einem schweren Abendessen, einmal stürzte er in seinem Zimmer.
Seit kurzem prüft eine Ärzte-Kommission, ob bei der Behandlung und Pflege von Maradona in den Tagen vor seinem Tod medizinische Fehler gemacht wurden. Unter anderem wird untersucht, ob eine Pflege zu Hause unter den gegebenen Umständen überhaupt angemessen war, ob die Medikation gestimmt hat und ob Experten hinzugezogen wurden. Insgesamt wird ein Fragenkatalog mit 24 Punkten abgearbeitet.
Hinzu kommt ein Streit zwischen der weit verzweigten Familie von Maradona, Anwälten und Mitarbeitern des früheren Fußballstars. Fast jeden Tag kommen neue Details ans Licht, Maradonas Tochter Dalma liefert sich in den sozialen Netzwerken eine Privatfehde mit Anwalt Matías Morla, in Interviews und bei Fernsehauftritten wird viel schmutzige Wäsche gewaschen.
Letztlich dürfte es auch um viel Geld gehen. Bislang ist unklar, wie groß das Vermögen von Maradona genau ist. Allerdings verfügte der „Goldjunge“ zum Zeitpunkt seines Todes über Bankkonten, Firmen, Beteiligungen und Immobilien auf der ganzen Welt, darunter in Argentinien, den USA, der Schweiz, Dubai und China. Ein Testament hat Maradona dem Vernehmen nach nicht hinterlassen, dafür aber mindestens fünf Kinder von verschiedenen Frauen - es könnten aber auch noch viel mehr sein.
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