Neue Phase der Quarantäne gilt bis zum 2. August
Buenos Aires (dpa/mc) - Nach rund 120 Tagen der Quarantäne im Großraum Buenos Aires hat die Regierung die Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie etwas gelockert. So sollen künftig kleine Geschäfte wieder öffnen dürfen und Sport im Freien am Abend und frühen Morgen erlaubt werden. Dies ergab die Pressekonferenz, die Präsident Alberto Fernández gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister von Buenos Aires, Horacio Rodríguez Larreta, und Axel Kicillof, dem Gouverneur der Provinz Buenos Aires, vor wenigen Tagen in seiner Residenz in Olivos abhielt.
„Bis zum 2. August versuchen wir, zum normalen Leben zurückzukehren“, sagte Fernández. Sollte die Zahlen der Infektionen oder Todesfälle jedoch sprunghaft steigen, könnten die Lockerungen auch wieder kassiert werden. „Wenn wir sie zurücknehmen müssen, werden wir sie zurücknehmen“, sagte der Staatschef.
Die Lockerungen erfolgen nun zu einem Zeitpunkt, an dem die Corona-Zahlen steigen, wie nie zuvor. Die Entscheidung ist von daher offenbar nicht aus gesundheitspolitischen Gründen getroffen worden, sondern im Angesicht der wirtschaftlichen wie mentalen Erschöpfung der Bevölkerung nach vier Monaten der Quarantäne.
Industriebetriebe im Umland der Hauptstadt können die Produktion wieder hochfahren. Restaurants und Bars bleiben allerdings weiterhin geschlossen. Die Schulen dürfen auch nach den derzeitigen Winterferien nicht öffnen und Großveranstaltungen sind weiter untersagt. Der öffentliche Personennahverkehr bleibt den systemrelevanten Berufsgruppen vorbehalten.
In der Hauptstadt dürfen dann ab Mitte der kommenden Woche auch Friseurläden, Praxen von Krankengymnasten, Fußpfleger oder auch Psychologen wieder öffnen. Bereits seit dieser Woche sind Erholungsspaziergänge mit Kindern wieder möglich.
Fernández ermahnte seine Landsleute, weiterhin die bisherigen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. „Wir sind nicht immun. Jeder von uns kann sich anstecken.“ Die zu erwartende größere Zirkulation von Menschen bringe möglicherweise auch eine größere Zirkulation des Virus mit sich, befürchtet der Staatschef. „Je mehr wir auf der Straße sind, desto größer ist das Risiko, das wir eingehen.“ Aber offenbar war Fernández genauso wie die Provinzgouverneure der Meinung, dass eine weitere strikte Quarantäne den Menschen nicht mehr zuzumuten wäre.
Mit dem durch die Ausgangsbeschränkungen bisher Erreichten zufrieden zeigte sich Kicillof: „Die Quarantäne in Argentinien hat Leben gerettet und Todesfälle vermieden“, so der Provinzgouverneur. Dies sei möglich gewesen, da alle, die Verantwortung tragen, an einem Strang gezogen hätten. Die Ausgangsbeschränkungen haben dazu geführt, dass Argentinien die Pandemie besser eindämmen konnte als Nachbarländer wie Brasilien oder Chile. Doch die Ziffern stiegen auch hierzulande stark an. Ende voriger Woche sind rund 4500 neue Infektionen pro Tag zu verzeichnen - die meisten im Großraum Buenos Aires. Seit Beginn der Pandemie im März wurden landesweit 141.900 Ansteckungen gezählt. 2588 Menschen starben bis gestern Vormittag infolge der Viruserkrankung (Quelle Johns Hopkins University).
Die Provinz Jujuy verschärfte derweil angesichts der rapide gestiegenen Corona-Todesfälle ihre Quarantäne-Maßnahmen. Seit Mittwoch gilt in dem Gliedstaat im äußersten Nordwesten des Landes wieder „Phase 1“. Das heißt, die Bürger dürfen ihre Wohnung nur verlassen, um Lebensmittel oder Arzneien zu kaufen. Die Vorgabe gilt zunächst 14 Tage lang. Die Provinz Santa Fe erklärte, dass Personen ohne dortigen Wohnsitz den Gliedstaat nur betreten dürfen, wenn sie einen negativen Corona-Rachentest vorweisen. Dieser darf nicht älter als 72 Stunden sein. Zudem untersagte die Provinzregierung für einen Zeitraum von 14 Tagen alle Familienfeste im Großraum Rosario.
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