Französische Autorin wird am 10. Dezember ausgezeichnet
Stockholm (dpa/ka) - Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Das gab die für die renommierte Auszeichnung zuständige Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt. Sie bekomme den Preis „für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt“, sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm.
Seit über vier Jahrzehnten schreibt Annie Ernaux Bücher über sich und ihre Herkunft. Dabei blickt sie nicht nur radikal auf ihr eigenes Leben, sondern reflektiert schnörkellos die Zeit und Gesellschaft, in die sie hineingeboren wurde. Die 82-jährige Schriftstellerin, die in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs und später Neuere Literatur studierte, bezeichnet sich als Ethnologin ihrer selbst.
Unter Kritikern gilt Ernaux als Meisterin des Autofiktionalen - einer Mischung von Autobiografischem und Fiktion. Ihre Bücher schaffen es regelmäßig auf die Bestsellerlisten. Eines ihrer jüngsten Werke trägt den Titel „Das Ereignis“. Das fast autobiografische Buch handelt von den fast schon grausamen Versuchen der Autorin abzutreiben, in einer Zeit, in der die Abtreibung noch als unmoralisch und kriminell betrachtet wurde. Verfilmt wurde die Geschichte von Audrey Diwan, die dafür im vergangenen Jahr den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig erhielt.
Der Nobelpreis für Literatur gilt als die prestigeträchtigste literarische Auszeichnung der Welt. Er wird am 10. Dezember in Stockholm verliehen und ist mit knapp 920.000 Euro dotiert.
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