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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Lateinamerikanische Wirtschaft in Kürze

(Vom 8.11. bis 15.11.)

Bei der Ausschreibung von Erdölgebieten auf dem Meeresgrund, vor Rio de Janeiro, die am Mittwoch der Vorwoche stattfand, erhielt die brasilianische Regierung nur Offerten für u$s 17,5 Mrd., 65% der erwarteten Summe. Am Donnerstag kam dann ein weiteres Gebiet hinzu, für das die Offerten u$s 1,26 Mrd. ausmachten, 64,3% des erwarteten Betrages. Bergbau- und Energieminister Bento Albuquerque erklärte, im Kongress würde schon ein Gesetzesprojekt behandelt, das Petrobras das Präferenzrecht entzieht und erlaubt die sogenannten “Presal-Gebiete” in Konzession zu vergeben, statt wie bisher nur mit einer gesellschaftlichen Verbindung mit Petrobras.

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Die brasilianische Regierung hat eine zollfreie Importquote von 750.000 Tonnen Weizen für Lieferungen außerhalb des Mercosur eingeführt. Brasilien hat einen jährlichen Bedarf von 12 Mio. Tonnen Weizen, von denen 5 Mio. mit eigener Produktion und 7 Mio. zum größten Teil mit Lieferungen aus Argentinien gedeckt werden.

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Der gigantische soziale Aufstand in Chile hängt auch mit der starken Vermögenskonzentration und der von Oligopolen (Monopolen mit mehreren Beteiligten) beherrschten Wirtschaft zusammen. Der Analyst Jorge Castro weist in der Zeitung “Clarín” darauf hin, dass die Beteiligung der drei größten Unternehmen bei den 10 wichtigsten Branchen zwischen 85% und 92% liegt, 4 Mal so viel wie in den OECD-Staaten mit der höchsten Konzentration. Andererseits stellt Kupfer 60% der Exporte und 20% des Bruottinlandsproduktes dar, was die Wirtschaft stark vom Kupferpreis abhängig macht. Aber die Kupferwirtschaft beschäftigt nur ca. 200.000 Personen, bei einer Bevölkerung von 17 Mio.

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Evo Morales, der 14 Jahre Präsident von Bolivien war, unterscheidet sich deutlich von Nicolás Maduro und Hugo Chávez (Venezuela), Fidel und Raúl Castro (Cuba) und auch von Rafael Correa (Ecuador) und Daniel Ortega (Nicaragua), mit denen er ideologisch in einen Topf geworfen wird. Er hat die Inflation erfolgreich bekämpft, so dass sie jetzt 4% jährlich beträgt. Das BIP hat zwischen 2005 und 2014 durchschnittlich 5,1% jährlich zugenommen, womit Bolivien in Lateinamerika hinter Peru (+6,1% jährlich) und Uruguay (+5,2) an dritter Stelle liegt. Der Mindestlohn wurde zwischen 2006 und 2014 verdreifacht, und die Armut sank von 60% auf 39% der Bevölkerung. Morales hat zwar am Anfang die Erdölunternehmen verstaatlicht und die Steuern auf Erdöl und Gas drastisch erhöht, sich nachher jedoch mit diesen Unternehmen verständigt, so dass die Produktion weiter gestiegen ist. Er war ein pragmatischer Ideologe, der den Populismus in Grenzen hielt und in wirtschaftlichen Grundsatzfragen rationell handelte. Dennoch wies Bolivien in den letzten Jahren ein Defizit bei den Staatsfinanzen auf, das 2019 8% des BIP erreichte. Die Staatsschuld war unter seiner Regierung zunächst von 81% des BIP auf 55% (2012) gefallen, stieg danach auf jetzt 51%.

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In Brasilien ist die tiefgreifende Reform des Pensionierungssystems in Kraft getreten. Das Wesentliche ist die Einführung eines Mindestalters (65 Jahren bei Männern und 62 Jahre bei Frauen) für die Pensionierung. Bisher waren nur 30 Beitragsjahre erforderlich, so dass viele Menschen mit 48 Jahren in Pension gingen. Die Regierung rechnet in einer Periode von 10 Jahren mit Ersparnissen von bis zu u$s 200 Mrd., weil jetzt viel weniger Menschen in Pension gehen, wobei auch die Sterberate unter Pensionären aus Altergründen hoch ist. Bolsonario schreitet jetzt mit weiteren Reformvorschlägen voran, um das Defizit der Staatsfinanzen auszumerzen. Sein Vorgänger, Michel Temer, hatte schon eine tiefgreifende Reform der Arbeitsgesetzgebung durchgesetzt. Brasilien macht, im Gegensatz zu Argentinien, große Fortschritte bei strukturellen Reformen.

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