Vom 13.3. bis 20.3.
BRASILIEN
Leere Stände
Rio de Janeiro - Die Feuerwehr in Rio de Janeiro hat am Montag angefangen, Kontrollfahrten zu machen und die Bevölkerung aufgefordert, Menschenansammlungen an den Stränden zu vermeiden. „Bitte gehen Sie zur Sicherheit ihrer Nachbarn, Freunde und Familien nach Hause“, wiederholte ein Feuerwehrmann über Lautsprecher. „Bitte tragen Sie ihren Teil dazu bei, um das Coronavirus einzudämmen.“ 150 Fahrzeuge waren dem Nachrichtenportal „G1“ zufolge im Einsatz, die Aktion soll noch ausgeweitet werden. Auf den Videos der Feuerwehr bei Twitter sind nur mehr wenige Badegäste zu sehen. Am Sonntag, dem klassischen Strandtag in Rio, waren die berühmten Strände am Zuckerhut noch voll gewesen. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Wilson Witzel, hatte am Freitag gesagt, dass die Polizei Strände absperren könne. Dann wurde er im Ton etwas moderater. „Ich möchte der Bevölkerung bewusst machen, dass sie der Träger einer Krankheit sein kann, die ihren Großvater oder Vater tötet.“ Rio registrierte am Sonntag den ersten schweren Coronavirus-Fall, ein 65 Jahre alter Arzt. In ganz Brasilien ist die Zahl der Coronavirus-Fälle nach einem Bericht des Gesundheitsministeriums auf mindestens 200 gestiegen.
BRASILIEN
Massenflucht aus Gefängnissen
São Paulo - Häftlinge im brasilianischen Bundesstaat São Paulo haben rebelliert und sind am Montagabend (Ortszeit) aus verschiedenen Gefängnissen geflohen, weil den Gefangenen im halboffenen Vollzug wegen des Coronavirus der vorübergehende Freigang untersagt worden war. Das teilte die Regierung des Bundesstaates in einer Erklärung auf Twitter mit. Das Argument war, dass die mehr als 34.000 Betroffenen bei ihrer Rückkehr mögliche Überträger des Coronavirus für die weiteren Insassen gewesen wären. „Eine gefährdete Bevölkerungsgruppe, was zu Gesundheitsrisiken für Beamte und Verwalter führen kann“, wie es in der Erklärung hieß. Der Freigang sollte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Darauf reagierten die Häftlinge in Mongaguá, Tremembé, Porto Feliz und Mirandópolis mit den Aufständen. Medien berichteten von einer Massenflucht mit insgesamt mehr als 1300 Gefangenen. Ein Video in den sozialen Medien etwa zeigte, wie eine Menge Häftlinge in Mongaguá an der Küste São Paulos durch die Straße rannte. Nach Informationen des Portals „UOL“ soll das „Erste Kommando der Hauptstadt“ (PCC) die Anordnung zu den Aufständen gegeben haben. Das PCC ist eine der größten kriminellen Vereinigungen Brasiliens, dessen Hauptquartier die Gefängnisse bilden. Es verdient sein Geld mit Drogen, Waffen und Schutzgeld zwischen Paraguay und Bolivien und kontrolliert Favelas. Wie das Gefängnis in Mongaguá, das Platz für 1640 Häftlinge hat, in dem aber 2800 untergebracht waren, sind viele Gefängnisse in Brasilien völlig überfüllt.
BRASILIEN
Anklagen: Journalistenmord
São Paulo - Die Staatsanwaltschaft in São Paulo hat zwei ehemalige Militärs und vier weitere Beteiligte wegen des Mordes an dem Journalisten Vladimir Herzog im Jahr 1975 angeklagt. Herzog, damals Direktor des Fernsehsenders „TV Cultura“ und ehemaliger Mitarbeiter der BBC, starb während der Militärdiktatur im Geheimdienst- und Repressionszentrum DOI-CODI in São Paulo, nachdem er festgenommen und gefoltert worden war. Laut Staatsanwaltschaft wurde das Verbrechen „in einem Kontext des systematischen und allgemeinen Angriffs des brasilianischen Staates auf die Zivilbevölkerung“ begangen. Die Militärs hatten Herzogs Tod als Selbstmord dargestellt - eine Version, die die Familie anzweifelte. 1992 hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet, aber die Untersuchung wurde von der Justiz in São Paulo und dem Obersten Gerichtshof unter Verweis auf das Amnestiegesetz von 1979 annulliert. Der Fall wurde 2018 wieder aufgenommen, nachdem Brasilien vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte IAGMR wegen fehlender Ermittlungen und Gerichtsverfahren verurteilt worden war. Der Tod des jüdischstämmigen Herzog, der im damaligen Jugoslawien geboren wurde und dessen Familie vor den Nationalsozialisten nach Brasilien flüchtete, hatte einen großen Einfluss auf die brasilianische Demokratiebewegung.
KOLUMBIEN
Ermittlungen gegen Ex-Präsident
Bogotá - Das oberste Gericht Kolumbiens hat Ermittlungen gegen den ehemaligen Präsidenten Alvaro Uribe wegen seiner angeblichen Beteiligung an einem Skandal um Stimmenkauf im Jahr 2018 eingeleitet. Gegen Uribe, der immer noch eine wichtige Rolle im politischen Leben des südamerikanischen Landes spielt und Mentor von Staatschef Ivan Duque ist, wird wegen „mutmaßlichem Verhalten gegen die Mechanismen der demokratischen Partizipation“ ermittelt, teilte das Gericht auf Twitter mit. Kolumbianische Medien berichteten seit Tagen, dass eine unabhängige Morduntersuchung Audioaufnahmen aufgedeckt hatte, in denen der inzwischen verstorbene Drogenhändler Jose Guillermo „Ñeñe“ Hernandez, behauptet, er sei im Zentrum der Stimmenkaufoperation von 2018 gewesen. In Kolumbien ist der Zeitung „El Espectador“ zufolge von „Ñeñepolítica“ die Rede, der Skandal zieht immer weitere Kreise. Denn Hernandez behauptete nach den Medienberichten, die Operation sei im Auftrag von Duques Kampagne auf Befehl von Uribe ausgeführt worden. Uribe sagte, dass er „Herrn Hernandez nie um Ressourcen für die Kampagne gebeten“ habe. Der konservative Duque, ein politischer Newcomer, kam im August 2018 an Staatsspitze, nachdem er sich bei der Präsidentenwahl gegen den linken Rivalen Gustavo Pedro durchgesetzt hatte. (dpa)
Im Blickfeld: Die Lage ist ernst
Von Stefan Kuhn
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