Klimaaktivistin Nicole Becker auf der Plaza Francia
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires (AT) - „Ich bin eine junge Frau, die Angst davor hat, dass der Klimawandel mein Leben zerstören könnte“, spricht Nicole Becker auf der Plaza Francia im Buenos-Aires-Stadtteil Recoleta ins Mikrofon. „Doch vielen Menschen hat er bereits das Leben genommen“.
„Nicki“ ist 19 Jahre alt, Jura-Studentin und sozusagen die argentinische Greta Thunberg. Sie ist das Gesicht der „Jóvenes por el Clima“ (dt: Junge Menschen fürs Klima) und organisiert unter anderem Demonstrationen, nimmt an öffentlichen Diskussionen teil und ist ein gern gesehener Gast im argentinischen Funk und Fernsehen.
Am vergangenen Dienstagabend wurde sie vom Centro Cultural Recoleta eingeladen, um auf einer Bühne auf der Plaza Francia, gegenüber dem Kulturzentrum, über die Klimabewegung zu reden und Fragen des Publikums zu beantworten. „Ich bin keine Wissenschaftlerin“, sagt Becker zu Beginn, „aber ich bin hier, um meine Wut und Frustration auszudrücken und meine persönlichen Erfahrungen mit euch zu teilen“.
Die Stimmung auf der Plaza glich jedoch keinem wütenden Protestvortrag, sondern eher einer gemütlichen Sprechrunde. Nachdem sie etwas über ihre Person erzählt hatte, wie sie Teil, ja sogar das Gesicht der argentinischen, jungen Klimabewegung wurde, durften die etwa hundert Zuhörenden Fragen stellen.
Beckers Ziel ist es, ein Klima-Bewusstsein bei jedem Einzelnen zu schaffen. Oft fallen die Worte Fleischkonsum, Transportmittel, Plastik und „Fast fashion“ (ein Geschäftsmodell des Textilhandels, bei dem die Kollektion laufend geändert wird). Sie macht den Kapitalismus für die katastrophale Klima-Situation verantwortlich. „Es ist ein System, welches nicht funktioniert. Es zerstört sich selbst“, sagt die rhetorisch starke Nicki. Sie bezieht sich außerdem auf den Kolonialismus, das Patriarchat und den Rassismus als Mitverantwortliche für den Klimawandel.
Es gibt allerdings auch Hoffnung: „Wir haben es in Mendoza am ‚Ley 2277‘ gesehen. Die Leute sind auf die Straße gegangen, haben protestiert und zusammen etwas erreicht“, erinnert die Jura-Studentin an die Ende Dezember 2019 stattgefundenen Proteste gegen die Abschaffung des erwähnten Gesetzes, das die Verwendung giftiger Chemikalien im metallhaltigen Bergbau in der Provinz Mendoza verbietet.
Die Streichung des Gesetzes hätte zu klimaschädlichen sowie gesundheitsschädlichen Folgen durch die Verunreinigung des Trinkwassers führen können. Tausende Argentinier und Argentinierinnen demonstrierten gegen die Abschaffung des bestehenden Schutzgesetzes und konnten dessen Annullierung somit erfolgreich verhindern.
Am Ende des Gesprächs rief Nicole dazu auf, aktiv zu werden, auf Demonstrationen zu gehen, ein umweltschonendes Verhalten an den Tag zu legen und wurde bei Sonnenuntergang mit starkem Applaus belohnt.
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