Die Generaldirektorin des Internationalen Währungsfonds, die Bulgarin Cristalina Georgiewa, hat die grundsätzliche Stellungnahme des Fonds gegenüber Schwellenländern geändert. In einer Veröffentlichung in der “Financial Times” stellt sie die Frage, was der IWF tun könne, damit die Kapitalbewegungen für die Schwellenländer sicherer seien. Auf der einen Seite sei Auslandskapital willkommen, u.a. um notwendige Infrastrukturinvestitionen zu finanzieren, aber auf der anderen Seite bestehe beim Kapital eine hohe Volatilität, die die finanzielle Stabilität der Staaten bedrohe.
Es bestehe jedoch kaum Einigung über die Maßnahmen, die getroffen werden können, um dies zu verhindern. Bei der Krise von 2018 hätten Brasilien und Malaysia im Devisenmarkt interveniert, um ihre Währungen zu stützen, während Kolumbien und Südafrika kaum interveniert hätten. Einige Zentralbanken haben dabei den Zinssatz erhöht, andere nicht. Die starke Intervention am Markt hat in einigen Fällen eine Abwertung abgeschwächt, in anderen nicht. Der Fonds muss somit eine spezifische Lösung für jedes Land finden.
Der gegenwärtige Rahmen für Interventionen des IWF stütze sich auf die eher konventionelle Anschauung, dass eine Abwertung eine Krise mildert. Bei fortgeschrittenen Staaten trifft dies zu, und die Wirtschaft passt sich den externen Schocks und einer Abwertung an. Doch die neuen Forschungen zeigen, dass in Schwellenländern der (interne) Handel in einem unverhältnismäßig hohem Verhältnis über den Dollar erfolgt, so dass Kursbewegungen nicht eine beschränkte Wirkung haben. Außerdem ist die auswärtige Schuld der Schwellenländer weitgehend in Dollar nominiert, so dass flexible Wechselkurse eine weitere Auswirkung haben.
Die überraschende Vielfalt der wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die die Schwellenländer bei Krisenlagen treffen, weist darauf hin, dass die externen Schocks eine unterschiedliche Wirkung auf sie haben. Frau Georgiewa stellt auch die monetäre Politik, die in Krisensituationen empfohlen wird, in Frage. Sie hebt auch das Problem der Glaubwürdigkeit hervor, dass in jedem Fall anders ist.
Bezogen auf Argentinien weisen die Äußerungen der IWF-Leiterin darauf hin, dass die Fonds-Auffassung, die im Abkommen von Mitte 2018 bestand, aufgegeben wird. Damals setzte sich der Fonds für einen frei schwankenden Wechselkurs ein und gestattete schließlich als Kompromisslösung eine Intervention, wenn die festgesetzten Schwankungsmargen, die sehr groß waren, überschritten wurden. Das musste dann fallen gelassen werden, und schließlich ist die Regierung (mit oder ohne Fondsgenehmigung) auf eine Intervention am Devisenmarkt übergegangen, bei der nur minimale Schwankungen zugelassen wurden. Vom Konzept eines freien Devisenmarktes ist man auf das eines verwalteten Marktes übergegangen.
Der Fonds ist prinzipiell gegen Devisenbewirtschaftung und Kapitalkontrollen eingestellt. Doch der argentinische Fall entspricht ziemlich genau der Vorstellung, die Frau Georgiewa jetzt geäußert hat, so dass der Fonds beim neuen Abkommen, über das jetzt noch verhandelt wird, einem viel strengeren Interventionismus auf dem Devisenmarkt wird zustimmen müssen. Genau das hat hat die IWF-Dirtektorin jetzt bestätigt.
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