Agrardelegation des bayerischen Landtags zu Gast
Von Marcus Christoph
Buenos Aires (AT) - „Ziel ist, die argentinische Landwirtschaft kennenzulernen“. Mit diesen Worten beschrieb Leopold Herz (Freie Wähler) die Intention, die ihn und seine Kollegen des Landwirtschaftsausschusses des bayerischen Landtags nach Argentinien geführt hat. Herz, der den Ausschuss leitet, betonte beim Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters Jürgen Christian Mertens, wie wichtig es für gutes Wirtschaften sei, persönliche Kontakte zu knüpfen.
Während ihrer einwöchigen Reise besuchten Herz und die weiteren mitgereisten Ausschussmitglieder von CSU, Freien Wählern, FDP und der seit 2018 im bayrischen Landtag vertretenen AfD verschiedene landwirtschaftliche Betriebe: Bei „Aqua Mansa“ in San Antonio de Areco stand der Anbau von Soja, Weizen und Mais im Zentrum des Interesses, während es in dem Betrieb „Las Mercedes“ in Mar del Plata auch um Rinderhaltung ging.
Weitere Stationen der Informationsreise waren Misiones, wo sich die bayerischen Agrarpolitiker ein Bild von der Artenvielfalt Argentiniens machen konnten, sowie Mendoza, wo Weinbau und die Verarbeitung von Oliven betrachtet wurden. In Buenos Aires standen zudem Gespräche mit Vertretern hiesiger Agrarverbände auf dem Programm.
Als Gastgeber des Abends erklärte Botschafter Mertens dass Argentinien über eine außerordentlich exportorientierte Landwirtschaft verfüge. Rund 60 Prozent der gesamten Ausfuhren des Lands stammten aus der Land- und Ernährungswirtschaft: „Die Landwirtschaft spielt hierzulande für die wirtschaftliche Entwicklung traditionell immer noch eine Schlüsselrolle und hat das Potenzial, rein rechnerisch heute schon rund 400 Millionen Menschen zu ernähren - und das bei einer eigenen Bevölkerung von rund 44 Millionen Einwohnern.“
Ob und in wie weit dieses Potential tatsächlich ausgeschöpft werde, hänge auch von den politischen Rahmenbedingungen ab. Mit Spannung erwarte man, wie es nach dem politischen Wechsel, der sich durch die Wahlen im Oktober ergeben hat, weitergehe, meinte Mertens.
Der Diplomat brachte das Interesse der Delegation an Argentinien in Zusammenhang mit dem im Juni dieses Jahres ausgehandelten Assoziationsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur zur Einrichtung einer Freihandelszone. „Dieses Abkommen wird wichtige Impulse für den Handel zwischen den beiden Regionen geben, und der Agrarsektor ist dabei ein ganz zentrales Thema, wie ja die Reaktionen u.a. in Österreich und Frankreich, aber auch hier in Argentinien gezeigt haben“, so Mertens.
Hierzulande hatte sich vor allem der unlängst zum Gouverneur der Provinz Buenos Aires gewählte Axel Kicillof kritisch zu dem Abkommen geäußert: Der dem linken Flügel des Peronismus angehörende Wirtschaftsexperte sprach von einer „Tragödie“. Arbeitsmarkt und Industrie Argentiniens seien schutzlos ausgeliefert.
Seitens der bayerischen Delegation kamen die Bedenken von der anderen Seite des politischen Spektrums: So meinte der nach Buenos Aires mitgereiste AfD-Referent für Agrarfragen, Bernhard Kranich, dass die europäischen Landwirte mit ihren vergleichsweise kleinen Parzellen gegen die großflächig operierenden argentinischen Farmer nicht konkurrieren könnten. Die europäische Landwirtschaft werde somit also zum Opfer des Freihandels.
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