Sparkassenverband will sich in Argentinien engagieren
Buenos Aires (AT/mc) - „Es gibt einen ganzen Strauß interessanter Dinge, warum Argentinien durchaus wichtig ist.“ So umreißt Helmut Schleweis, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes e. V. (DSGV), seine Motivation, dem Land am Río de la Plata einen ersten Besuch abzustatten. Der aus Heidelberg stammende Bankmanager war am Mittwoch gemeinsam mit Dr. Thomas Keidel (DSGV, Financial Market Relations) und der argentinischen Politikerin Cornelia Schmidt-Liermann (PRO) zu Gast im Tageblatt zu einem Gedankenaustausch mit AT-Verleger Dr. Juan Alemann.
Schleweis führte aus, dass der von ihm geführte Bankenverband in Deutschland Marktführer in Sachen Privatkunden sei. „Die Hälfte der Bevölkerung ist Kunde bei der Sparkasse“. Bei Unternehmen liege der Anteil bei 40 Prozent. Derzeit wolle man sich aber auch auf dem Feld der Exportfinanzierung mehr als bislang engagieren. Hier dominieren noch andere Banken, die global vertreten sind. „Wir wollen uns bei dem Thema stärker aufstellen. Aber das ist langfristig gedacht“, so Schleweis.
Das Denken in langen Perspektiven passe zu den Sparkassen, die in Deutschland auf eine 250-jährige Geschichte zurückblicken können. „Deswegen ist der Besuch nicht damit verbunden, dass wir schnell morgen schon Geschäfte machen wollen.“ Stattdessen wolle man Netzwerke, persönliche Beziehungen und letztlich Vertrauen aufbauen. „Es fängt an mit dem ersten Schritt.“
Diesen Weg wolle man nun in Argentinien bestreiten, erläutert Schleweis, wobei man sich auf den Rat von Schmidt-Liermann vor Ort stützen könne. Auch die hiesige deutsche Botschaft habe Schleweis „ermuntert“, sich vor Ort ein Bild zu machen.
Das zweite Anliegen ist gemeinnütziger Natur. So hat die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation vor, spätestens im kommenden Monat eine Repräsentanz in Buenos Aires zu eröffnen. Bei der vor 30 Jahren gegründeten Einrichtung, die bereits in über 70 Ländern vertreten ist, geht es darum, möglichst allen Bevölkerungsschichten Bankdienstleistungen zugänglich zu machen (Financial Inclusion). Ziel ist zudem finanzielle Bildung und die Unterstützung bei Gründungen von Mikro-Unternehmen.
„Wir versuchen, Unterstützung vor Ort zu geben - für die Strukturen, die vor Ort nachgefragt werden“, beschreibt Schleweis. Als Beispiel aus Asien nennt er die Finanzierung von Nähmaschinen für Frauen, damit diese ein kleines Einkommen haben. In Lateinamerika hat die Stiftung bereits Projekte in Peru, Chile und Kuba auf den Weg gebracht.
In Argentinien konnten schon Kooperationsabkommen mit einer Bank in Córdoba sowie dem argentinischen Bankenverband ADEBA abgeschlossen werden.
Der dritte Aspekt, weshalb der Sparkassenverband Argentinien ins Auge gefasst hat, hat mit der globalen Dimension zu tun. Bankenregulierung funktioniere heute weltweit, so Schleweis, der auf internationale Eigenkapitalvorschriften („Basel I-III“), G20, den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank verweist.
Interessenvertretung bei „unliebsamen Vorschriften“ komme auf nationaler Ebene meist viel zu spät. „Das muss man global angehen“, so Schleweis. Argentinien komme hier als G20-Mitglied eine besondere Bedeutung zu. Zudem sei die argentinische Nationalbank (Banco de la Nación) genau wie der DSGV Mitglied im Weltsparkassenverband (WSBI), in welchem Schleweis das Amt des Vizepräsidenten innehat. Die Möglichkeiten, gegenseitig voneinander zu profitieren, scheinen also zahlreich zu sein.
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