Kirchneristen und Gewerkschafter erinnern an Perón
Buenos Aires (AT/mc) - Der „Tag der Treue“, der sich alljährlich am 17. Oktober jährt, ist für jeden Peronisten von besonderer Wichtigkeit. An diesem Datum im Jahr 1945 zogen Tausende Anhänger von Juan Domingo Perón auf die Plaza de Mayo, um die Freilassung ihres Idols zu fordern. Der arbeitnehmerfreundliche Oberst war von seinen Widersachern auf der Insel Martín García festgesetzt worden. Die Massen erzwangen seine Freilassung. Der Peronismus als politische Bewegung war geboren.
War der Jahrestag im Vorjahr noch durch pandemiebedingte Einschränkungen gekennzeichnet, gab es in diesem Jahr gleich an zwei Tagen Großveranstaltungen in der Innenstadt von Buenos Aires. Am Sonntag, dem eigentlichen Jahrestag, fanden sich auf der Plaza de Mayo vor allem Parteigänger des Kirchnerismus ein. Präsident Alberto Fernández hatte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Peronistischen Partei (PJ) zur Teilnahme aufgerufen. Er selbst nahm aber ebenso wenig an der Manifestation teil wie Vizepräsidentin Cristina Fernández de Kirchner.
Reden hielten stattdessen Hebe de Bonafini, die Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation „Mütter der Plaza de Mayo“ (Madres), sowie Amado Boudou, der einst als Wirtschaftsminister sowie als Vizepräsident fungierte, 2018 jedoch wegen Amtsmissbrauchs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.
Bonafini beklagte in ihrer Rede die grassierende Armut: „44 Prozent der Bevölkerung sind arm. Sie haben nicht mehr als eine Mahlzeit pro Tag.“ In dieser Situation könne man nicht daran denken, die Auslandsschulden des Landes zurückzuzahlen, meinte die Menschenrechtsaktivistin an die Adresse von Präsident Fernández gerichtet. Diesen erinnerte sie daran, dass er von den Anwesenden gewählt worden sei. Damit der Präsident auch weiterhin das Vertrauen des Volkes genieße, müsse er indes so regieren, wie es sich gehöre.
Auch Boudou, der seit Juli dieses Jahres auf Bewährung auf freiem Fuß ist, nahm Bezug auf die Schulden. Er erinnerte daran, dass Perón zu seiner Zeit entschieden habe, nicht Mitglied des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu werden, bei dem Argentinien heute einen Rekordkredit abzuzahlen hat. Gleichwohl betonte Boudou, dass es nicht Fernández gewesen sei, der den Kredit in Höhe von 44 Milliarden US-Dollar aufgenommen habe, sondern dessen Amtsvorgänger Mauricio Macri - eine große Belastung für das heutige Argentinien. Boudou rief dazu auf, die Fernández-Regierung bei den Zwischenwahlen am 14. November zu unterstützen.
Der Präsident selbst hatte sich mit einem Grußwort an die Öffentlichkeit gewandt: „Vor 76 Jahren sind Argentinierinnen und Argentinier auf die Straße gegangen, um für die Freiheit eines Oberst zu demonstrieren, der diejenigen verteidigte, die arbeiten. Dieser Tag markierte einen unzerbrechlichen Weg der Treue mit dem Volk“, so Fernández.
Dem Erbe Peróns verpflichtet fühlen sich auch die Gewerkschaften, die eine traditionelle Säule des Peronismus darstellen. Am Montag organisierte der Dachverband CGT eine Kundgebung vor dem Denkmal „Ode an die Arbeit“ in der Innenstadt von Buenos Aires. Höhepunkt der Veranstaltung, an deren Spitzen die Gewerkschaftsbosse Héctor Daer und Hugo Moyano marschierten, war die Verlesung eines Positionspapiers. Darin hieß es: Die Tiefe der Krise erfordere klare Signale. „Es ist Zeit für soziale Gerechtigkeit, unwiderrufliches und kämpferisches Engagement der argentinischen Arbeiterbewegung.“ Die Gewerkschafter forderten die Verteidigung des einheimischen produktiven Sektors sowie eine Wirtschaftspolitik, die echte Arbeitsplätze schaffe. Die Sozialversicherungssystem müssten geschützt und ein allgemeiner Zugang zu guter Bildung gewährleistet werden. Die Reichtümer sollten gerechter verteilt werden. Der Staat müsse dementsprechend regulierend in die Wirtschaft eingreifen und Motor der wirtschaftlichen wie sozialen Entwicklung sein, so der Forderungskatalog der CGT zum Tag der peronistischen Treue.
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