Ausgangsbeschränkungen verlängert / Präsident bislang zufrieden
Buenos Aires (mc/dpa) - Das Auftreten erinnerte an seine Zeit als Rechtsprofessor an der Universität von Buenos Aires: Bei der Pressekonferenz am vorigen Freitag, bei der Alberto Fernández die Verlängerung der allgemeinen Quarantäne bis einschließlich 26. April bekannt gab, versuchte der Staatschef seine Landsleute mit statistischen Daten, dargestellt auf einer Schautafel, vom Durchhalten in den eigenen vier Wänden zu überzeugen. In den Tagen vor dem neu gesetzten Fristende werde man dann analysieren, wie es danach weitergehe: „Keiner weiß, wann dieses Martyrium enden wird.“
Doch die Statistik zeige, „dass die Quarantäne sehr sinnvoll ist, auch wenn wir noch weit von unserem Ziel entfernt sind“, sagte Fernández. Durch die am 20. März in Kraft getretene Ausgangssperre sei es gelungen, die Ansteckungskurve des Coronavirus signifikant abzuflachen. „In Ländern, die zunächst gar keine Maßnahmen ergriffen haben, verdoppelt sich die Zahl der Infektionen zu Beginn alle drei Tage. In Argentinien hingegen braucht es dafür zehn Tage“, erläuterte der Präsident.
Zwar werde man nicht verhindern können, dass die Infektionen auch hierzulande weiter zunehmen werden. Aber dank der Quarantäne gewinne man kostbare Zeit, das Gesundheitssystem ausreichend vorzubereiten für den zu erwartenden Bedarf. „Wenn wir nicht die Ausgangssperre verhängt hätten, wären jetzt schon 83 Prozent aller Intensivbetten ausgelastet. Davon sind wir nun weit entfernt“, schilderte er. Am Montag konnte auf dem Gelände der Technik-Schau Tecnópolis am nördlichen Stadtrand von Buenos Aires ein Behelfskrankenhaus mit 2500 Betten in Betrieb genommen werden.
Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, hatte die Regierung vor nunmehr vier Wochen weitreichende Ausgangsbeschränkungen verfügt und diese dann zunächst bis zum Ostersonntag verlängert. Während dieser ersten beiden Etappen der Quarantäne waren nur Besorgungen in nahe gelegenen Lebensmittelgeschäften und Apotheken erlaubt.
Was die urbanen Ballungszentren betrifft, wird die Ausgangssperre ohne viele Änderungen fortgesetzt. Die einzigen Flexibilisierungen, die Fernández gestattet, sind die Banken, die wieder alle Kunden bedienen, sofern sie einen Termin abgemacht haben, sowie Kfz-Werkstätten, in welchen beispielsweise Kranken- und Polizeiwagen repariert werden können.
Am Montag gab es wieder lange Schlangen vor Banken oder Bezahlstellen von Rechnungen („Rapipago“, „Pago Fácil“). Letztere akzeptieren oftmals nur Zahlungen mit Debitkarte, die wiederum viele Bürger nicht haben oder nicht benutzen wollen. So fanden sich vor allem vor den Filialen, bei denen in bar gezahlt werden kann, zahlreiche Menschen an. Darunter viele Ältere, die der Gefahr des Coronavirus in besonderer Weise ausgesetzt sind.
In ländlicheren Gebieten sollen weitere Lockerungen möglich sein. Diese können von den Provinzen oder Kommunen vorgeschlagen werden. Das letzte Wort hat jedoch das nationale Gesundheitsministerium unter Leitung des zuständigen Ministers Ginés González García.
Bis gestern Mittag hatten sich in Argentinien 2571 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, wobei in der Statistik auch fünf britische Soldaten erfasst sind (siehe unten). 115 Patienten sind gestorben. 631 konnten als genesen entlassen werden. Das Virus hat auch das medizinische Personal ergriffen. Bis gestern hatten sich im Sanatorium Providencia und im Hauptsitz des Italienischen Hospitals (beide in Buenos Aires) mindestens 53 Beschäftigte angesteckt.
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