Deutschland übergibt Allianz-Vorsitz zum Holocaust-Gedenken an Griechenland
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires (AT) - Am 3. März vorigen Jahres gab es zum ersten Mal in der frisch renovierten Deutschen Botschaft in Buenos Aires eine Versammlung. Anlass war die Übergabe des Vorsitzes der Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken (IHRA) an Deutschland. Ein Jahr später, inmitten der Corona-Pandemie, wurde der jährlich rotierende Vorsitz nun an Griechenland übergeben. Die Veranstaltung sah diesmal etwas anders aus als im Vorjahr kurz vor Beginn der Pandemie: Mit Gesichtsmasken und unter freiem Himmel fand die Zeremonie am 5. März 2021 statt. „Glücklicherweise konnte die Pandemie die Fortführung dieser wichtigen Erinnerungsarbeit nicht verhindern“, erklärt der deutsche Botschafter Dr. Ulrich Sante in seiner Rede.
Die IHRA wurde 1998 vom damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson gegründet. Heute ist sie eine Organisation aus 34 Mitgliedsländern. Ziel ist, mithilfe von Experten und Expertinnen und den jeweiligen Regierungen nachhaltig gegen Ausländerfeindlichkeit und Holocaustleugnung vorzugehen.
„Weltweit sind Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz auf dem Vormarsch“, mahnte der deutsche Botschafter und führte fort: „Eine zunehmend digitalisierte und vernetzte Welt bietet diesen dunklen Facetten des menschlichen Zusammenlebens leider einen größeren und globalisierten Raum als je zuvor.“ Zudem erschwere die Corona-Pandemie durch die Schließungen von Gedenkstätten und Museen zunächst das aktive Erinnern - durch virtuelle Veranstaltungen und einer Bandbreite an weiteren kreativen Lösungen wurde dies jedoch schnell wieder möglich gemacht.
Dr. Ulrich Sante wies auf die Online-Zeremonie der UNESCO, den Vereinten Nationen und der IHRA zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar hin und sprach mit Stolz von zwei Vollversammlungen der IHRA, die zum ersten Mal in der Geschichte der Organisation komplett im digitalen Format stattfanden.
Während des Jahres als Vorsitz legte die deutsche Präsidentschaft mit Michaela Küchler als zuständiger Koordinatorin in Berlin das Augenmerk besonders auf die Bekämpfung der Relativierung und Verfälschung der Shoa und das Vorgehen gegen Antisemitismus sowie Antiziganismus. Ins Leben gerufen wurde eine Global Task Force, ein internationales Netzwerk von Experten und Expertinnen. Das Auswärtige Amt unterstützte dieses Projekt mit 1 Million Euro.
Die griechische Botschafterin in Buenos Aires, Elisabeth Fotiadou, begrüßte die Übergabe. Sie ging in ihrer Rede auf die Geschichte der Juden im südosteuropäischen Land und deren kulturellen Einfluss ein, der noch heute zu spüren ist. Geplant seien in dem Jahr als Vorsitz der IHRA besonders Veranstaltungen wie Konzerte, Filmvorführungen und öffentliche Diskussionen in Kollaboration mit der jüdischen Gemeinschaft, um über die Traditionen jüdischen Lebens im Land auf originelle Art und Weise aufzuklären.
Auch die Koordinatorin der IHRA in Argentinien, Silvia Fernández de Gurmendi, kam am vergangenen Freitag zu Wort. Fernández de Gurmendi beglückwünschte Deutschland, lobte die konkretisierte Definition gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma und die jüngsten Leitlinien zur Identifizierung der Verzerrung und Banalisierung des Holocaust.
Die Veranstaltung fand im Garten der Botschaft statt. Sie wurde durch ein ausgereiftes Hygienekonzept ermöglicht. Die Gäste, unter ihnen derzeitige sowie ehemalige Schüler und Schülerinnen der Pestalozzischule, durften dem Event mit Gesichtsmaske beiwohnen. Einzig die Musikerin Paloma Schachmann und ihre Band trugen während ihres Auftritts keine Masken. Sie beglückten die Ohren der Anwesenden mit teils klassischen, teils zeitgenössischen Klezmer-Musikstücken. Die Klarinettistin Schachmann empfand es als große Ehre, nach so langer Zeit und unter diesem besonderen Anlass wieder live auftreten zu dürfen.
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