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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Eine Insel voller Probleme

Woran es in Großbritannien hapert

London
Brexit, Pandemie, Kriegsfolgen, eine tote Queen und ständiger Wechsel in der Downing Street: Die Briten sind mittlerweile krisenerprobt.

London (dpa) - Eier werden knapp, in vielen Wohnungen schimmelt es und die Preise für fast alles schießen durch die Decke: Die Britinnen und Briten müssen derzeit mit etlichen Ärgernissen klar kommen.

Die Rezession hat offiziell begonnen, die Inflation liegt bei mehr als elf Prozent, die Reallöhne sinken. Finanzminister Jeremy Hunt will mit rund 55 Milliarden Pfund (63 Mrd Euro) Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen die leere Kasse auffüllen. Über den Winter federt die Regierung immerhin die besonders explodierten Verbraucherpreise für Strom und Gas ab - ab April müssen die Briten jedoch wohl selbst deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der britische Stromnetzbetreiber warnt: Sollte nicht genug Gas vorhanden sein, müsse im schlimmsten Fall der Strom vorübergehend abgestellt werden. In einem „unwahrscheinlichen Szenario” könnten Haushalte und Unternehmen teilweise mit geplanten dreistündigen Stromausfälle konfrontiert sein, um die Stabilität des Netzes gewährleisten zu können.

Wirtschaftlicher Aufschwung geht nicht ohne Fachkräfte: Gerade in Dienstleistungsbranchen - etwa in der Gastronomie oder Logistik - fehlen Großbritannien jedoch Arbeitskräfte, auch weil es für sie keine einfachen Visa gibt, die den Weg auf den britischen Arbeitsmarkt ebnen. Vor dem Brexit arbeiteten oft EU-Bürger in diesen Jobs, viele von ihnen haben mittlerweile aber die Insel verlassen.

Die Corona-Pandemie haben die Briten - unabhängig von der Infektionslage - weitgehend für beendet erklärt, nun macht die nächste Seuche dem Land zu schaffen. Mit mehr als 200 bestätigten Fällen erleidet Großbritannien nach Angaben des Umweltministeriums den bisher größten Ausbruch von Vogelgrippe.

Fast ein Drittel der jährlichen Truthahnproduktion von 11 Millionen Tieren sei gekeult worden. Außerdem sind seit Anfang Oktober nach Angaben des Verbands British Free Range Egg Producers Association (BFREPA) mehr als 750 000 Hennen getötet worden, weshalb die Eier knapp werden. Supermärkte rationieren daher bereits den Verkauf.

Während die Mietpreise insbesondere in der Hauptstadt London in ungekannte Höhen schießen, tut sich bei der Instandhaltung und Isolierung der Immobilien wenig: „Mindestens” Zehntausende Wohnungen im Land seien wegen Feuchtigkeit und Schimmel nicht sicher, gab Bauminister Michael Gove in einem Interview zu.

Dass der Handel mit der EU eingebrochen ist und Post-Brexit-Handelsdeals wie jene mit Japan oder Australien bislang nicht halten, was man sich von ihnen versprochen hat, macht klar: Der Brexit lähmt das Königreich. Die öffentliche Unterstützung ist einer Umfrage zufolge auf ein Rekordtief gesunken. 56 Prozent der Menschen in Großbritannien halten den Brexit mittlerweile für einen Fehler.


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