(Vom 22.11. bis 29.11.)
„Frente de Todos“ stärker
Die künftige Regierungskoalition „Frente de Todos“ (Bündnis von allen) ist im Begriff, in der neuen Deputiertenkammer die stärkste Fraktion zu stellen. Unmittelbar nach den Wahlen vom 27. Oktober sah es so aus, als käme dieses Attribut noch der Fraktion der Macri-treuen Allianz „Juntos por el Cambio“ (Gemeinsam für den Wandel) zu. Doch wie die Zeitung „Clarín“ nun berichtete, ist es „Frente de Todos“ gelungen, weitere Verbündete im Parlament zu gewinnen. So gingen nun die sieben Abgeordneten, die Gerardo Zamora, dem Gouverneur von Santiago del Estero, verpflichtet sind, ins „Frente de Todos“-Lager. Dem vorausgegangen sei das Versprechen der künftigen Senatsvorsitzenden Cristina Fernández de Kirchner, Zamoras Frau Claudia Abdala zu ihrer Stellvertreterin zu machen. Hinzu kommen Abgeordnete aus Misiones, Mendoza und Chubut, sodass „Frente de Todos“ auf 121 anstatt der vorher 109 Sitze im Unterhaus des Kongresses käme. „Juntos por el Cambio“ hat dortderzeit 119 Mandatsträger. Die absolute Mehrheit liegt bei 129 Sitzten.
Vorwürfe gegen Alperovich
José Alperovich hat sich von seinem Posten als Senator beurlauben lassen. Der langjährige Gouverneur der Provinz Tucumán und politische Gefolgsmann von Cristina Fernández de Kirchner reagierte somit auf die Missbrauchsvorwürfe, die seine Nichte öffentlich gegen ihn erhoben hat. Die 29-Jährige erstattete zudem Strafanzeige. Alperovich erklärte, er wolle sein Mandat im Oberhaus des argentinischen Kongresses solange ruhen lassen, bis die Untersuchungen der Justiz abgeschlossen sind. Bis dahin, so schrieb er an Senatspräsidentin Gabriela Michetti, werde er seine Energie darauf verwenden, die „infamen Vorwürfe“ gegen seine Person zu entkräften. Die Anschuldigungen seien „absolut falsch“, meinte der Politiker, der versicherte, dies „früher oder später“ vor Gericht auch belegen zu können. Die Zeitung „Clarín“ hatte am vorigen Freitag Aussagen der 29-jährigen Nichte veröffentlicht, nach denen ihr Onkel sie wiederholt sexuell missbraucht habe.
Staatssekretär tritt zurück
Gesundheitsstaatssekretär Adolfo Rubinstein ist von seinem Posten zurückgetreten. Der Politiker der Radikalen Bürgerunion (UCR) entschloss sich zu diesem Schritt, nachdem die von ihm verkündete neue Richtlinie zur Betreuung von Schwangeren, die berechtigt sind, straffrei abzutreiben, durch seine Vorgesetzte, Sozialministerin Carolina Stanley, annulliert wurde. Das war das Ergebnis einer Kabinettssitzung am vorigen Freitag. Dabei wurde Rubinstein vorgeworfen, eigenmächtig gehandelt zu haben. Die von ihm beabsichtigte Leitlinie sah das Recht von minderjährigen Schwangeren vor, über eine Abtreibung selbst zu entscheiden, sollte die Schwangerschaft ihr Leben gefährden oder Folge einer Vergewaltigung sein. Gegner der straffreien Abtreibung sahen im Vorgehen Rubinsteins indes den Versuch, das Strafrecht mittels einer Resolution abzuändern.
Der des sexuellen Missbrauchs verdächtige frühere Bischof des Bistums Orán, Gustavo Zanchetta, ist am Mittwoch vor Gericht erschienen und damit einer möglichen Festnahme zuvorgekommen. Der Fall ist besonders brisant, weil der 55-Jährige als früherer Schützling von Papst Franziskus gilt. Bei der Anhörung in der gleichnamigen Stadt Orán ordnete das Gericht an, dass Zanchetta seinen Wohnort vorläufig nicht verlassen dürfe, wie die Justiz der Provinz Salta mitteilte. Erst am Montag waren in der Provinz Mendoza zwei Priester zu 45 und 42 Jahren Haft wegen sexuellen Missbrauchs von Schülern einer Schule für Gehörlose verurteilt worden.
Gegen männliche Gewalt
Die Frauenrechtlerinnen sind wieder auf der Straße. Am Montag, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, zogen mehr als 1000 Aktivistinnen durch die Innenstadt von Buenos Aires. Auf Plakaten klagten sie an, dass in Argentinien alle 32 Stunden eine Frau durch männliche Gewalt ums Leben kommt. Demonstrativ wurden auch viele grüne Halstücher gezeigt - das Symbol im Kampf für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Die Teilnehmerinnen zogen auf ihrem Weg zur Plaza de Mayo an der bolivianischen Botschaft vorbei, wo sie gegen den Sturz der Regierung von Evo Morales demonstrierten. Zudem protestierten sie vor dem chilenischen Konsulat gegen die Gewalt, die die Sicherheitskräfte des Nachbarlands derzeit im Einsatz gegen Demonstrantinnen ausüben.
Weniger Katholiken
Die katholische Kirche verliert in Argentinien an Boden: Gegenwärtig bekennen sich nur noch 62,9 Prozent der Bevölkerung zur Religion von Papst Franziskus. Vor elf Jahren waren es noch 76,5 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung des nationalen Forschungsrates Conicet. Auf der anderen Seite nahm zum gleichen Zeitraum der Anteil derjenigen deutlich zu, die angaben, keine Religion zu haben: Hier ermittelten die Wissenschaftler einen Anstieg von 11,3 auf 18,9 Prozent. (AT/mc/dpa)
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