(Vom 18.10. bis 25.10.)
Zuzug von Venezolanern
Der Zuzug von Venezolanern nach Argentinien ist anhaltend stark. In den ersten neun Monaten dieses Jahres registrierten die hiesigen Grenzbehörden insgesamt 111.809 Personen, die aus dem sozialistischen Krisenland hierher kamen. Dies ist fast so viel, wie für den gleichen Zeitraum des Vorjahres zu verzeichnen war. Damals wurden 113.680 Menschen aus dem Maduro-Staat an den argentinischen Grenzen gezählt. Es ist aber deutlich mehr als in den Jahren 2017 (60.994 Personen) und 2016 (51.431). Auffällig ist, dass die Zahl derjenigen, die nicht mit dem Flugzeug, sondern auf dem Land- oder Seeweg nach Argentinien kamen, kontinuierlich gestiegen ist. Betrug der Anteil der Letztgenannten an den insgesamt Registrierten 2016 noch 19 Prozent, so kletterte er in den Folgejahren von 27,5 Prozent (2017) über 32,5 Prozent (2018) auf nunmehr 38,8 Prozent in diesem Jahr. Dies kann man als Indikator für die Verzweiflung vieler Venezolaner deuten. Sie können sich zwar das Flugticket nicht leisten, versuchen aber dennoch, auf verschiedenen Wegen dem Elend in ihrem Heimatland zu entkommen.
Die Erde bebt
Liegt es am Bergbau in Vaca Muerta? In der Ortschaft Sauzal Bonito in der Provinz Neuquén klagen die Bewohner immer wieder über Erdstöße. Dies berichtet die Zeitung „Clarín“ unter Bezugnahme auf eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisation (NGO) Sismología Chile. Demnach wurden zwischen 2015 und 2019 nicht weniger als 150 seismographische Vorfälle registriert. Alleine zwischen dem 23. und dem 24. Januar dieses Jahres habe 38-mal die Erde gewackelt. Der 300 Einwohner zählende Ort liegt in der Nähe der Ölschiefer-Lagerstätte Vaca Muerta, zu deren Ausbeutung nichtkonventionelle Fördermethoden wie Fracking zur Anwendung kommen. Seitens der Erdöl-Industrie versucht man zu beschwichtigen. Diejenigen, die die Messungen durchgeführt haben, seien „Amateure“, zitiert der „Clarín“ eine nicht näher bezeichnete Quelle aus der Branche. Die Klage der Bewohner habe eine „starke psychologische Komponente“. Die Betroffenen aber versichern, die Erdstöße hätten erst mit der Ausbeutung der Bodenschätze begonnen.
150 Jahre „La Prensa“
Auf stolze 150 Jahre Geschichte zurückblicken kann die hiesige Zeitung „La Prensa“ (Die Presse). Am vorigen Freitag gab es einen Jubiläumsempfang des Medienunternehmerverbands ADEPA in der Bibliothek der traditionsreichen Publikation. Diese wurde am 18. Oktober 1869 von dem Politiker und Journalisten José C. Paz gegründet und entwickelte sich in der Folgezeit zu einer der wichtigsten Zeitungen des Landes. Einen harten Schlag musste „La Prensa“ 1951 hinnehmen, als die Gewerkschaft CGT nach einem Arbeitskonflikt die Enteignung des Unternehmens durchsetzen konnte. Diese wurde 1956 nach dem Sturz von Präsident Juan Domingo Perón wieder aufgehoben. Doch ihre alte Bedeutung konnte „La Prensa“ nicht mehr erlangen. In der Zwischenzeit hatte ihr die ursprünglich kleinere Zeitung „Clarín“ den Rang abgelaufen. Heute gehört „La Prensa“ zur Mediengruppe „Multimedios La Capital“, die im Besitz des Unternehmers Florencio Aldrey Iglesias aus Mar del Plata ist.
Argentinier noch im Rennen
Rafael Grossi ist weiter im Rennen um den Chefposten bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Der argentinische Diplomat bekam bei einer geheimen Abstimmung am Montag 16 Stimmen der 35 Mitglieder des IAEA-Gouverneursrats. Allerdings konnte der rumänische IAEA-Interimschef Cornel Feruta noch eine Stimme mehr für sich verbuchen, hieß es aus diplomatischen Kreisen. Zwei Länder enthielten sich. Für eine Bestellung zum IAEA-Chef ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. In nächster Zeit wird eine erneute Abstimmung erwartet. Am Montag war Lassina Zerbo, Chef der Atomteststopp-Behörde, wegen zu geringer Unterstützung aus dem Rennen gefallen. Die IAEA muss nach dem Tod von Yukiya Amano einen Nachfolger für den Chefposten suchen. Die Behörde kontrolliert weltweit die zivilen Atomprogramme.
Kronzeugen
Rückendeckung für Richter Claudio Bonadio: Das Bundeskammergericht mit Sitz in Buenos Aires entschied am Montag, die Aussagen der Kronzeugen in dem Korruptionsprozess anzuerkennen, der sich auf Kopien von Tagebüchern des einstigen Regierungschauffeurs Oscar Centeno stützt. Einige der angeklagten Ex-Funktionäre und Unternehmer hatten Einspruch gegen deren Verwendung eingelegt. Doch das Gericht stellte sich auf den Standpunkt, dass die Aussagen der insgesamt 31 Kronzeugen als plausibel zu bewerten seien und sie auch die Ermittlungen voranbrächten. Unter den Kronzeugen befinden sich neben Centeno unter anderen auch der einstige Staatssekretär für öffentliche Bauten, José López, und der Bauunternehmer Carlos Wagner. In dem Verfahren geht es um die Aufdeckung eines weit verzweigten Korruptionsnetzes während der Kirchner-Jahre. (AT/mc/dpa)
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