(Vom 14.6. bis 20.6)
130. Enkel wiedergefunden
„Ein Kampf, der positiv ausgegangen ist.“ Estela de Carlotto, die Vorsitzende der Großmütter der Plaza de Mayo („Abuelas“), freute sich, das 130. während der Militärdiktatur verschleppte Enkelkind vorzustellen, dessen wahre Identität geklärt werden konnte. Es handelt sich um Javier Matías Darroux Mijalchuk. Seine Eltern wurden im Dezember 1977 von Schergen der Junta verhaftet. Sie tauchten nie wieder auf. Javier Matías war damals noch nicht ganz fünf Monate alt. Er wurde unter falschem Namen zur Adoption freigegeben. Seine Herkunft konnte mithilfe genetischen Abgleichs ermittelt werden. „Matías konnte seine Familie treffen, seine biologische Herkunft in Erfahrung bringen und auch die Suche nach einem Bruder oder einer Schwester beginnen“, erläuterte Carlotto auf einer Pressekonferenz vor wenigen Tagen. Es ist bekannt, dass Darroux Mijalchuks Mutter im zweiten Monat schwanger war, als sie „verschwand“. Was dann genau geschah, ist jedoch weiter unbekannt. Darroux Mijalchuk dankte vor allem seinem biologischen Onkel Roberto Mijalchuk, der über 40 Jahre nicht aufgehört habe, nach ihm zu suchen. Die Organisation der Großmütter der Plaza de Mayo schätzt, dass es insgesamt etwa 500 geraubte und dann zur Adoption durch Militärs freigegebene Kinder gibt.
Massa nimmt sich zurück
Sergio Massa wird bei den diesjährigen Wahlen keine eigene Präsidentschaftskandidatur anstreben. Dies erklärte der Vorsitzende des Erneuerungsbündnisses (FR) am Dienstag bei einer Veranstaltung im Kunstmuseum MALBA. Stattdessen werde er in der Provinz Buenos Aires an der Spitze der Wahlliste der Allianz „Frente de todos“ (Bündnis von allen) für die nationale Deputiertenkammer kandidieren. Eine bündnisinterne Kandidatur bei den Vorwahlen am 11. August gegen das Bewerberteam Alberto Fernández und Cristina Fernández de Kirchner ist somit vom Tisch. Massa, der vor vier Jahren Präsident werden wollte, hatte vor wenigen Tagen ein Bündnis mit Alberto Fernández geschlossen. Der FR-Chef erklärte nun, aktuell komme es darauf an, ein möglichst breites Bündnis auf die Beine zu stellen, anstatt persönlichen Ambitionen nachzuhängen. „Ich denke, es ist Zeit, dass jeder ein bisschen Bescheidenheit an den Tag legt und erkennt, bis wohin er im Moment gehen kann“, so Massa, der von 2008 bis 2009 als Kabinettschef der damaligen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner fungierte.
Insfrán bestätigt
In der Provinz Formosa bleibt politisch alles, wie es war: Gildo Insfrán sicherte sich am Sonntag seine siebte Amtszeit in Folge als Verwaltungschef der Provinz an der Grenze zu Paraguay. Der 68-Jährige, der dem Kirchner-Lager angehört, brachte es auf stolze 70,2 Prozent der Stimmen. Der Abstand zum Zweitplatzierten Adrián Bogado war beträchtlich: Der Kandidat des nationalen Regierungsbündnisses „Cambiemos“ (Verändern wir) erzielte 27,2 Prozent. Insfrán, der die Geschicke der Provinz seit 1995 lenkt, erklärte: „Einigkeit ist die Antwort, um am 10. Dezember wieder eine Regierung für Nation und Volk im Präsidentenpalast zu haben.“ Allerdings ist die damit gemeinte Einheit der Peronisten auch in Formosa nicht Wirklichkeit: So kam es in der gleichnamigen Provinzhauptstadt bei den Bürgermeisterwahlen zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei Peronisten. Knapp sicherte Jorge Jofré (31,6 Prozent) die Wiederwahl vor dem Insfrán-Getreuen Ramiro Fernández Patri mit 27,6 Prozent.
Alberto besiegt Adolfo
Alberto Rodríguez Saá hat das Duell gegen seinen Bruder Adolfo klar gewonnen. Bei den Gouverneurswahlen in San Luis gelang dem peronistischen Amtsinhaber am Sonntag die Wiederwahl. Alberto kam auf 42,1 Prozent der Stimmen. Sein älterer Bruder verbuchte hingegen nur rund 18 Prozent und musste sich gar mit dem dritten Platz begnügen. Das zweitbeste Resultat erzielte mit 34,5 Prozent Claudio Poggi, der dem nationalen Regierungsbündnis „Cambiemos“ nahesteht. Die Provinz im westlichen Zentrum des Landes wird seit den 80er Jahren von den Brüdern Rodríguez Saá dominiert. Adolfo war insgesamt 18 Jahre lang Gouverneur, Alberto bringt es auf zwölf Jahre. Zuletzt kam es zum Zerwürfnis zwischen den Brüdern. Nun musste Adolfo, der Ende 2001 auch eine Woche lang Präsident der Nation war, die Niederlage gegen seinen jüngeren Bruder eingestehen.
Attacke auf Rabbiner
In Rosario wurde der jüdische Geistliche Shlomo Tawil vor wenigen Tagen Opfer eines antisemitischen Übergriffs. Dies berichtete das Online-Portal infobae.com. Drei Angreifer gingen auf den Leiter des Beit-Jabad-Zentrums los. Sie beleidigten ihn, schlugen auf ihn ein und traten auf seinem Hut herum. Wertgegenstände entwendeten die Täter nicht. Anwohner konnten schließlich die Aggressoren stoppen, wie Gabriel Dobkin, der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands DAIA in Rosario, gegenüber lokalen Medien schilderte. Der Rabbiner habe leichte Verletzungen erlitten. Die DAIA sprach von einer „feigen Attacke“ und forderte eine schnelle, umfassende Aufklärung der Tat. (AT/mc)
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