Alberto Fernández besucht VW-Werk in General Pacheco
Buenos Aires (AT/mc) - Es war ein recht spontaner Besuch, den Präsident Alberto Fernández am Dienstag dem Volkswagen-Werk in General Pacheco abstattete. Am Abend zuvor hatte Provinzgouverneur Axel Kicillof ihm den Vorschlag gemacht, zur offiziellen Wiederaufnahme der Produktion des deutschen Automobilherstellers in der Provinz Buenos Aires zu erscheinen. Es war dabei ein glücklicher Zufall, dass just für den betreffenden Vormittag noch ein Freiraum auf der präsidialen Agenda vorhanden war.
Fernández nutzte die Gelegenheit in General Pacheco, um einige allgemeine Reflexionen zur Corona-Pandemie anzustellen: „Die Normalität, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr“, meinte der Staatschef vor Firmenvertretern. „Wir werden mit der Quarantäne weiter machen, weil es so aussieht, dass wir dies tun müssen.“
Diejenigen Länder, die auf größere Lockerungen gesetzt hätten, stünden letztlich vor denselben wirtschaftlichen Problemen wie Argentinien. Fernández betonte gleichwohl, dass ihm die Produktivität und die Entwicklung der argentinischen Wirtschaft am Herzen liegen. Er machte deutlich, dass die Corona-Pandemie und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden kein argentinisches, sondern vielmehr ein globales Problem seien.
Das VW-Werk in General Pacheco mit seinen fast 3000 Beschäftigten ist nun die erste Fabrik in der Provinz Buenos Aires, die seit Verhängung der Quarantäne-Maßnahmen im März wieder die Produktion hochfährt.
Dies geschieht unter Einhaltung eines Gesundheits- und Hygienekonzept, das in Deutschland und China entwickelten Regeln entspricht und mit den hiesigen Behörden und Gewerkschaftsvertretern abgestimmt wurde. Es sieht einen Shuttlebus-Service für Mitarbeiter vor, deren Körpertemperatur auch regelmäßig gemessen wird. Beim Betreten des Firmengeländes erhalten die Beschäftigten zwei Mundschutze. Während der Arbeit sind Abstandsregeln zu beachten. Es gibt eine Einrichtung zur Desinfizierung. Umkleideräume auf dem Firmengelände dürfen nicht benutzt werden.
Fernández würdigte die „deutsche Striktheit“, mit der die Maßgaben umgesetzt worden seien: „Als die Stunde der Wiederöffnung kam, hat man alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, die diese neue Realität erfordert.“
Der Präsident erinnerte bei seiner Rede auch an die Unterredung, die er im Februar dieses Jahres mit Angela Merkel hatte. Bei dem damaligen Treffen in Berlin wusste man noch recht wenig über das Virus. Fernández fragte die Bundeskanzlerin, worauf Argentinien sich einstellen müsse. Die deutsche Regierungschefin habe daraufhin geantwortet: Sie wisse nicht, ob alle die Wahrheit über das Coronavirus sagen. Sie wisse aber sehr wohl, dass das Virus „enorme Konsequenzen“ für den Weltmarkt mit sich bringen werde.
„Sie irrte nicht, und sie war die Einzige, die mir so etwas sagte“, würdigte Fernández nun Merkels Rat. Es sei vor diesem Hintergrund kein Zufall, dass nun eine deutsche Firma Vorreiterin bei der Wiederaufnahme der Produktion sei. Er gehe davon aus, dass VW mit großer Sorgfalt die Einhaltung der Corona-Vorschriften umsetzen werde, sagte der Präsident.
Kicillof meinte, dass Fabriken wie das VW-Werk wieder arbeiten, sei entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung. Gleichwohl war dem Gouverneur wichtig zu betonen: „Man muss die Gesundheitsvorschriften äußerst genau einhalten.“ Die Wiederbelebung der Produktion müsse vonstatten gehen - ohne dass die Ansteckungsgefahr in exzessiver Weise steige. Und bezogen auf die allgemeine Situation fügte er in drastischen Worten hinzu: Eine allzu schnelle Rückkehr zur Normalität wäre „kollektiver Selbstmord“.
Man sollte von daher nur so wenig Aktivitäten wie unbedingt nötig zulassen, argumentierte der Gouverneur und setzte sich auf diese Weise ein wenig von Hauptstadt-Bürgermeister Horacio Rodríguez Larreta ab. Letzterer hat bekanntlich Spaziergänge mit Kindern im Stadtgebiet zu Erholungszwecken gestattet (wir berichteten).
Thomas Owsianski, der Vorstandsvorsitzende von VW Argentina, bedankte sich bei allen Beteiligten, dass die Produktion in seinem Werk wieder beginnen könne: Dies erlaube, die Investitionen in Argentinien umzusetzen, die ein Volumen von fast 1 Milliarde US-Dollar betragen. Owsianski kündigte bei der Gelegenheit die Vorstellung eines neuen Fahrzeugtyps in General Pacheco sowie eine neue Produktionsanlage in Córdoba an. Auch in der dortigen VW-Dependance konnte in dieser Woche die Produktion wieder aufgenommen werden. In Córdoba werden vor allem Getriebe hergestellt.
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