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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Der hohe Überschuss der Handelsbilanz muss erhalten werden

Von Juan E. Alemann

Die Handelsbilanz schloss das Jahr 2019 mit einem Rekordüberschuss von u$s 16,99 Mrd. Das ist im Vergleich mit den Vorjahren ein außerordentliches Ergebnis, das im Wesen durch den akuten Importrückgang erreicht wurde, der eine direkte Folge der tiefen Rezession ist, die das letzte Jahr gekennzeichnet hat.

Trotz der Politik der Exportförderung der Macri-Regierung wurde beim Export kein wirklich positives Ergebnis erzielt. Die Abschaffung der Exportzölle und Exportkontingente, plus einem real hohen Wechselkurs, und andere flankierende Maßnahmen, wie die Verringerung der Hafengebühren, haben die erwartete Exportzunahme nicht herbeigeführt, die ein Grundpfeiler der Wirtschaftspolitik von Macri war. Mit höheren Exporten wäre die Finanzkrise, die Mitte 2018 voll aufgetreten ist, vermieden worden oder auf alle Fälle viel sanfter ausgefallen. Gewiss kann Macri nichts dafür, dass die Ernte von 2018 wegen Dürre viel geringer ausgefallen ist und dabei um die u$s 10 Mrd. an Exporten fehlten. Aber auch ohne dies wäre in den Jahren 2017 und 2018 nur eine ausgeglichene Handelsbilanz erreicht worden, aber kein Überschuss, wie er notwendig war, um die schwelende Finanzkrise zu überwinden.

Die neue Regierung ist sich bewusst, dass der Handelsbilanzüberschuss erhalten werden muss, und die Ökonomen der Regierung wissen sehr gut, dass der Import bei aufstrebender Konjunktur überproportional zum internen BIP-Wachstum zunimmt, und auch, dass die Exporte zunächst bestenfalls leicht zunehmen dürften. Der Überschuss braucht nicht so hoch wie 2019 zu sein, aber er muss ausreichen, um einen bedeutenden Überschuss bei der Leistungsbilanz zu erhalten, bei der zum Warenhandel noch die Dienstleistungsbilanz hinzukommt, die aus Frachten, Versicherungen, Informatikprogrammen und -diensten, Honoraren, Gebühren und Zinsen besteht. Mit diesem Überschuss muss der Abbau der Nettoverschuldung gegenüber ausländischen Gläubigern ausgeglichen werden.

Die Entwicklung des Außenhandels war ab 2012 wie folgt:


Export

In den Jahren 2012 und 2013, und auch vorher schon, wirkten sich die anormal hohen Preise für Ölsaaten und Getreide auf dem Weltmarkt aus, an erster Stelle der von Sojabohne, die zu über u$s 500 pro Tonne gehandelt wurde, nachdem es in den 90er Jahren noch knapp über u$s 200 gewesen waren. China tauchte plötzlich als großer Käufer auf. Doch danach ist der Preis wieder gesunken, war aber mit über u$s 300 pro Tonne immer noch höher als vor der Haussewelle.

China, und andere asiatische Staaten, die in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen sind. haben den argentinischen Außenhandel grundsätzlich verändert. Früher war es schwierig, Weizen zu verkaufen. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts war die Sowjetunion der Hauptkunde, und jetzt exportieren die Nachfolgestaaten, vor allem die Urkaine und Weißrussland, Weizen in hohen Mengen. Ohne China und die anderen Orientstaaten hätte Argentinien jetzt mit dem Weizen ein großes Problem.

Die Sojabohne, die in Argentinien erst ab 1976 aufkam, wobei 1981 die Ernte nur 3 Mio. Tonnen erreichte, sprang erst in den 90er Jahren in die Höhe, als die genetisch veränderte Art und das Glyphosat zugelassen wurden. Ohne den chinesischen Markt wäre es schwierig gewesen, eine Produktion von über 50 Mio. Tonnen abzusetzen.

Die Exporte setzen sich 2019 folgendermaßen zusammen.

Die Rubrik Rohstoffe bezieht sich vornehmlich auf landwirtschaftliche, und darunter an erster Stelle auf Getreide, Ölsaaten und Rindfleisch. Hinzu kommt dann noch Fisch und verschiedene Produkte, wie Tabak, Baumwolle und Obst. Seit den 90er Jahren treten Bergbauprodukte beim Export erhöht auf, an erster Stelle Kupfererz und Gold. Argentinien gehört weltweit zu den größten Goldproduzenten, wobei der Goldexport in vergangenen Jahren gelegentlich den von Rindfleisch überstieg. Jetzt kommt noch Lithium hinzu, das für die nächsten Jahre hohe Exporte in Aussicht stellt, weil Lithium für sehr leistungsfähige und leichte Batterien eingesetzt wird, die bei elektrisch angetriebenem Automobilen und auch bei Wohnungen, die sich mit Sonnenenergie versorgen verwendet werden. Argentinien gehört zu den wenigen Ländern mit großen Lithiumlagern.

Wenn man die Rohstoffe und die Industrieprodukte auf landwirtschaftlicher Basis (Rindfleisch, Speiseöl und Sojamehl u.a.) zusammenzählt, ergibt sich ein Anteil von 63,77% am Gesamtexport. Und wenn man den Export von Gas, Erdölprodukten und elektrischem Strom hinzuzählt, die im Wesen auch Rohstoffe sind, gelangt man auf 70,48%. Die Exporte von rein industriellen Produkten sind gering und beziehen sich hauptsächlich auf Kraftfahrzeuge, die grundsätzlich im Rahmen des kompensierten Austausches nach Brasilien ausgeführt werden. Ohne diesen verwalteten Handel wären diese Exporte viel geringer. Grundsätzlich ist Argentinien ein Exporteur von Rohstoffen, die zum Teil auch verarbeitet werden.

Einmal kann die Rohstoffproduktion noch erhöht werden, und dann muss man sich bemühen, sie in höherem Umfang im Land zu verarbeiten. Es kann mehr Speiseöl statt Ölsaaten exportiert werden, und auch Mehl und Teigwaren statt Weizen, und auch gegerbte Rinderhäute statt rohe. Es könnte auch Kupfer statt Kupfererz exportiert werden. In diesem Sinn muss bei der Welthandelsorganisation (WTO), und auch in den bilateralen Verhandlungen des Mercosur mit der Europäischen Union erreicht werden, dass der Differenzialzoll zwischen Rohstoffen und ihren Industrieprodukten, der allgemein besteht, abgeschafft oder zumindest stark verringert wird. Es fällt auf, wie wenig sich die Regierung um dies kümmert.

Argentinien braucht höhere Exporte. Darüber ist sich die neue Regierung auch bewusst. Nachdem die Strategie der Macri-Regierung hier nicht erfolgreich war, muss man sich dann Fall von Grund auf überlegen und sehen wo man eventuell zusätzliche Exporte schaffen kann, und welche Maßnahmen in diesen Sinn notwendig sind.

In den letzten Jahren ist der Export von Informatik-Software auf über u$s 6 Mrd. pro Jahr gestiegen, und die Macri-Regierung hat diese Tätigkeit durch steuerliche Vergünstigungen letztes Jahr noch mehr gefördert, nach man sich bewusst geworden ist, dass die konkrete Möglichkeit besteht, diese Exporte weiter stark zu erhöhen. Der Streit um die Reglementierung, den die neue Regierung geschaffen hat, sollte kurzfristig überwunden werden. Argentinien hat bisher seinen Export auf seine hohen natürlichen Ressourcen aufgebaut. Zunächst waren es nur landwirtschaftliche, und in den 90er Jahren ist der Bergbau hinzugekommen. Jetzt besteht auch die Möglichkeit Gas zu exportieren, nachdem die Reserven in Vaca Muerta sehr hoch sind. Aber in den letzten Jahren ist auch der Export von menschlichem Talent in Form von Softwareprogrammen und -diensten hinzugekommen, nachdem Argentinien über viele gut ausgebildete und talentierte Menschen auf dem Gebiet der Informatik verfügt. Doch eigentlich sollte die Verfügbarkeit über dieses menschliche Talent auch eine Grundlage für komplexe Industrien darstellen. Das ist jedoch bisher nur ausnahmsweise der Fall gewesen. Argentinische Fachleute von hohem Niveau sind massenweise ausgewandert, und waren oft sehr erfolgreich. Sie haben sich in fortgeschrittene Wirtschaften gut eingegliedert. Aber im eigenen Land hat die Wirtschaftsordnung keinen Platz für sie geschaffen. Gewiss stimmt hier etwas nicht.


Import

Die Importe teilten sich 2019 folgendermaßen auf:

Die Regierung ist sich bewusst, dass der Import nicht stark zunehmen darf, wenn die Konjunktur wieder aufwärts geht. In diesem Sinn ist schon erreicht worden, dass der Import von Brennstoffen und elektrischem Strom 2019 zum ersten Mal in vielen Jahren unter dem Export liegt und minimal ist. Es wird hier mit einem zunehmenden Handelsbilanzüberschuss gerechnet.

Die Beibehaltung eines gesamthaften hohen Handelsbilanzüberschusses erfordert einmal einen hohen realen Wechselkurs, was jedoch schwer vereinbar mit dem Ziel ist, die Inflationsrate stark zu senken und den Reallohn zu erhöhen. In den letzten Monaten ist der reale Wechselkurs schon stark gefallen, und diese Tendenz wird voraussichtlich andauern. Wenn somit die Importbeschränkung über einen real sehr hohen Wechselkurs nicht mehr funktioniert, dann muss man zu direkten Beschränkungen greifen, die Produktionsminister Matías Kulfas zum großen Teil schon ausgearbeitet und mit Unternehmern besprochen hat. Die Devisenbewirtschaftung wird zunehmend verschärft, wobei Kulfas angeblich vermeiden will, das System so willkürlich (und korrupt) zu verwalten, wie es unter Guillermo Moreno zur Zeit der Regierung von Cristina Kirchner der Fall war. Die quantitative Importbeschränkung ist heutzutage angesichts der Vielfalt und auch qualitativ stark differenzierten Zahl der Produkte viel schwieriger als in früheren Zeiten. Dabei stellt sich auch die Schwierigkeit der Preisbestimmung, bei der das Zollamt überfordert ist. Ohne private Mitwirkung bei der Prüfung der beim Import angegebenen Preise, die mit den jeweiligen Marktpreisen verglichen werden müssen, (die dem Zollamt meistens nicht bekannt sind) gibt es keine Lösung.

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